Kambodscha – Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wie der Traum, die Weltwunder Kambodschas ohne Touristenmassen zu erleben, wahr wurde.

Tag 1: Singapur - Phnom Penh

Ich habe die letzten vier Tage in Singapur verbracht und reise jetzt von hier aus nach Kambodscha. Mit Singapore Airlines fliege ich am späten Nachmittag in Richtung Phnom Penh. Wie gewohnt geht das Check-in in Singapur trotz sorgfältiger Prüfung meiner Einreisedokumente für Kambodscha (Impfzertifikat, Visa, Versicherungsbestätigung und negativer PCR-Test) sehr effizient. Wir heben pünktlich für den rund eineinhalbstündigen, praktisch ausgebuchten Flug ab. In Phnom Penh angekommen bin ich dank des im Voraus organisierten «Fast-Tracks» innert zehn Minuten durch die Pass- und Visakontrolle und kann mein Gepäck entgegennehmen. Wenige Minuten später habe ich auch den Ankunfts-Schnelltest hinter mir und darf dank negativem Resultat in mein Kambodscha-Abenteuer starten.

Tag 2: Phnom Penh - Kep - Kampot

Eine rund zweieinhalbstündige Fahrt auf der neu ausgebauten „Road 3“ führt mich nach Kep, ein kleines Fischerdorf südlich der Hauptstadt. Während ich aus dem Fenster schaue, fallen mir besonders die vielen entstehenden Bauten – Hochhäuser, Strassen, Fabriken – links und rechts auf. Dieser Bau-Boom, welchen die Chinesen bereits vor Jahren starteten und der durch die Pandemie zum Stillstand kam, nimmt langsam wieder Fahrt auf. In Kep angekommen, schlendere ich zuerst durch den «Crab-Market», ein Ort, wo vor allem die Lokalbevölkerung ihren frischen Seafood kauft. Faszinierend zu sehen, was hier alles schwimmt und krabbelt, bevor es in der einfachen, kleinen Holzküche oder auf dem Grill als Mahlzeit zubereitet wird. Wohin ich auch gehe, werde ich von den Einheimischen herzlich empfangen. Die Freude, nach so langer Zeit wieder einmal eine ausländische Reisende zu sehen, ist spürbar.

Tag 3: Kampot - das Pfefferland

Über holprige Strassen und vorbei an grünen Feldern fahre ich in eine höher gelegene Pfefferfarm, die wohl schönste des Landes. Der Kampot Pfeffer ist bei Gourmets eine hochgeschätzte Zutat, gilt er doch als weltbester seiner Art. Die Atmosphäre hier oben ist unglaublich ruhig und friedvoll. Nach einem Spaziergang durch die Farm geht es an die Arbeit. Mit der lustigen Kochlehrerin Nana wird heute ein 3-Gänge-Mittagessen zubereitet. Zuerst erklärt sie uns alles über die lokal angebauten Zutaten, welche von Kurkuma über spezielle Pilze bis hin zu verschiedenen Kräutern und Gemüse reichen. Wir machen uns ans Rüsten und Schnippeln und nach rund zwei Stunden lässt sich auch bereits das Ergebnis kosten: Der Amok-Fisch in Bananenblättern mit grünem Kampot-Pfeffer-Curry und einem Mango-Salat schmeckt ausgezeichnet. Selbst für mich, die zu Hause nie freiwillig eine Küche betreten würde und wahrlich auch keine Begabung dafür hat, ist dieser Kochkurs inmitten der grünen Pfefferfelder ein Highlight.

Tag 4 & 5: Kampot - Phnom Penh

Zurück in der Hauptstadt tauche ich in die Geschichte der Khmer ein. Mit meinem Reiseführer Dara erkunde ich per Tuk Tuk – oder Openair Limousine, wie er es liebevoll nennt – die historischen Schätze Phnom Penh’s. Wir machen Halt beim Tuol Sleng Genozid Museum. Das ehemalige Gefängnis S-21 der roten Khmer dient der Erinnerung an die dort begangenen Verbrechen während des kambodschanischen Genozids von 1975 bis 1979. Die einstige Schule ist in vier Trakte aufgeteilt. Einer davon ist der Foltertrakt, wo man die Folterinstrumente, welche damals verwendet wurden, sehen kann. Einen Trakt weiter befinden sich die rund 3qm kleinen Zellen, wo die Insassen eng aufeinander gefangen gehalten wurden. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter, als ich ein Trakt weiter die Portraits der damaligen Gefangenen sehe. Männer, Frauen, Kinder. Niemand von ihnen blieb vor den grausamen Foltermethoden verschont und der Tod war für eine grosse Mehrheit unausweichlich. Ausser für Chum Mey. Er ist einer der wenigen Überlebenden. Der 90-jährige sitzt vor dem ehemaligen Gefängnis unter einem Baum und verkauft ein Buch, in welchem er seine Geschichte erzählt. Er spricht kein Englisch, dennoch haben wir eine kurze Unterhaltung und mit Händen und Füssen drückt er aus, was ihm damals angetan wurde. Still und nachdenklich verlasse ich das Gefängnis-Museum. Diese traurige Geschichte werde ich so schnell nicht wieder vergessen. Wir setzen unsere Entdeckungstour im Nationalmuseum, Wat Phnom und beim Königspalast fort.

