Woher soll der Top-Nachwuchs für die Branche kommen?

Tourismus-KV kritisiert die Absenz der Branche an Berufsmessen.

Lernende wollen nicht nur eidgenössische Abschlüsse erzielen, sondern auch über die gesamte Tourismus-Branche informiert sein. Doch gemäss Bernard Kohli von der Schweizer Handelsschule für Tourismus hapert es da aber gewaltig. Weshalb? «Auf keiner Berufsmesse ist irgendein touristischer Verband vertreten. Vom Schweizer Reise-Verband bis hin zum Tourismus-Verband glänzen alle mit Abwesenheit. Für die viertgrösste Branche im Land ist das beschämend», erklärt Kohli.

Es stelle sich hierbei die Frage, wie denn die Branche an gute Bewerber kommen wolle, denn einerseits würden wir uns in einer demografischen Talsohle befinden, und andererseits seien viele kleinere Branchen mit ihren Verbänden an den Messen vertreten, informieren die Jungen über die Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten und bemühten sich intensiv um den
Nachwuchs – im Gegensatz zur Reisebranche.

Dass oft eine regelrechte «Jagd» von gewissen Branchen auf die jungen Nachwuchshoffnungen stattfindet, ist ein offenes Geheimnis. So werden viele Lehrstellen in der Schweiz viel zu früh vergeben. Absprachen zwischen den Lehrbetrieben in Sachen frühestem Termin zur Lehrstellenvergabe wären zwar ein Gegenmittel – doch viele Betriebe
halten sich nicht daran. Das Vorpreschen hat jedoch auch eine Kehrseite: Indem sich die Jugendlichen dermassen früh für einen Beruf entscheiden müssen, ist das Risiko eines Lehrabbruchs relativ hoch.

Mittlerweile hält die Reisebürobranche noch 1,6% aller Lehrverhältnisse in der Schweiz (Statistik von 2015) – Tendenz sinkend. «Es droht, dass die rein touristischen Abschlüsse mit dem weiterhin schwindenden Lehrstellenangebot bedeutungslos werden», so Kohli. Was ist dagegen zu tun? «Allenfalls könnten die Verbände zusammengelegt werden wie auch die eidgenössischen Abschlüsse zur Branche Tourismus.»