Sven Epiney: Was braucht’s zum Moderator?

Der bekannte TV-Mann gab dem «MICE-tip» Einblicke in seine Arbeit und verriet, wie man es hinters Mikrofon schafft.
FOTO: SRF/OSCAR ALESSIO

MICE-tip: Herr Epiney, seit jungen Jahren stehen Sie im Rampenlicht. Ist Ihnen die Extrovertiertheit in die Wiege gelegt worden?
Ich glaube schon, denn bereits in jungen Jahren spielte ich Theater, machte Zaubershows oder Sketches, ob für die Familie oder innerhalb von Projekten an der Schule. Mit 13 Jahren hatte ich die Chance, an einer Kindersendung im Radio mitzuwirken. Ich nahm auch die Hitparade auf Kassetten auf und moderierte diese dann selber.

Sie haben Promistatus. Gab es Momente, in denen Sie dachten, jetzt wird es mir zu viel?
Sehr selten, denn in der Schweiz sind die Menschen sehr wohlwollend. Sie sprechen mich mit Namen an, wünschen einen schönen Tag, wollen ein Foto machen oder erkundigen sich nach der nächsten Sendung. Grundsätzlich zeigen sie sich interessiert und das immer auf sehr herzliche Art. Ich beklage mich überhaupt nicht, da die Menschen sehr respektvoll und freundlich sind und meistens ein positives Feedback geben.

Könnten Sie sich vorstellen, etwas anderes zu machen?
Ich bin ja Lehrer und habe Juristerei studiert und bin seit jeher sehr vielfältig interessiert. Es gibt immer alternative Wege, die man im Leben gehen kann. Der Weg, auf dem ich jetzt bin, gefällt mir sehr gut. Ich moderiere mit Leidenschaft, da gebe ich mein ganzes Herzblut und so lange ich das gerne mache, bleibe ich dabei. Daneben interessiert mich vieles. Ich lebe im Hier und Jetzt und will das so gut wie möglich machen und gestalten. Wenn sich die Situation ändert, wird es auch andere, neue Wege geben. Ich plane nicht auf fünf oder zehn Jahre hinaus.

Was macht mehr Spass oder fordert Sie mehr – Fernsehen oder Radio?
Beides ist mega toll. Beim Fernsehen braucht es ein Team von acht bis zehn Personen – Licht, Kamera, Ton, Maske, Redaktion usw. –, sonst geht nichts. Im Radio werde ich auch unterstützt, theoretisch könnte ich aber alleine im Studio sitzen, die Technik bedienen und eine Sendung über die Runden bringen. Radio ist das schnellere Medium, man kann jederzeit reagieren. Und es ist sinnlich, denn es ist einzig die Stimme, welche die Inhalte transportiert. Die Synergien zwischen den beiden Medien finde ich interessant und befruchtend.

Gibt es ein Format, das Sie unbedingt mal moderieren möchten?
In der Unterhaltung wollen wir die Leute für einen Moment aus den Alltagssorgen herausholen und mit schönen Bildern und Musik Emotionen schaffen. Manchmal möchte ich gerne auch Zeit für etwas schwierigere Themen haben, dies aber eingebettet in einen mehr oder weniger unterhaltenden Rahmen. Ich spreche von Infotainment – eine Mischung von Information und Unterhaltung. So ein Mix kann durchaus spannend sein und würde mich interessieren.

Was sind die Grundpfeiler einer guten Moderation bei externen Aufträgen?
Man muss wissen, worum es geht und wer die Auftraggeber sind, wofür sie stehen und was sie vermitteln wollen. Und ganz wichtig, wer sitzt im Publikum, welche Mentalitäten sind vorhanden, welche Sprache sprechen die Gäste – dementsprechend muss ich die Moderation gestalten. Die gute Vorbereitung ist das A und O. Wichtig ist mir auch der Respekt gegenüber jedem Gesprächspartner, egal ob es ein CEO ist oder jemand, der durch das soziale Netz gefallen ist. Dann die Authentizität und die Haltung des Moderators. Ich versuche, möglichst immer ich selber zu bleiben und keine Rolle zu spielen.

Welche beruflichen Ziele haben Sie noch?
Neben der Gesundheit und der Familie, die oberste Priorität haben, ist es mein Ziel, immer etwas machen zu können, an dem ich Freude habe und wo ich meine ganze Energie einsetzen kann. Es ist ein grosses Privileg, dass ich das derzeit kann. Fernsehen und Radio entwickeln sich weiter – es bleibt spannend und interessant.

Und wie steht es um weitere Ambitionen bei Ihren Hobbys Schauspielerei und Singen?
Ich durfte über drei Jahre bei 300 Vorstellungen der Niederdorf-Oper mitspielen. Die Zusammenarbeit mit gestandenen Schauspielern war eine tolle Erfahrung und machte viel Spass. Wer weiss, vielleicht ergibt sich wieder mal eine Gelegenheit in diese Richtung. Ich liebe Musik, gehe in Konzerte, ob Pop oder Klassik, und spiele selber Klavier, leider komme ich zu wenig dazu. Was das Singen betrifft: das Pop-Duo Pure Pleasure aus den 90er-Jahren mit mir als Sänger gibt es schon lange nicht mehr (lacht).


Sven Epineys Tipps zum «Traumjob Moderator»

  • An sich selber und an seinen Traum glauben, und daran, dass sich irgendwann eine Chance ergibt.
  • Jede Möglichkeit nutzen, sei es ein Schüler-Radioprojekt, ein Schnuppertag bei einer lokalen Radio- oder Fernsehstation oder ein Studiobesuch.
  • Selber etwas auf die Beine stellen, die Möglichkeiten im Internet sind vielfältig, etwa mit selber produzierten Clips auf Youtube auf sich aufmerksam machen.
  • An Zukunftstagen, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen und bei Kontakten mit Medienleuten seine Arbeiten präsentieren.
  • Die Vielfalt an Ausbildungsangeboten nutzen, wie etwa die Ringier Journalistenschule, das MAZ oder andere medienrelevante Studiengänge.
  • Es gibt kein richtig oder falsch, einfach auf sich hören, ausprobieren und Vertrauen in
    sich selber haben. Das Quäntchen Glück gehört natürlich auch dazu.

Das ganze Interview gibt’s im aktuellen MICE-tip