Fjordland – Das Cruise & Hike-Projekt

Turbulent-erlebnisreiche Recherchefahrt in Norwegen – umso mehr sorgte die Mein Schiff 1 von TUI Cruises für genussvolles Wohlfühlen.
Auftaktbild_Fjorde

Outdoor-Ausrüstung anstatt Anzug – auch das ist Kofferpacken für eine Kreuzfahrt. Denn diese Schiffsreise verspricht einige naturnahe Aktiv-Erlebnisse in Norwegen: Nebst der Hauptstadt Oslo werden nämlich Fjord-Destinationen mit feinen Hiking-Möglichkeiten angelaufen. Zum Aufwärmen in Bergen der Hausberg Floyen, in Olden der Marsch zum Briksdal-Gletscher, in Flam eine Talwanderung in Kombination mit der Flambahn und als Höhepunkt der forsche Aufstieg zum stolzen Preikestolen hoch über dem Lyseford bei Stavanger (grosses Bild) – so die Projektplanung. Als komfortables schwimmendes «Basislager» haben wir die Mein Schiff 1 der deutschen Reederei TUI Cruises gewählt.

Es geht nordwärts

Hamburg empfängt die Seefahrer Mitte August mit leichtem Nieselregen, doch beim Auslaufen lugt die abendliche Sonne wieder zwischen Wolkenbänken hindurch und lässt vergessen, dass die fast einstündige Warteschlange beim Check-in im Cruise Center Altona noch Verbesserungspotenzial hat. Die Ausfahrt auf der Elbe Richtung Nordsee, vorbei an den Villen von Blankenese, ist auf Deck genossen ein Erlebnis. Vor allem, wenn dazu ein Glas Sekt ausgeschenkt wird.

Auf Deck verbringen die meisten der rund 2000 Kreuzfahrer (das Schiff ist auf dieser 8-Nächte-Reise ausgebucht) auch den ersten Seetag. Die Mein Schiff 1 zieht unter strahlender Sonne nordwärts, aber nur wagemutige Kids tummeln sich bei bissig-kühlem Wind im Pool. Der Tag erlaubt vor allem die ausgiebige Erkundung des gesamten Schiffs, einen ersten Abstecher in den viel-seitigen Spa und natürlich ein feines Abendessen in einem der verschiedenen Restaurants.

Verlängerung in Bergen

Durch einen verwirrenden Schärengarten steuert die Mein Schiff 1 am nächsten Morgen Bergen an. Die hübsche «Hauptstadt des Fjordlands » schmiegt sich an sieben grüne Hügel (pardon: Berge), auf die wir es nun abgesehen haben: An der Warteschlange bei der Talstation der Standseilbahn vorbei nehmen wir den 330 Meter hohen Hausberg Floyen in Angriff, ein gut dreiviertelstündiger Aufstieg, der mit jedem Höhenmeter den Blick über die Stadt und den Hafen, die verspielte Linie der Bucht und die Schäreninseln weiter öffnet.

Ein schmackhaftes Fischgericht im Fisketorget (Fischmarkt) ist nach dem Marsch die Belohnung für diese Aufwärmrunde, und natürlich darf auch ein Besuch der malerischen Giebelhäuser des berühmten Hanseviertels Bryggen nicht fehlen; die Ansammlung einstiger Kaufmannshöfe ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Und im sehenswerten Hanseatischen Museum erfährt man einiges über den Alltag der deutschen Kaufleute, die hier einst eine wichtige Rolle spielten. Inzwischen hat Regen eingesetzt – Bergen macht ihrem Ruf, die regenreichste Stadt Norwegens zu sein, alle Ehre. Doch es kommt noch besser: Anstatt gegen Abend wieder auszulaufen und weiter nordwärts zu steuern, entscheidet Kapitän Dimitris Papatsatsis, einen weiteren Tag in Bergen zu verbringen: Entlang der Küste baut sich ein heftiger Sturm auf, der mit Beaufort 8 bis 11 eine Weiterfahrt nicht ratsam macht. Die Fahrt durch den Nordfjord und Utfjord tief ins Landesinnere bis nach Olden wird deshalb gestrichen. Damit fällt auch ein erster Projekt-Baustein weg, nämlich die Wanderung entlang des Olden-Fluss zur mächtigen Zunge des Briksdal- Gletschers.

