Zümpel: «Wir wollen Kuoni wieder top positionieren»

Bei DER Touristik in Frankfurt wurde die Strategie für den Markt Schweiz präsentiert.
Dieter Zümpel vor dem DER-Logo.

Kaum hat Kuoni die vertraglich aufgezwungene Umfirmierung des rechtlichen Firmennamens auf DER Touristik Suisse AG bekanntgegeben, präsentiert Schweiz-Chef Dieter Zümpel am DER-Hauptsitz in Frankfurt sein speziell für die Marke Kuoni implementiertes Team. Die 13-köpfige Equipe – alles deutsche Mitarbeitende von DER, da aus Zürich niemand das Angebot angenommen hatte, in Frankfurt zu arbeiten – steht seit August 2016 unter der Führung von Mike Lehmann (44). Dieser blickt auf 23 Jahre Branchen-Erfahrung zurück und war zuletzt bei Meiers Weltreisen. Lehmann rapportiert direkt an Verda Birinci-Reed, seit genau eineinhalb Jahren Chefin Tour Operating (Kuoni und Helvetic Tours) in Zürich.

Das Team produziert exklusiv das Kuoni-Produkt und ist derzeit am Feinschliff der neuen, über 40 Kataloge 2017/18. Dies wird in enger Absprache mit den fünf Market Managern sowie dem Sales Team in Zürich koordiniert. Es mache mehr Sinn, das Produktionsteam am weltweiten Einkaufs-Hauptsitz zu haben statt in der Schweiz, heisst es bei DER. Dadurch könne man die Synergien voll ausschöpfen, während die Marktbeobachtung und die wichtigen Hinweise in Zürich bestens aufgehoben seien. Zwischen Zürich und Frankfurt finde ein sehr grosser, permanenter Austausch statt, vermehrt auch mit dem Fremdvertrieb, also den Agenten. Die Helvetic-Produktion werde indes nach wie vor in Zürich gemacht.

Noch keine schwarzen Zahlen in 2017
Schweiz-Chef Zümpel, selber erst seit knapp acht Monaten in der Verantwortung, räumt die grosse Marktschwäche der Unternehmung ein. 2015 – DER hatte im September den Deal abgeschlossen – und 2016 waren Jahre mit tiefroten Zahlen. Auch 2017 erwarten weder Zümpel noch sein direkter Vorgesetzter, Europa-Chef René Herzog, schwarze Zahlen. Gemäss Zümpel liege das Ergebnis per Ende Juni 2017 bei einem Minus von rund CHF 500’000, was er bereits als einen Erfolg oder zumindest eine klare Trend-Umkehr wertet. Zümpel räumt aber ein, dass diese Ergebnis-Verbesserung vor allem auf eine Steigerung im Bereich Kosten-Effizienz zurückzuführen sei und weniger auf eine gesteigerte Umsatz-Performance.

Der Abwärtstrend bei Kuoni konnte laut Zümpel aufgefangen, ja gestoppt werden. Er spricht von einer deutlichen Stabilisierung der Situation. Für Herzog geht das auf, auch wenn der 3-Jahres-Plan ab 2018 ein Break-even-Resultat vorsieht. «Wir haben langfristig investiert und nehmen uns gerne die Zeit, weil wir sehen, dass die Richtung stimmt. Bereits konnten in der Schweiz die Kosten signifikant gesenkt werden.»

Mit Phoenix Unlimited beginnt eine neue Ära
Die Umsatzeinbusse war insbesondere bei der Marke Kuoni und Manta zu spüren, also speziell für Indian Ocean und Asien. Diese beiden Marken wurden auf das IT-System Phoenix Unlimited für die Modular-Produkte migriert. Bekanntlich gab es da erhebliche technische Buchbarkeitsprobleme, wie Herzog unverholen zugibt. Dennoch steht Herzog zum Entscheid, bei Kuoni die DER-Systeme – anstatt Komet und Tango – eingeführt zu haben. Helvetic wurde auf Blank gewechselt, das habe perfekt geklappt. Mit Phoenix Unlimited beginne jedoch jetzt eine neue, weitaus bessere Ära, verspricht er. Noch habe das System nicht die 100%-Leistungsfähigkeit erreicht, aber die Situation verbessere sich in diesen Wochen stark. In Deutschland, so Herzog, sei die Buchungslage für den Winter brilliant, Zümpel sagt, in der Schweiz laufe es bereits gut. Generell seien Helvetic Tours, die Spezialisten-Marken und die über 80 Filialen auf Wachstumskurs. Die Herausforderungen sind vor allem bei den Veranstaltern Kuoni und Manta vorhanden.

Buchbarkeit soll besser werden
Auf das Buchbarkeitsdatum vom 4. August – Erscheinung und Auslieferung der Kataloge in der Schweiz – würden sowohl die Produkte als auch die Buchbarkeit wesentlich verbessert sein, ist auch Birinci-Reed überzeugt. Kuoni heute sei kein Vergleich zur Lage vor einem Jahr. Im August erlebt auch die Website Kuoni.ch einen Relaunch. Das Fulfillment der Online-Buchungen werde jetzt nach einer geografischen Verteilung regional in die Filialen verlagert. Dies sei ein einzigartiges, neues Projekt und die Reaktionen seitens der Kunden darauf hervorragend. Nicht zuletzt will Kuoni mit äusserst attraktiven Preisen am Markt punkten.

So schweizerisch ist Kuoni
«Kuoni ist viel schweizerischer, als es die Konkurrenz wahrhaben will», sagt Zümpel.
Von den insgesamt 1200 Mitarbeitenden hätten 1060 einen Schweizer Pass, das seien 88%, bemerkt der aus Bremen stammende Vertriebs-Spezialist. Für September kündigt Zümpel Feierlichkeiten zu 111 Jahre Kuoni an, dies mit attraktiven Geburtstags-Angeboten für die Kunden. Und für die Reisebüros gibt es am 27. August am neuen Hauptsitz in Altstetten ein grosses Sommerfest.

Mehr Informationen zu Kuoni/DER Touristik Suisse lesen Sie im heute erscheinenden TI und in der nächsten Ausgabe, die aufgrund des Sommers in zwei Wochen erscheint. (AH, Frankfurt)