 

Tag 6: Phnom Penh - Smiling Gecko Farmhouse

Nach einer zweistündigen Fahrt erreiche ich einen Ort, der mir, obwohl ich noch nie da war, bereits ans Herz gewachsen ist. Das Farmhouse mit seinen 34 Boutique Bungalows liegt im ländlichen Kampong Chhnang, umgeben von sanften Hügeln und Reisfeldern, und ist Teil des Smiling Gecko Hilfsprojekts. Smiling Gecko bietet benachteiligten Menschen aus den Slums Kambodschas eine Ausbildung in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus und Gastronomie und damit eine sichere Zukunft mit Perspektive. Ich spaziere durch die Farm, wo Kräuter, Früchte und Gemüse angebaut und in der Restaurant-Küche zu ausgezeichneten Gerichten verarbeitet werden. Direkt hinter dem Restaurant liegt ein grosser Pool sowie ein Spa, welche mich auf meiner doch durchgetakteten Reise abends in eine Tiefenentspannung versetzen. Das nachhaltige Resort ist ein Stück Himmel auf Erden! Gerne würde noch länger bleiben, doch nach einem herzhaften Frühstück mit Schweizer Zopf erwartet mich mein nächstes Ziel.

Tag 7: Siem Reap

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Tempel Siem Reaps. Frühmorgens fahren mein lokaler Guide So und ich mit dem Tuk Tuk zur Tempelanlage von Angkor Wat. Beim Betreten dieser mystischen Tempelstadt bringen mich gleich mehrere Dinge zum Staunen: Zum einen überwältigen mich die Imposanz des Komplexes mitsamt seiner historischen Khmer-Architektur aus dem 12. Jahrhundert. Zum anderen erstaunt mich die Leere. Dort, wo sich zu Vor-Pandemie-Zeiten täglich rund 15’000 Touristen reingedrängt haben, stehe ich nun ganz allein. Angkor Wat ist menschenleer. Meine Freude könnte grösser nicht sein, keine Foto-Posierende Touristen vor meiner Kamera-Linse zu haben (abgesehen von mir natürlich). Wer kann schon von sich behaupten, das grösste religiöse Bauwerk der Welt ganz für sich alleine gehabt zu haben? Nun, ich kanns. Und es ist ein unglaubliches Erlebnis! Aus Neugier biege ich beim Tempel-Ausgang zweimal falsch ab und gelange zu einer Pagode im nahegelegenen Wald. Ich treffe auf Mönche und junge Novizen, die hier leben und studieren. Vor allem die Kleinen sind neugierig und folgen mir, wollen wissen, woher ich komme, was ich hier mache. Die Begegnungen, Gespräche und die Gastfreundschaft der Menschen hier berühren mein Herz. Ich setze meine Entdeckungstour beim Ta Prohm Tempel und Angkor Thom fort.

Tag 8: Siem Reap – Singapur – Zürich

Es heisst Abschied nehmen. Ich verlasse Kambodscha mit so vielen neuen, positiven Eindrücken und einem Koffer mehr als ich sollte… Ich reflektiere über die vergangenen Tage und ziehe mein Fazit: Das Land und seine Menschen haben durch die Pandemie gelitten, sehr sogar. Für viele Fahrer, Guides und gar Hotels bin ich eine der Ersten, wenn nicht die Erste, die sie seit zwei Jahren empfangen dürfen. Ein paar wenigen Franzosen, Belgiern und Schweizern bin ich in den letzten Tagen begegnet und selbst Angelina Jolie liess es sich nicht nehmen, gleichzeitig wie ich ihre Auszeit in Angkor zu verbringen. Ansonsten ist vom Tourismus aber noch nicht viel zu sehen. Restaurants, Bars, Shops und Salons sind offen und es herrscht Leben, Freude und eine Gemeinsamkeit. Die Menschen, die Historie des Khmer-Reichs, ein einsamer Angkor Wat und die zurückgewonnene Authentizität sind unbestrittene Highlights meiner Reise. Es sind die Eindrücke eines ursprünglichen Kambodschas, welches sich durch die «Pandemie-Auszeit» sichtlich erholt hat und wieder bereit für einen nachhaltigen und sorgsamen Tourismus ist. Auf dem Weg zum Flughafen schaue ich in den Rückspiegel, lasse alles nochmals an mir vorbei ziehen und frage mich: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ein Reisebericht von Farrah Mettler, Head of Marketing tourasia


Einreisebestimmungen Kambodscha

Vor Abreise:

  • E-Visa
  • Vollständig geimpft (letzte Dosis mind. 14 Tage vor Abreise)
  • Negatives PCR-Test Resultat (nicht älter als 72h vor Abreise)
  • Krankenversicherung mit Deckungssumme von mind. 50’000 USD und Inklusion für Covid-19-Erkrankungen

Bei Ankunft:

  • Antigen-Schnelltest bei Ankunft

Für die Rückreise in die Schweiz wird kein PCR-Test verlangt


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