Was war das denn!?

Inzwischen haben wir uns auf der Mein Schiff 1 an das bequeme Premium Alles-Inklusive-Konzept gewöhnt, das TUI Cruises auszeichnet: Nach Herzenslust und ohne Aufpreise schlemmen kann man in vier der sieben Restaurants, inklusive schmackhafte Tischweine. Und in allen Bars und Lounges sind mit Ausnahme einiger Edelmarken die Getränke inbegriffen. Ebenfalls inbegriffen sind das Trinkgeld und die Nutzung der Wellness-Landschaft des Spa – kurz: Premium Alles-Inklusive ermöglicht von Beginn weg eine verlässliche Kostenplanung. Dass die Reederei daneben mit allerlei verführerischen Extras zu Zusatzkäufen animiert, sei ihr nicht verübelt – schliesslich hat man die Wahl.

Vom Sturm, der in der Nacht an der Küste wütete, war im geschützten Hafen von Bergen kaum etwas spürbar. Dafür einiges mehr von einem Zwischenfall am Morgen danach: Es geht gegen neun Uhr – da: Ein lautes «Wumm», der Bug des Schiffes scheint sich leicht anzuheben, um gleich nachvibrierend abzufedern. Ratlos-ängstliche Gesichter im Korridor – was war das denn?! Kurz darauf meldet sich der Kapitän: Die Mein Schiff 1, brav am Hafenkai festgezurrt, wurde von einem rückwärts manövrierenden Kabellegerschiff gerammt. Kräftige Schleifspuren am Bug, möglicherweise gar eine leichte Delle im harten Stahl, sind das Resultat – letztlich aber nur «Blechschaden», wie der Kapitän beruhigt. Trotzdem muss die Versicherung und Lloyd eingeflogen werden, um die absolut problemlose Weiterfahrt des Schiffes abzusegnen.

Schlemmen statt wandern

Der zweite Tag in Bergen und Zeit für gemütliches Schlendern durch stimmungsvolle Quartiere mit ihren typischen Holzhäusern. Auf die mehrstündige Wanderung vom Floyen über die Höhen bis zum Ulriken, dem zweiten Hausberg Bergens, verzichten wir wegen drohender Regenschauer. Dafür geben wir uns umso intensiver den kulinarischen Genüssen hin, die die Mein Schiff 1 klar über dem Durchschnitt positioniert. Für 75 Euro lässt sich ein Gourmet-Paket erstehen, das je ein Degustationsmenü in den drei Spezialitäten- Restaurants an Bord beinhaltet. Das Steakhouse Surf & Turf hat T-Bone, Rib-Eye, Filet oder gegrillten Hummerschwanz auf der Karte, in der Blaue Welt Sushi Bar sind köstliche Maki, Sashimi und Nigri Trumpf und internationale Spitzengastronomie wird im Richards zelebriert – ein kulinarisches Erlebnis.

Doch auch die Inklusive-Restaurants dürfen lobend erwähnt werden: Eine sehr gute Küche zeichnet das Hauptrestaurant Atlantik aus, wo es weder fixe Essenszeiten noch fix zugeteilte Tische gibt. Gerade bei Familien beliebt ist das Buffetrestaurant Anckelmannsplatz, das zu jeder Mahlzeit geöffnet ist und mit sorgfältiger Auslage und einer chinesischen À-la-minute-Station aufwartet. Und stets gut belegt sind das italienische La Vela Bistro und das Gosch Sylt, beide hinten auf Deck 11 Teil des gemütlichen Aussenalster- Bereichs mit Lounge und einer schönen Aussenbar.

