TUI als Wegbereiter in China (Ausgabe 2007-16)

Pionier seit 2003: TUI China ist das erste Touristik-Joint-Venture mit ausländischer Mehrheit. Der Schweizer CEO Marcel Schneider gewährt Einblicke.

Herr Schneider, wie ist die Stimmung in China?
Touristisch gesehen gibt es keinen besseren Ort: dieser Wille, diese Aufbruchstimmung, dieses Land, um das keiner herumkommt!

China liegt im Trend. Es muss gut laufen für ein Unternehmen mit Kerngeschäft Inbound.
Wir haben letztes Jahr überdurchschnittliche 65 Prozent zugelegt! Der Trend wird anhalten. Wir entwickeln innovative Produkte und akquirieren neue Kunden.

In der World of TUI?
Unser Inbound-Geschäft stammt hauptsächlich aus der Schweiz, aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien, Benelux, aber nur zu 75 Prozent aus der World of TUI. Wir erschliessen neue Quellmärkte wie Australien, Thailand und die USA.

Was bieten Sie Ihren Kunden, den Reiseveranstaltern?
Von Reiseleitern über Transfers und Hotels bis zu Rundreisen alles; für Individual-, Gruppen- und Incentive-Reisen.

Im Vergleich zu staatlichen Konkurrenten wie CITS hat TUI China wenig Erfahrung.
Wir sind die Mischung aus chinesischem Destinationswissen und westlicher Servicequalität. Das Beste von China und dem Westen!

Findet sich genügend qualifiziertes Personal?
Beim rasanten Wachstum Chinas ist das nicht einfach. Wir bezahlen aber gute Löhne und individuelle Boni. Sozialleistungen und Weiterbildung liegen über Durchschnitt. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wir rekrutieren gern ab Uni. Junge Leute kann man noch auf westliche Qualitäts- und Serviceansprüche formen. Erfahrene Leute, die wir etwa als Reiseleiter brauchen, suchen wir punktuell aus. Sie sind mehrsprachig, kennen die Schwachstellen – und die Ansprüche westlicher Touristen. Junge Chinesen sind ambitioniert, hart arbeitend und loyal – aber in erster Linie dem Lohn gegenüber, nicht unbedingt dem Unternehmen.

Wie kommt Ihre Firma mit der Kultur zurecht?
Wir sind Gast in einem faszinierenden Land. Man muss dieser Kultur Rechnung tragen, ohne die eigene zu negieren. Das ist nicht einfach. So ist der Umgang mit Leistungsträgern und Mitarbeitern viel weniger
direkt, Führungsaufgaben sind zeitintensiv, um Preise wird gefeilscht.

TUI China ist das erste Joint Venture mit ausländischer Mehrheit. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Sowohl als auch. Jede Pionierarbeit ist mit Zusatzaufwand verbunden. Aber der Erste hat auch Vorteile, etwa den Bekanntheitsgrad. Es gibt nur ein Original, aber viele Kopien.

Sind Sie Wegbereiter für nachfolgende westliche Firmen?
Sicher. Wir müssen um Bewilligungen kämpfen, andere erhalten sie dann einfacher. Vor allem sammeln wir aber Erfahrung für die World of TUI, für die wir Brückenfunktion ausüben.

Wie profitiert TUI davon?
1,3 Milliarden Chinesen dürfen erst seit 1999 reisen. Erst zog der Binnenmarkt an, nun reisen schon 23 Millionen ins Ausland – wegen Visumproblemen oft nur bis Hongkong, Macao oder Thailand, immer öfter aber auch in den Westen. Erst machen sie wie einst die Japaner acht Länder in zehn Tagen, doch schon bald sind Themen und das höhere Segment gefragt. Genau darauf wird die World of TUI dank uns vorbereitet.

Dank Ihren Domestic- und Outbound-Erfahrungen?
Im Outbound haben wir ja, mit Vertriebspartnern, viele Delegations- und Regierungsreisen. Die schätzen unsere  Qualität.

Outbound ist in China aber noch protektioniert.
Wir können das nur dank Kooperationen machen. Eine Lizenz gibt es bisher nicht, auch Zweigstellen dürfen wir keine haben. Doch die Öffnung wird kommen.

2008 gibts die Olympiade, 2010 die Expo in Shanghai.
Die Olympiade im August ist für unser Geschäft eher schlecht. Doch danach dürften wir profitieren. 2010 bringt uns mehr, da die Expo sechs Monate dauert und nicht nur drei Wochen wie die Olympiade.

Kann die chinesische Infrastruktur die Touristenmassen bewältigen?
Strasse, Bahn und Flugwesen werden ständig ausgebaut. Auch die Hotels investieren viel. Wir sind zuversichtlich.

Bernhard Sutter, China

Schneider und TUI China
Marcel Schneider, 44, führt TUI China mit Sitz in Peking seit 2005. Er hat von Martin Buese (Gründer Gebeco) übernommen und die DMC, an der China Travel Service CTS 25 Prozent hält, ausgebaut. Sie zählt über 70 Angestellte und 20 Reiseleiter. TUI China bietet auch Domestic und Outbound, speziell für Delegationen. Die Referenzliste reicht von Audi über den Staat bis Sony. Schneider war zuvor GM von Diethelm Travel in Bangkok. Die TUI-Gruppe setzt 18 Milliarden Euro um.    

SUT

TUI China setzt auf Sanya
Diese Wintersaison hat TUI China Chinas Tropenparadies Sanya gepusht. Schneider: «Atmosphäre und Hotels haben den Zuschnitt für europäische Strandurlauber.» Nachdem diese Mauritius, Phuket und Bali kennen, sind sie offen für Neues. Linienflüge via Hongkong haben als Erstes skandinavische TUI-Touristen auf die Insel (Breite Hawaii) gebracht. Die Erfahrungen werden jetzt ausgewertet. Der Trend: Sanyas Besucherzahl ist letztes Jahr um 40 Prozent gewachsen.    

SUT