Direkt vom IPW in Washington: US-Tourismus gibt sich kämpferisch

Brand USA hofft, im nächsten Budget-Vorschlag wieder aufzutauchen. In der Zwischenzeit setzt die Marketingorganisation alles daran, dass sich Touristen im Land willkommen fühlen.
V.l.: Elliott L. Ferguson (CEO Desination DC), Chris Thompson (CEO Brand USA), Muriel Bowser (Bürgermeisterin Washington D.C.), Roger Dow (Präsident U.S. Travel Association) mit Jeffrey Herbst (CEO Newseum). (Fotos SJ)

Nicht immer lässt sich der Tourismus sauber von der Politik trennen – schon gar nicht am aktuellen International Pow Wow, der wichtigsten nordamerikanischen Tourismusmesse, die gerade in Washington D.C. stattfindet. Und so überraschte es auch nicht, dass die erste Frage an Brand-USA-CEO Chris Thompson an dessen Pressekonferenz war: «Wie gehen Sie mit der Trump-Regierung um?»

Hintergrund: Für Brand USA, die öffentlich-private Vermarktungsagentur des US-Tourismus, sind im aktuellen Budgetentwurf von Präsident Trump keine Fördergelder mehr vorgesehen. Es geht um USD 100 Mio. – im Fünf-Billionen-Dollar-Budget eine Randnotiz, für den Tourismus in die USA absolut matchentscheidend. Deshalb werden die Verantwortlichen von Brand USA in diesen Tagen auch nicht müde, die Vorzüge ihrer Organisation gebetsmühlenartig zu wiederholen: vier Millionen zusätzliche Touristen in den letzten vier Jahren, die USD 14 Mia. ausgegeben haben und die Wirtschaft mit insgesamt USD 30 Mia. ankurbeln, und 51’000 zusätzliche Jobs, alles dank Brand USA.

“Brand USA is here to stay!”

Aber zurück zur gestellten Frage, wie man mit der neuen Regierung umgehe. Sowohl Brand USA als auch die U.S. Travel Association zeigen sich zuversichtlich, dass das Budget noch angepasst wird, schliesslich handelt es sich erst um einen Entwurf. Dass der Kongress vor drei Jahren eine Verlängerung des Programms mit 347 zu 57 Stimmen befürwortet hat, zeigt, dass es Brand USA Befürworter in beiden politischen Lagern hat.

Aloe Blacc ist der Botschafter des neuen Films von Brand USA.

Entsprechend kämpferisch geben sich die Verantwortlichen. «Brand USA is here to stay!» proklamierte Roger Dow, Präsident der U.S. Travel Association. Und Brand-USA-Chef Thompson versprach, den Fuss nicht vom Gaspedal zu nehmen. Im Gegenteil: Er kündigte einen neuen Promo-Film an, in dem der amerikanische Musiker Aloe Blacc durch die Städte und ihre musikalische Geschichte führt.

Vor allem aber will man den ausländischen Touristen zeigen, dass sie willkommen sind – etwa indem man die «Market the Welcome»-Initiative an den Flughäfen weiterführt, oder indem in einer neuen Social-Marketing-Kampagne namens «One big welcome» normale Bewohner des Landes aufzeigen, welche Highlights sie den Touristen ans Herz legen wollen. Denn, so Thompson: «Wir können 100 Dollar oder 100 Millionen Dollar ausgeben; solange sich die Gäste nicht willkommen fühlen, ist das Geld verschwendet.»

US-Handelsminister Wilbur Ross. (Foto SJ)
US-Handelsminister Wilbur Ross.

Eher verhaltenen Applaus holte sich US-Handelsminister Wilbur Ross bei seinem Auftritt am ersten IPW-Lunch ab. Er versicherte den Teilnehmern aber, dass die neue Regierung die Bedeutung des Reisesektor im Hinblick auf die Wirtschaft, die Bildung und das Zusammenbringen von Menschen durchaus anerkenne. Erste Priorität habe stets die Sicherheit der US-Bürger, aber deshalb wolle man sich nicht abschotten. «USA is open for Business», stellt Ross klar.

Wie gross der Einfluss der Trump-Regierung auf die Nachfrage ist, lässt sich anhand konkreter Zahlen noch nicht sagen. «Wir sehen aber keine klaren Anzeichen, dass die Besucherzahl aufgrund der neuen Administration abnehmen würde», sagt Thompson. Auch stellt er klar: «Rechtlich gesehen hat sich bei den Einreisebestimmungen bisher überhaupt nichts geändert!»

Hört man sich in den Messehallen um, ist hier und da aber schon von einer Stagnation oder einer rückläufigen Nachfrage die Rede. Entscheidender als der Trump-Faktor sei dabei aber der US-Dollar, der etwa im Vergleich zum Euro oder zum Pfund an Stärke gewonnen hat. (SJ, Washington D.C.)