Faszination FJORD

Am nächsten Morgen in Flam, lieblich hinten im Aurandsfjord zwischen steilen Berghängen gelegen, kippt der nächste Projekt-Baustein: Die Flambahn, die an imposanten Wasserfällen vorbei hoch nach Myrdal fährt, ist vollständig ausgebucht – aus der mehrstündigen Wanderung zurück (schneller würde es mit einem Mietbike gehen) wird nichts. Alternativ bummeln wir ins nahe gelegene Dörfchen Lunden und von dort wildentschlossen einen Steilhang zu einem Wasserfall mit Ausblick über Tal und Fjord hoch – der Schweiss fliesst in Strömen, obwohl ein giftiger Wind bläst. Die abendliche Ausfahrt aus dem Fjord lässt die ganze Faszination einer Norwegen-Kreuzfahrt aufkommen: Tief in die Bergflanken eingeschnitten, zieht sich endlos der Sognefjord dahin – unser Kreuzfahrtschiff steuert gemächlich an felsigen Steilwänden, grünen Abhängen und verlorenen Siedlungen vorbei, derweil am Himmel drohende Regenfronten und gelegentliche Sonnenblitzer sämtliche möglichen Grautöne entzünden. Der Kapitän meldet sich erneut: Die nächtliche Route südwärts entlang der Küste nach Stavanger drohe wegen Sturmböen etwas ruppig zu werden, doch keine Bange: Er bleibe zusammen mit dem Lotsen die ganze Nacht auf
der Brücke.

Hanseviertel
Weltberühmtes Hanseviertel Bryggen in Bergen.

Altstadtbummel statt Hike

Von ruhigem Schlaf kann in dieser Nacht tatsächlich nicht gesprochen werden: Das Schiff stampft und rollt in der rauen See, ständig begleitet vom einem tosenden Grollen. Zudem macht sich eine aufkeimende Erkältung bemerkbar – Resultat der zu nachlässigen Anpassung an die Wetterkapriolen. Der Bordarzt gibt am nächsten Morgen einige rezeptfreie Medikamente ab und verdonnert zum Inhalieren – er wird dafür 270 Euro auf die Schlussabrechnung setzen. Vor allem aber: An den geplanten Preikestolen-Hike in der Nähe von Stavanger, eine recht happige Tour, ist in diesem Zustand nicht zu denken – auch dieses Projekt fällt aus. Wobei der bewegte Lysefjord und die nebelverhangenen Berge es fraglich erscheinen lassen, ob der steile Aufstieg über Stock und Stein überhaupt ratsam gewesen wäre. So verbleibt der Besuch des Städtchens Stavanger, das mit seinen Altstadthäusern, dem Dom und einem interessanten Ölmuseum zu gefallen weiss – Stavanger gilt als Ölmetropole Norwegens. Gegen Abend bricht natürlich wieder die Sonne durch und verzaubert spitzbübisch die Ausfahrt entlang der lieblichen Schärenküste.

Hauser Flam
Typische norwegische Häuser in Flam.

Das «Wohlfühl»-Erlebnis

Und noch eine Erfahrung: Wenn man etwas groggy ist, schätzt man das «Wohlfühl»-Erlebnis von TUI Cruises umso mehr. Das Schiff ist gross genug für eine breite Hotel- Infrastruktur, aber eben nicht zu gross. Längst sind die Lieblingswinkel ausgemacht, etwa die stimmige Aussenalster-Lounge, wo abends ein Akustik-Trio aufspielt, die Überschau Bar an frischer Luft oben am Pool oder ein Deck höher die Himmel & Meer Lounge mit Blick voraus. Wer Ruhe sucht, mietet sich eine «Entspannungsinsel», windgeschützte Doppelliegen oben auf Deck 14. Und mit Shows im Theater und Sounds in der Abtanz Bar kommt auch das Nachtleben nicht zu kurz. Die Bord-Atmosphäre ist ungezwungen und freundlich, Anzug und Krawatte bleiben zu Hause und als Schweizer hat man bei den mehrheitlich deutschen Gästen rasch einen Stein im Brett. Letzter Stopp in Oslo und Zeit für einen ausgedehnten Stadtbummel, dann ein letzter Seetag vor der Rückkehr nach Hamburg bei bewölktem Himmel und frischem Wind – dass bis vor dieser Woche in Nordeuropa ein Jahrhundertsommer herrschte, vermag inzwischen niemanden mehr zu erschüttern.

Schiff_Aussenalster-Bar
Kaffee an frischer Luft in der Aussenalster-Bar