SRV-Präsident Max E. Katz blickt in die Branchenzukunft

Beeindruckende Rede des wiedergewählten Branchenpräsidenten zu Digitalisierung, Overtourism und Globalisierung – hier in der Kurzfassung.
Max E. Katz: «Der Umgang der Lufthansa Group mit ihren langjährigen Vertriebspartnern ist befremdlich.» © TRAVEL INSIDE (AH)

Digitalisierung

Kein Unternehmen, so Max E. Katz, könne sich leisten, sich nicht für die in seinem Unternehmen richtigen Lösungen einzusetzen. Beispielsweise würde heute die Kundschaft mobile Auftritte verlangen, obschon nach wie vor 89 Prozent der Buchungen via PC oder Laptop getätigt werden. Die bedeutende Konsequenz der Digitalisierung ist die Machtkonzentration auf globaler Ebene von einigen wenigen dominierenden Unternehmen, welche sich mehr und mehr vertikalisieren. Katz sprach hier von Booking Holdings mit einem Buchungsvolumen von 81 Milliarden USD oder von der Expedia Group mit 91 Milliarden USD. Wie soll man sich verhalten, stellte Katz die Frage. Man müsse den Mut haben, Transformationen anzustossen, neue Köpfe ranzulassen, ohne die Verantwortung dafür abzugeben. Man müsse die Angst überwinden, Investitionen zu sprechen, um Erfahrungen zu sammeln, auch wenn ein Erfolg nicht garantiert sei. Gleichzeitig müsse man das bestehende Geschäft neu aufstellen und in neue Bereiche vorstossen.

Overtourism

Den Overtourim beurteilt Max E. Katz sehr differenziert: Vielen schlechten Beispielen stünden wenige gute Lösungen gegenüber. Natürlich sei sich der Grossteil der Branche einer gewissen Mitverantwortung bewusst und würde sich auch an geeigneten Lösungsansätzen beteiligen. «Eins muss jedoch allen klar sein: die grosse Herausforderung ist der unorganisierte oder auch unkontrollierte Tourismus, der mit der zunehmenden Bedeutung der Sharing Economy einhergeht.»

Globalisierung

Beim Thema Globalisierung sprach der SRV-Präsident insbesondere die aufstrebenden Kräfte an, welche er als Nationalisten und Populisten bezeichnete. Gerade die Reisebranche lebe davon, dass deren Gäste sich in der Welt frei bewegen können. Das komplexe Thema der Flüchtlingsströme werde von diesen Gruppen aufgenommen, die dabei national denken und sich vor allem an Ressentiments bedienen. Genau dies könne sich die Branche nicht leisten. Die Branche habe die einmalige Gelegenheit, Brücken zu bauen zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Völkern und sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen. Die Welt verändere sich, die Probleme könnten nicht im Alleingang gelöst werden. Wirksame politische und wirtschaftsstrukturelle Lösungen seien notwendig, ist Katz überzeugt. Und diese würden einen breiten Horizont voraussetzen. «Sie erfordern, dass wir akzeptieren, dass nichts so bleibt wie es ist, und dass wir mit einem permanenten Wandel konfrontiert sind.» (AH)