Vor Lanzarote: Unterwassermuseum mit bedrückenden Themen

Ab dem 1. Januar 2017 können die Unterwasserinstallationen des britischen Künstlers DeCaires Taylor von Tauchern besichtigt werden.

Das Unterwassermuseum liegt in zwölf Meter Tiefe im Südwesten Lanzarotes am Boden des Atlantiks. Der Künstler Jason de Coires Taylor, der berühmt wurde durch Unterwasserinstallationen vor den Küsten Yucatans und Grenadas, hat Figuren aus Beton erschaffen und im Meer versenkt. Doch die Themen sind bedrückend: So nahm der Künstler Bezug auf aktuelle Themen wir die Flüchtlingskrise: Eine seiner Installationen heisst «Floss von Lampedusa» . Beklemmend echt starren die Skulpturen auf dem Schlauchboot am Boden des Meeres ins Nichts, halten ihre Knie eng umschlungen und Kinder lehnen ihre Köpfe an den Sitznachbarn. Die Skulpturen faszinieren und beängstigen gleichermassen – und die Eindrücke sind auf dem Meeresboden umso intensiver.

Viele Bewohner von Lanzarote standen dem Künstler Modell für die Figuren. DeCaires Taylor erschuf deren Doppelgänger aus Beton, die nun den Meeresboden vor der Atlantikküste bevölkern. Dereinst sollte das Ziel sein, dass eine Interaktion zwischen der Natur und den Betonskulpturen entsteht: Mit der Zeit werden Meerespflanzen die Skulpturen überziehen und – viel, viel später – allenfalls sogar Korallenformationen darauf entstehen.

Kunst oder Kommerz? Vom ersten Meeresmuseum Europas erhoffen sich die Politiker Teneriffas auf jeden Fall eine massive Steigerung an Tauchtouristen. Momentan besuchen jährlich um die 100 000 Taucher die kanarische Insel; in einigen Jahren soll sich dank der Unterwasserinstallation deren Zahl um das Siebenfache ansteigen. Für die Tauchgänge braucht es lediglich das Open Water-Zertifikat, da das Museum nicht die Grenze von 18 Meter unterschreitet, die nur für fortgeschrittene Taucher – also mit einer Advanced-Lizenz – besucht werden könnte. Bei klaren Verhältnissen können die Skulpturen auch von Schnorcheln an der Wasseroberfläche gesehen werden. Das Unterwassermuseum eröffnet am 1. Januar 2017.