Ein Phototrip entlang Taiwans wilder Ostküste

Mit der bekannten Instagram-Influencerin Martina Bisaz
© Tourasia

«Formosa, formosa» riefen die vorbeisegelnden Portugiesen, als sie die Insel Taiwan erblickten, «wow, wie wunderschön»! Wie Recht sie hatten wird sich uns zeigen. Wir haben neun Tage Zeit, um von Norden bis Süden entlang der Ostküste, die Höhepunkte anzusehen. Martina Bisaz, die bekannte Reisephotographin und Instagram-Influencerin, begleitet uns dabei. Sie hat weltweit 268‘000 Follower und durfte dieses Jahr für ihre aussergewöhnlichen Reisephotos den ersten Influencer Award in der Sparte Travel entgegen nehmen.

Bequem und zuverlässig. Cathay Pacific Airlines

Mit Cathay Pacific über Hong Kong nach Taipei

Nach einem bequemen und angenehmen Flug mit Cathay Pacific erreichen wir zum Sonnenaufgang Hong Kong. Zwei Flugstunden später sind wir in Taipei. So wie das Ankommen am Flughafen, so wird auch der Rest der Reise verlaufen; entspannt, stresslos und «hasslefree». Der Verkehr ist im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern sehr organisiert und die Strassen einwandfrei. Kaum ein Hupen, ausserorts fast kein Motorrad. Auch spricht uns niemand an, um uns in die Stadt zu fahren oder etwas zu verkaufen. Sehr angenehm. Jason, unser Driver/Guide erwartet uns, er ist Mitte 50 und trägt ein breites Grinsen. Wir bekommen ein WIFI-Gerät, das man am Flughafen mieten kann und vor Abflug, in unserem Fall am Flughafen Kaohsiung, wieder abgegeben wird. Damit können wir Martinas und tourasias Follower unbeschränkt mit Insta-Stories unterhalten.

Taipei

Taipei 101

Wir starten mit Taipeis Höhepunkt: Taipeis ältestes Viertel: Wanhua. Interessant ist vor allem Ximending, eine bei Jugendlichen und Hipstern beliebte Vergnügungs-Fussgängerpromenade. Ganz so jung sind wir nicht mehr, daher verbringen wir lieber mehr Zeit beim Longshan Temple, einem sehr gute besuchten Tempel, mit vielen taoistischen und buddhistischen Ritualen. Mondförmige Hölzchen werden geworfen und müssen dreimal auf der richtigen Seite landen, damit eine Frage mit Ja beantwortet werden kann. Wahrsager bieten ihre Dienste an und diverse Gottheiten werden um den perfekten Partner, Gesundheit, Erfolg und gute Prüfungsnoten gebeten.

Nächster Stop ist der Presidential Palace, danach die Chiang Kai Shek Gedächtnishalle, das zum Gedenken an Chiang Kai-shek, den langjährigen Präsidenten und obersten Militärbefehlshaber der Republik China, errichtet wurde. Ein Besuch im Taipei 101 darf nicht fehlen, schliesslich ist der Wolkenkratzer der aktuell zehnt grösste, und der Lift zum Aussichtsturm mit 60km/h, der zweit schnellste der Welt! Der Turm liegt ziemlich genau auf zwei Kontinentalplatten und wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Zwischen Stockwerk 88. und 92. befindet sich daher eine 660 Tonnen schwere vergoldete, aus einzelnen Scheiben gefertigte Stahlkugel, die mit ölhydraulischen Dämpfungselementen den Schwankungen des Gebäudes entgegenwirkt.

Der Shilin Nachtmarkt an der Wenlin Road

Zahlreiche Food-Stände angeschrieben mit chinesischen Zeichen und niedlichen Figuren, Souvenir-Stände mit Krimskrams, aber auch hübsche lokale Boutiquen mit qualitativen Produkten. Wenig Gedränge und noch weniger aufdringliche Verkäufer. Der Shilin Nachtmarkt hat alles, was man sich von einem Nachtmarkt wünscht.

Malerische Landschaften nicht weit ausserhalb Taipei

Nach kurzer Autofahrt erreicht man das ländliche Taipei, malerische Landschaften, satte grüne Wälder, Wasserfälle. Wir fahren durch kurvige Bergstrassen immer mehr in die Höhen entlang Teeplantagen, bis wir bei der Bio Teeplantage eines Mönches ankommen und einen wunderschönen Blick geniessen dürfen.

© tourasia / Teeplantage
© tourasia / Shenkgeng

Nach einem erstaunlich vielseitigen veganen Mittagessen probieren wir verschiedene Teesorten. Den bekannten taiwanesischen Oolong Tee und den Lady-Tee, der aus dem Speichel von Insekten gemacht wird (herrlich süsslich) und einen sehr kostbaren 100jährigen Tee, der sehr zart die Kehle herunter gleitet. Das Abendessen nehmen wir im hübschen Ort Shenkeng ein, dessen Hauptstrasse von schönen Backsteinhäusern mit tollen Restaurants gesäumt ist.

