Sauberer Norden

In Nordeuropa gelten ab 2015 neue Umweltvorschriften – auch die Fähren müssen sich anpassen.
Fjord Line

Die Reduzierung von Luftschadstoffen und CO2-Emissionen ist inzwischen für die gesamte Passagier- Schifffahrt ein aktuelles Thema, um das heute niemand mehr herum kommt (siehe auch cruisetip 1/14). So gelten in gewissen Regionen ab dem 1. Januar 2015 neue, international vereinbarte Grenzwerte, die es verbindlich einzuhalten gilt – so zum Beispiel auch in der Nord- und Ostsee. Hier darf nur noch Dieselkraftstoff mit maximal 0,1% Schwefelanteil zur Anwendung kommen, mithin ein Zehntel des bis anhin erlaubten Wertes. Diese Vorschrift gilt natürlich auch für den wichtigen Fährverkehr in Nordeuropa, wo sich die Reedereien nun etwas einfallen lassen müssen.

Übergangslösung Filter

Konkret heisst das, dass sich auch die Fährschiffe vom bisher verwendeten, mit verschiedenen Schadstoffen behafteten Treibstoff Schweröl verabschieden müssten. Als Alternativen stehen der teurere und längst nicht überall verfügbare Marine- Diesel oder aber, als längerfristig optimalere Lösung, Flüssiggas (LNG, Liquified Natural Gas) im Raum. Viele Reedereien setzen nun aber unter Zeitdruck vorerst auf eine «Übergangslösung», die nicht
beim Treibstoff, sondern bei der Abgasreinigung des Schweröls ansetzt – eine Filteranlage.

Solche Filteranlagen gibt es noch nicht standardmässig, sondern werden jetzt erst laufend für die Schifffahrt entwickelt. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Technologie- Ansätzen: Einerseits eine Art Katalysator, der über eine Entschwefelungsanlage den Schadstoff-Ausstoss der Abgase reduziert. Andererseits sog. «Scrubber», die die Abgase z.B. mit angesogenem Meerwasser «waschen ». Dabei gehen die Schadstoffe neue Verbindungen ein und können ausgesondert werden, das gereinigte
Meerwasser fliesst wieder ab. Immer mehr Nordland-Fähren melden nun den Einbau einer solchen Filteranlage, so etwa Color Line, die alle vier Einheiten auf der Strecke Kiel–Oslo (sowie Hirtshals– Kristiansand, resp. –Larvik) bis Ende 2015 mit Scrubbern ausrüsten will. Auch TT-Line hat bereits ein Schiff mit einem Scrubber ausgestattet und plant, dies auch für die weiteren Fährschiffe zu tun. Das Problem dabei: Solche Anlagen benötigen Platz und Energie, drücken mithin auf die Marge – man muss deshalb tendenziell mit eher höheren Preisen rechnen. Und für die Reedereien wird sich weisen, ob Filter mittelfristig tatsächlich günstiger kommen als Marine-Diesel.

Die Zukunft gehört LNG

Kein Zweifel besteht aber darin, dass die Zukunft dem LNG-Antrieb gehören wird. Vorreiter ist hier die norwegische Fjord Line, deren zwei Fährschiffe Stavangerfjord und Bergensfjord
bereits heute ausschliesslich mit Erdgas betrieben werden. LNG enthält weder Schwefel noch
Schwermetalle und reduziert den CO2-Ausstoss um 20 bis 30% sowie die Stickoxide um ca. 90% im Vergleich zu Schweröl. Fjord Line verkehrt auf der Linie Bergen–Stavanger– Hirtshals sowie auf der Route Hirtshals–Langesund. Auch Scandlines nimmt im Frühjahr 2015 zwei neue Fährschiffe in Betrieb, die mit LNG betrieben sein werden. Color Line äusserst sich im Hinblick auf mögliche Neubauten ähnlich und Stena will die Germanica auf der Strecke Kiel–Göteborg mit einem Methanolantrieb ausstatten.

Color Line