Hinter Usedom geht es weiter!

Insgesamt 36 Marinas und Yachthäfen entlang der polnischen Ostseeküste und im Stettiner Haff haben sich zum Projekt «Westpommersche Segelroute» zusammengeschlossen.
Yacht

Weitläufig, unberührt, geschützt und erschlossen – so präsentiert sich das neue Segel-Revier. Hinter der hervorragenden Infrastruktur für Yachties steht das Projekt «Westpommersche Segelroute». Viele Häfen im Stettiner Haff und entlang der polnischen Ostseeküste wurden modernisiert oder gar nagelneu erbaut – unsere Segelcrew will das nun sehen.

Auftakt im Stettiner Haff

Allein das grossflächige Stettiner Haff ist einen Törn wert. Unberührte Natur und nette Orte warten auf uns. Tiefergehende Yachten, wie unser 43-Fuss-Boot, finden in gut betonnten Fahrwassern ihren Weg. Svinemünde ist der erste polnische Stopp nach der Anreise. Wir steuern das Nordbecken an, das ehemals von der russischen Marine genutzt wurde. Daraus wurde die grösste Marina Westpommerns – mit renoviertem Klinker-Mauerwerk und schickem Marinagebäude. Nove Warpno, das Häfelchen an der Westküste des Haffs, liegt ganz nah beim deutschen Altwarp. Es ist relativ flach, so dass wir am Steg-Kopf festmachen. Zum Kucken: Die Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Zum putzigen Ortszentrum sind es wenige Schritte. «Ein Platz zum Seele baumeln lassen», erklärt die Crew.

Stettin, oder Szczecin, ist unser nächstes Ziel. Direkt unterhalb der pompösen Stettiner Hakenterrasse, den Waly Chrobrego, liegen wir längsseits. Wir marschieren in die Altstadt, zum Nationalmuseum, und besichtigen das Schloss der Pommerschen Herzöge, wo Katharinadie Grosse geboren wurde. Gruselig wird´s beim Besuch der Unterwelt, des 2500 m2 grossen Bunkers unter dem Hauptbahnhof. Grosses Lob bekommt das urige Columbus-Restaurant, oberhalb der Hakenterrasse gelegen.

Am Südufer des Dammschen Sees reiht sich Marina an Marina: Die Camping Marina verbindet den Campingplatz für Boote mit dem für Zelte und Caravans. Hier gibt es Mittwochsregatta und Konzerte von klassisch bis modern – wir waren leider am falschen Tag da… Im Stettiner Segelzentrum werden besonders Schüler und Jugendliche ausgebildet, im benachbarten Marina Club können sich die Segler bei Squash, Badminton, Tischtennis, an der Kletterwand und im Fitness- Center austoben. Die Marina Pogon ist einer der alteingesessenen Yachthäfen, der hohe Kamin ist die Erkennungsmarke. Hier treffen wir Zbigniew Jagniatkowski, den Projektleiter der Westpommerschen Segelroute – er ist Ansprechpartner für Segler, die das Revier befahren.

Wir verlassen nun den Dammschen See, segeln auf der Oder in das Stettiner Haff und entlang seiner Ostküste. Die kleineren Anleger lassen wir «rechts liegen», um die Dzwina, den östlichen Sund zwischen Haff und Ostsee, zu besuchen. Für uns ist bei Wollin Schluss, denn nur wer unter 12 Meter bleibt, kommt unter den Brücken durch. Im Ort wurden die Kais schmuck gestaltet. Yachten mit bis zu zwei Meter Tiefgang können im kleinen Hafen festmachen. Von der Fischräucherei gleich daneben holen wir Rauchfisch, spannend ist dasWikingermuseum gegenüber vom Kai.

Die polnische Ostseeküste

Nun aber raus auf die Ostsee! Nach Swinemünde segeln wir entlang der Sandstrände und erreichen nach 28 Seemeilen den nächsten Etappenstopp. Auf halber Strecke passieren wir den höchsten Leuchtturm Polens auf der Klippe bei Niehorze. Nach schweisstreibenden 210 Stufen hinauf auf die Plattform geniessen wir den weiten Blick über den Badeort, den See Liwia Luza und das Meer. Der Fischerhafen Mrzezyno liegt an der Rega-Mündung. Gut 300 Meter nach dem Wellenbrecher zeigt sich das blitzsaubere Becken für die Sportschifffahrt. Am Kai kaufen wir Frischfisch direkt vom Kutter. Wir setzen uns in eine der Tavernen nahe der Flussmündung und geniessen Fisch, Fassbier und Sonnenuntergang.

Kolobrzeg ist einer der schönsten Kurorte, mit historischem Kern, und lockt die Crew mit einer modernen und sicheren Marina, gelegen auf der so genannten Salzinsel. Hier steht die Morast Redoute, die Marina-eigene Festung aus den Jahren um 1770. Zur schicken Alt- und Innenstadt verkehrt regelmässig ein umweltfreundlicher Elektro- Minibus. Heute gab es kalten Nebel mit weniger als 100 Meter Sichtweite. Zum Glück waren wir nicht draussen auf See, sondern beim Landausflug, um fast unheimlich anmutende Nebelfotos am Lamno- See zu machen.

Darlowo markiert das östliche Ende der Westpommerschen Segelroute. Die Zufahrt weist der imposante Leuchtturm. Anschliessend können wir längsseits festmachen, inmitten von Fischbuden, Läden, Restaurants und Bars. Fischkutter bieten die beliebten Tagesausfahrten zum Angeln an. Die Altstadt, und erst recht das Schloss, eine der besterhaltenen Burgen Pommerns aus dem 14. Jahrhundert, sind sehenswert. Hier nun drehen wir um. Noch knappe 100 Seemeilen wären es bis nach Danzig, der alten Hansestadt. Zurück nach Usedom sind es grade mal 80 Seemeilen, die wir uns in bequeme Etappen einteilen. Vielleicht führt uns die Rückreise wiederum ins Haff und über den Peenestrom zurück nach Greifswald? Fazit: Die Marinas der Westpommerschen Segelroute liegen in günstigen Distanzen für entspannte Tagestörns. Sie bieten ordentlichen Standard und sind oft zentrumsnah. Nicht nur wegen der günstigen Preise lohnt sich der Törn, sondern besonders wegen des noch recht neuen und unberührten Segelrevieres, das es zu entdecken gibt.

Polnische Segelroute