Yangmingshan – der kleinste Nationalpark Taiwans

Keine 20 Kilometer nördlich der Metropole Taipei liegt Yangmingshan, der kleinste Nationalpark Taiwans. Die Region mit der grössten vulkanischen Tätigkeit Taiwans weist zahlreiche heisse Quellen, Schwefelbecken aber auch Wasserfälle auf. Auf zahlreichen Wanderwegen kann man unberührte Natur und eine herrliche Aussicht auf Taipei geniessen. Zwischendurch qualmt und brodelt es aus der Erde. Der Yehliu Geopark mit seinen Gesteinsformationen und toller Lage am Meer ist bestimmt kein Geheimtipp mehr, trotzdem gehört er zu jede Taiwanreise.

Ein Geheimtipp: Jiufen

Abends erreichen wir Jiufen, einen wahren Geheimtipp. Der Bergort mit schöner Aussicht aufs südchinesische Meer war früher für seine Goldminen bekannt. Heute kennt man ihn als Filmkulisse für bekannte Kinofilme. Die engen Gässchen sind mit roten Lampions beleuchtet. In chinesischen, im Retro-Stil dekorierten Teehäusern kann man authentische Teezeremonien erleben und Spezialitäten probieren.

© Tourasia / Taroko Schlucht

Am nächsten Morgen fahren wir zum Teapot Trail, nach dessen Besteigung man einen wundervollen Blick bis hin aufs Meer geniesst mit den grünen Hügeln und hübschen Pavilions im Vordergrund. Was für ein schönes Photomotiv! Bevor wir zu einem Höhepunkt unserer Reise gelangen, der Taroko Schlucht, machen wir einen Halt beim Qingshui Cliff. Wow, was für ein Anblick! Steil und gewaltig fallen die Klippen ins Meer, die Küste Taiwans ist einmalig. Berg und Meer, so dicht beeinander.

Bevor wir in die Schlucht fahren, besuchen wir einen Headhunter des Truku Stammes. Ein indigenes Volk, das vor der Besetzung Japans anfangs letztem Jahrhundert die Taroko Schlucht bewohnt hatte und von der Jagd lebte. Man erkennt sie am Gesichtstattoo. Auf der Stirn trägt man das Tattoo des Clans und zwischen Mund und Kinn das Tattoo der Reife (früher als Belohnung des „Headhunting“, später zur Erlegung zweier Wildschweine.) Das Taroko Village Resort inmitten der Schlucht ist eine ideale Unterkunft, um mehr über die Trukus zu erfahren, ihren Traditionen und ihrer Geschichte.

Wandern in Taiwan

Der spektakuläre Zhuilu-Trail ist nichts für Menschen mit Höhenangst, aber für jeden, der die Tarokoschlucht von unten bis oben erleben möchte. Er ist lediglich 3.1km lang und nur mit spezieller Bewilligung begehbar. Die Aussichten sollen phantastisch sein. Wanderdauer: 4 bis 5 Stunden.

Wer sich nicht so in die Höhe wagt, der kann entlang Spazierwegen zu tollen Einblicken in die Schlucht gelangen, auf dem Baiyang Trail sogar in eine Höhle unter einen Wasserfall. Der beliebte Shakadang öffnet im Dezember 2019 wieder und ist eine tolle Alternative für weniger abenteuerliche Wandervögel.

Zu Besuch beim Schweizer Josef Eugster im Fussreflexzonen-Zentrum

Nach einer mehr oder weniger anstrengenden Wanderung gibt es für alle eine spezielle Belohnung: Fussmassage. Wir kehren bei Josef Eugster ein. Der Schweizer Pfarrer kam vor 49 Jahren als Missionar nach Taiwan. Um sein Rheuma zu behandeln, hat er sich mit Hilfe eines Buches die Fussreflexologie beigebracht. Er hatte nicht nur damit Erfolg, sondern entwickelte begleitet von Weiterbildungen eine eigene Methode der Fussreflexzonentherapie. Seine Methode und die aussergewöhnlich treffende Diagnosefähigkeit haben ihm nicht nur in Taiwan, sondern weltweit Bekanntheit gebracht. Er hat vor Ort zahlreiche Taiwanesen/-innen ausgebildet und ein Fussreflexzonen-Zentrum eröffnet. Auch in der Schweiz gibt es Zentren, die seine Methode leicht lernbar machen. Sogar Krebspatienten besuchen ihn und sprechen von Besserung.

