«Gehören die Reisebüros ins Museum?»

Nach der GV des SRV wurden den über 200 Teilnehmenden auf der Aida Prima drei Workshops mit interessanten Inhalten angeboten.

«Die Zukunft des stationären Reisebüros»

Mit Spannung war der Vortrag von Dr. rer. Oec. Monika Bandi von der Uni Bern (Leiterin Forschungsstelle Tourismus) erwartet worden. Die Uni Bern war vom SRV beauftragt worden, eine Studie zur Zukunft des Reisebüros zu erarbeiten. Und sie heizte den anwesenden Reisebüro-Profis gleich tüchtig ein: «Wer den Transformationsprozess nicht annimmt, wird erleben, dass der Markt entscheidet über Sein oder nicht Sein».

Die Studie erfasste die Situation der Reisebüros in der Schweiz: welche zentralen Herausforderungen, welche Risiken und Chancen resultieren daraus in den kommenden fünf Jahren? Die Referentin, ansonsten eher eine Spezialistin für Incoming-Tourismus, stellte die Erkenntnisse vor und diskutierte konkrete Anwendungen zur betrieblichen Weiterentwicklung. Die Studie wurde den Teilnehmenden in einer 20-seitigen Broschüre als Kurzfassung kostenlos abgegeben. Darin enthalten war auch eine sogenannte SWOT-Analyse (Stärken/Schwächen) zum selber Ausfüllen, sowie ein Massnahmenblatt für den täglichen Gebrauch der Umsetzung und auch acht finale Tipps.

Positiv für die Reisebüros: Die Schlüsselerkenntnisse der Studie würden zuversichtlich stimmen, so die Chef-Autorin. Travel Agents können als Vermittler auf den Nachteilen des Internets aufbauen und Zeitersparnis, Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit anbieten. Ebenfalls können sie bessere, direktere und individuellere Serviceleistungen durch neue Technologien erbringen. Die digitale Fitness aller Reisebüro-Mitarbeitenden gilt indes als Schlüssel für den Erfolg. Daher sei ein Umdenken auf der Führungsebene notwendig.

«Boom-Industrie Kreuzfahrten – was kommt noch alles?»

Mit spannenden Fakten, Trends und Perspektiven zum globalen Cruise-Markt wartete Beat Eichenberger, Chefredaktor «cruisetip», in seinem Referat auf. Rund 28 Millionen Cruise-Gäste tummeln sich heute auf den Weltmeeren – die Schweiz trägt gemäss Eichenberger aktuell zwischen 160’000 und 170’000 Gäste dazu bei. In grossen Quellmärkten wie den USA oder Deutschland liegt das Verhältnis der Kreuzfahrer zur Gesamtbevölkerung bei 2% bis 3,5% – in China erst bei 0,2%.

Die Reedereien orten deshalb gerade (aber nicht nur) in neuen Märkten noch ein riesiges Potenzial für ihre Ferienformel und investieren Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten: Rund 117 neue Kreuzfahrtschiffe werden in den nächsten Jahren die weltweite Flotte von aktuell rund 350 Einheiten erweitern. Dabei geht es nicht nur um grosse Mega- und Gigaliner, sondern auch um immer mehr kleinere Einheiten. So sind rund 30 neue, eisverstärkte Expeditionsschiffe in der Pipeline. Interessant ist auch eine Segmentierung der aktuellen Flotte gemäss «Berlitz»: Demnach zählen nur rund 3% der Schiffe zur Luxus-Klasse, während rund 11% im Premium-Segment unterwegs sind, 62% als Standard-Schiffe gelten und 24% dem Bereich Budget zugeordnet werden können.

«Kreuzfahrten: Weisse Schiffe – Schwarzer Peter?»

Überfüllte Hafenstädte, Schweröl als Treibstoff, All-inclusive, Foodwaste, Abfallentsorgung ins Meer oder die miesen Arbeitsbedingungen an Bord, waren die Themen der Referenten Uwe Moor, Aida VP Sales, und Roland Schmid, Fachexperte Umwelt & Soziales SRV. Die Reedereien kämpfen um ihren Ruf und die Herausforderungen mit den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sind erkannt. Erste Schiffe mit umweltfreundlicheren Technologien sind bereits unterwegs. Immer mehr Schiffs-Neubauten werden deshalb künftig mit LNG (Flüssiggas) betrieben, ein Treibstoff, der wesentlich weniger Emissionen zur Folge hat. Der erste LNG-Liner Aida Nova wird bald seinen Betrieb aufnehmen. (AH)