Air Berlin: Mit 782 Millionen Euro Verlust offen für neue Partnerschaften

Die Überlebensfrage stelle sich für Air Berlin jedoch nicht, stellte CEO Thomas Winkelmann klar – die Airline sei liquide.
Air Berlin Airbus A321-200

Air Berlin gab heute Freitag ihre Finanzergebnisse des Geschäftsjahres 2016 und des ersten Quartals 2017 bekannt. Dass die im vergangenen Herbst beschlossene Umstrukturierung und Auslagerung des Ferienfluggeschäfts negativ zu Buche schlagen würde, wurde allgemein erwartet. Doch der Verlust 2016 fiel massiv höher aus als befürchtet: EUR 781,9 Mio. Infolge der notwendigen Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von EUR 334,8 Mio. für den Übergang in die neue Air Berlin verschlechterte sich das EBIT auf EUR -667,1 Mio. (Vorjahr: EUR 307 Mio.) In den Zahlen ist der Deal mit Niki bereits einberechnet.

Auch für das erste Quartal 2017 sieht es nicht besser aus: Einem Umsatz von knapp EUR 650 Mio. steht ein Nettoergebnis von EUR -293,3 Mio. gegenüber. Das EBIT brach gegenüber 2016 nochmals um EUR 100 Mio. auf EUR -272,3 Mio ein.

«Dieses Ergebnis ist natürlich hochgradig unbefriedigend», gab der seit Februar als CEO amtierende Thomas Winkelmann unumwunden zu. Das ehemalige Ziel, eine «eierlegende Wollmilchsau der Lüfte» zu erschaffen, habe ganz klar eine Bruchlandung erlitten. Dennoch sei ein Grounding kein Thema; Air Berlin sei liquide. «Ich bin angetreten, um aus dem defizitären Hybrid-Carrier eine fokussierte, kosteneffiziente Netzwerk-Airline zu gestalten.» Das heisse auch, über die bestehende Strategie hinaus neue Möglichkeiten auszuloten.

Und wie könnten diese Alternativen aussehen? «Es gibt keine Tabus. Alles, was Air Berlin zum Erfolg führen kann, werden wir prüfen. Wir sind auch offen für neue Partnerschaften», erklärt Winkelmann. Mit Lufthansa? Schliesslich sei deren CEO gemäss deutschen Medien an direkten Verhandlungen interessiert und Angela Merkel reise dieses Wochenende nach Abu Dhabi. «Wir haben keine Präferenzen – alles, was strategisch und kommerziell Sinn macht wird geprüft.» Und dies offenbar schneller als geplant: Bereits in den nächsten Wochen und Monaten sollen nächste Schritte folgen. Ist das Management demnach zeitlich unter Druck? «Wir setzen uns den Druck höchstens selber», so der Air Berlin-CEO. Der Plan zum Umbau der Air Berlin sei richtig – aber er reiche noch nicht aus. «Wir müssen hier allenfalls nochmals ein Prikett drauflegen», kündigt Winkelmann an. Ob er damit zusätzliche Investoren, eventuelle Codeshare-Verbindungen mit anderen Airlines oder gar eine komplette Übernahme von Air Berlin ins Auge fasst, lässt Winkelmann offen.

James Hogan, CEO von Etihad, liess derweil verlauten, man werde Air Berlin weiterhin bei ihrem Restrukturierungsprozess unterstützen. «Die Finanzergebnisse zeigen, dass substantielle Arbeit geleistet werden muss, aber ich glaube daran, dass die im September 2016 vorgestellte Strategie die richtige ist», erklärte Hogan.

Weitere Bauchschmerzen verursacht Winkelmann die Lage am Flughafen Berlin-Tegel. Durch die Streiks des Bodenpersonals seien rund 4 Mio. Passagiere betroffen gewesen. «Weit prägender als der finanzielle Schaden ist, dass die emotionale Wahrnehmung von Air Berlin bei den betroffenen Passagieren gelitten hat», gibt Winkelmann zu Bedenken. Zudem sei die Infrastruktur des Flughafens nicht für das angestrebte Wachstum auf der Langstrecke geeignet – Air Berlin sei von diesen Kapazitätsengpässen mehr als alle anderen Airlines betroffen. «Deshalb werden wir bis zur Eröffnung des Flughafens Berlin voll und ganz auf Düsseldorf fokussieren», sagte Winkelmann.