Wir haben Josef in seiner Praxis besucht. Er war sehr offen, freundlich und hat noch in nahtlosem Rhytaler-Dialekt mit uns geplaudert. Mit ein paar Fusssohlen-Drückern haben er und seine Therapeuten unsere Schwachstellen im Körper entdeckt. Es war beeindruckend, angenehm aber auch etwas schmerzhaft. Den Tag beenden wir in einem gemütlichen Resort mit dem Meeresrauschen im Ohr.

Sanxiantai Brücke – bei Sonnenaufgang besonders fotogen

© Tourasia

Am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen, damit wir die photogene Sanxiantai Brücke mit Sonnenaufgang erwischen. Die Uhr zeigt halb sechs als wir ankommen, doch sind wir nicht die ersten. Die achtbögige Brücke sieht aus wie ein Drachenrücken und verbindet das Festland mit einer winzigen Insel aus Vulkangestein, der Insel der drei Unsterblichen (bezogen auf drei grosse Felsen).

© Tourasia / Berühmtes Fotosujet
für asiatische Touristen

Unser nächste Stopp ist zwischen idyllischen Reisfeldern. Wir mieten ein E-Bikerikscha und cruisen auf asphaltierten Strässchen am Reis vorbei. Viele asiatische Touristen zieht es hierher, denn ein für uns gewöhnlicher Baum ist ein berühmtes Fotosujet und Must auf jeder Reiseliste. Der Baum war Hintergrund in einem Werbeclip der Eva Air mit dem bekannten taiwanesich-japanischem Filmstar Takeshi Kaneshiro.

Abends erreichen wir ein Hot Springs Resort, wo wir uns einige Stunden durch die wohltuenden verschieden heissen Quell-Pools wellnessen. Es gibt eine Sauna, diverse Sprudelvorrichtungen – und wenig Leute und viel Entspannung.

Ein weiterer Höhepunkt: die Kenting Halbinsel

© Tourasia / Magic Forest Kenting

Auf die Kenting Halbinsel ist ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Am besten gefällt uns der Kenting Forest Park mit seinem mystischen, verwunschen-wilden Wald. Früher war hier der Boden unter Meer, denn Korallengestein formt die Basis des Waldes. Zahlreiche Bäume schlingen sich auf- und umeinander der Sonne entgegen, weil das Licht knapp ist. Sie verankern ihre Wurzeln im Boden und saugen den Gastgeberbaum so lange aus, bis er stirbt (sogenanntes Strangler Phenomenon). So entstehen interessante Formationen von Bäumen, die innen drin wie hohl sind. Kaum ein Tourist begegnet uns hier.

© Tourasia / Kenting Beach

Die Strände in Kenting sind durchaus sehenswert, sie sind aus Sand, gepflegt und mit klarem Wasser. Später besuchen wir den bekannten Nachtmarkt, wo gegessen, getrunken und geshoppt werden kann.

Der Indigenous Culture Park

tourasia und die Reisephotographin Martina Bisaz unterwegs in Taiwan – hier mit einem Headhunter des Truku Stammes.

Martinas Taiwan-Stories sind zu finden auf: instagram/kitkat_ch

Noch ein letzter Tag. Ein Besuch beim Indigenous Culture Park darf nicht fehlen. In diesem offenen Museum erlebt man traditionelle Tänze, Kostüme, Handwerk und Kunst der indigenen Völker. Unser nächste Stopp ist noch interessanter, in einem hochgelegenen nebelverhangenen idyllischen Bergort leben des Rukai-Stammes. Die Häusermauern sind aus sorgfältig aufeinander gestapelten Schiefersteinen gebaut. Wir bummeln durch das Dorf, sehen kleine hübsche Teehäuschen mit Quinoa-Tee (eine Spezialität des Ortes), traditionelle Handwerksstätten und viele Mauern, die mit Rukai-Traditionen bemalt sind. Eine grosse Kirche steht prominent in der Mitte des Dörfchens. Und wieder, kaum ein anderer Tourist.

Adeus formosa, wir kommen wieder!

Mit dem Besuch des Fo Guang Shan Tempels Nähe Kaohsiung beenden wir unsere Reise und fliegen mit vielen Eindrücken und einem entspannten Lächeln nach Hause. Denn entspannt ist dieses Taiwan auf alle Fälle. Die landschaftlichen Voraussetzungen Taiwans sind atemberaubend. Es geht durch Höhen und Tiefen; von hügeligen Teeplantagen zu rauchenden Vulkanen, durch dramatische Schluchten entlang steilen Klippen und wilden Küsten. Die Strassen sind einwandfrei und gut beschildert. Immer wieder bleiben wir stehen, staunen und photographieren. Adeus formosa, wir kommen wieder!

Bilder: © tourasia / Text: Katalin Szabo