Zürich Tourismus trotzt China-Einbruch und kann Logiernächte halten

Die Tourismusverantwortlichen halten am Projekt eines Kongresszentrums auf dem Carparkplatz fest. Zudem drückt der Wegzug des Emirs von Katar auf die Luxus-Zimmer-Preise.
V.l.: Martin Sturzenegger (Direktor Zürich Tourismus), Guglielmo L. Brentel (Präsident Zürich Tourismus) und Martin von Moos (Präsident Zürcher Hoteliers). Foto: UH

Die Tourismusregion Zürich, die sich von Baden und Winterthur über die Stadt Zürich und die Flughafenregion bis nach Rapperswil und Zug erstreckt, verzeichnete im letzten Jahr 5,62 Mio. Logiernächte (+0,2%). Damit bleibt Zürich gemessen an den Hotelübernachtungen die stärkste Tourismusregion der Schweiz. Die Binnenlandreisenden aus der Schweiz sind mit weit über einer Million Hotelübernachtungen (+2,5%) der grösste Markt. Die Stadt Zürich zählte knapp 3 Mio. Logiernächte (+0,3%), auf die Subregion Zürich (Stadt plus Flughafengemeinden, Limmattal und Knonaueramt) entfielen 4,38 Mio. Übernachtungen (+1%). Hier war vor allem die Flughafenregion Treiber für das Wachstum. Nach langer Durststrecke hat die Anzahl Übernachtungen bei Gästen aus Deutschland erstmals wieder zugenommen (+0,2%), was von Martin Sturzenegger, Direktor Zürich Tourismus, mit grosser Freude vermeldet wird. Abgenommen haben hingegen wichtige Märkte in Übersee wie Brasilien (-18%) oder China (-17,2%). Bei China waren vor allem Visa-Schwierigkeiten und Terrorangst die auslösenden Faktoren. Durch die Rückkehr des Emirs von Katar und seiner Entourage in den Mittleren Osten verlor Zürich auf einen Schlag rund 30’000 Logiernächte im Luxushotel-Segment, was den Druck auf die Zimmerpreise in dieser Kategorie erhöht hat.

Investitionen in Content und digitale Verbreitung
Die Verantwortlichen von Zürich Tourismus – einer übrigens privaten Organisation – sprechen von einer erfolgreichen Vermarktung Zürichs, nachdem man Geld nur noch in Content/Inhalte und eine entsprechende digitale Verbreitung investiere, nicht aber mehr in normale Kampagnen. Man will weiterhin auf diese Strategie setzen und Aktivitäten nur in Zusammenarbeit mit allen involvierten Parteien wie etwa den Zürcher Hoteliers und unter Einbezug der Bevölkerung entwickeln und umsetzen. Die Vorzüge wie kurze Wege, zentrale Lage, gute Anbindung, internationale Firmen, hohe Lebensqualität und ein tolles Hotel- und Gastronomie- sowie Kultur-Angebot seien die USPs der Stadt und Region, so Guglielmo L. Brentel, Präsident von Zürich Tourismus. Er setzt weiterhin auf ein Kongresszentrum für mehr als 1300 Personen auf dem Carparkplatz beim Hauptbahnhof, das auf private Initiative ermöglicht werden soll. «Die Hälfte des möglichen MICE-Geschäfts geht an uns vorbei, sogar innerhalb der Schweiz, geschweige denn international, können wir nicht mehr mithalten. Auch der Flughafen muss ein gesundes Wachstum erzielen können. Die Nachfrage ist da und mit den neuen Überseemärkten werden immer mehr Touristen mit dem Flugzeug anreisen», so Brentel.

Druck auf Hotelpreise und eine neue Lehre gegen Fachkräftemangel
Dass man trotz erschwerter Bedingungen die Zahl Logiernächte habe halten können, sei überaus positiv, erklärt Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers. Der Druck auf die Hotelpreise habe sich jedoch weiter verschärft, vor allem im Luxussegment, gesamthaft seien die Durchschnittspreise um rund 3% gesunken. Im Fünfstern-Segment von CHF 400 auf CHF 386. «Bis 2019 werden wir in Zürich 2300 neue Hotelzimmer bekommen und das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten via Airbnb wird von heute 3000 weiter steigen. Das wird den Preiskampf und die Konkurrenzsituation verschärfen. Andererseits treibt es bisherige Hotels an, viel in Erneuerungen zu investieren. Neue Marken können auch alte Märkte, wie etwa Deutschland, wieder beleben», so von Moos. Viel verspricht er sich von der neuen Lehre Hotelkommunikationsfachfrau/-mann, mit der man dem Fachkräftemangel entgegenwirken könne. Das Interesse für die in diesem Sommer erstmals startende Ausbildung sei jedenfalls gross. Wichtig ist ihm auch, dass die Hotels die Preishoheit behalten und OTAs sowie Buchungsplattformen wie Booking.com Paroli bieten.

2017 im Zeichen von Essen und MICE
Im laufenden Jahr setzt Zürich vor allem auf die Schwerpunkte Essen und MICE. Die Food Zürich soll weiter entwickelt und internationaler werden. Die Stadt soll als Gastronomie-Ziel an Gewicht gewinnen, die Voraussetzungen dazu seien gegeben. Kaum eine andere Stadt habe einen Ausländeranteil von 30%, was sich auch im gastronomischen Angebot ausdrücke. Im MICE-Segment gehe es darum, nach der Schliessung des Kongresshauses Alternativen aufzuzeigen und sich bereits um die Vermarktung des 2019 eröffnenden The Circle zu kümmern. Hoffnungen setzt Sturzenegger auch auf die neue Flugverbindung von Air China, die nach langer Abwesenheit ab 7. Juni wieder von Peking nach Zürich fliegen wird.