Auf den Spuren von Marco Polo

Eine Reise auf der Seidenstrasse ist ein abenteuerliches Erlebnis, das bleibende Eindrücke hinterlässt.
Mondsichelsee

Über Jahrhunderte war die Seidenstrasse die bedeutendste Handelsroute zwischen Ost und West. Auf ihr fand ein reger Austausch wertvoller Güter wie etwa Seide, Schmuck oder duftende Gewürze statt, und Erfindungen wie Papier, Schiess-pulver und sogar Religionen fanden ihren Weg auf der damals wichtigsten und bekanntesten Verbindung zwischen Europa und Asien. Die Mythen, Märchen, Überlieferungen und die Erzählungen von Marco Polo, der vor gut 700 Jahren auf der Seidenstrasse nach Asien reiste, faszinieren noch heute. Der damalige Reichtum ist zwar etwas verblasst, doch die kulturelle Vielfalt und der rege Handel auf den Märkten in den Provinzstädten entlang der Route lassen den Geist vergangener Zeiten von Neuem aufleben.

Heute gewinnt die Route – speziell auf dem chinesischen Abschnitt – eine immer wichtigere touristische Bedeutung. Wer es etwas abenteuerlich mag und genügend Zeit zur Verfügung hat, dem sei eine Reise vom Ausgangspunkt Xian bis in die Seidenstadt Kashgar ganz im Westen Chinas an der Grenze zu Tadschikistan und Kirgisistan empfohlen. Vielfältige Kultur- und Naturerlebnisse sind garantiert.

Zum Auftakt einer Tour über die Seidenstrasse bildet in Xian der Besuch der weltberühmten Terrakotta-Armee, die seit mehr als 2000 Jahren das Grab des ersten Kaisers von China Qin Shihuangdi bewacht, einen ersten Höhepunkt. Auch die Altstadt, die mächtige, fast 12km lange Stadtmauer, die grosse Moschee und der Glocken- und Trommelturm sollten unbedingt besucht werden. Durch die in der Altstadt lebenden Muslime der Hui-Chinesen wird in Xian bereits der Einfluss der Seiden-strasse spürbar, denn je weiter es nun nach Westen geht, desto mehr sind die Kultur und die Bevölkerung von dieser Religion geprägt.

Über Xining mit dem buddhistischen Kumbum-Kloster Ta’er Si aus der Zeit der Ming-Dynastie und Zhangye (Provinz Gansu) erreicht man Jiayuguan. Diese Region wird von endlosen Steppen, von Gletschern bedeckten Gebirgszügen und Sandwüsten geprägt. Mit ihrer Festung markiert Jiayuguan das westliche Ende der Grossen Mauer.

Ein weiterer Höhepunkt ist die alte Oasenstadt Dunhuang. Sie war das Zentrum im Kultur- und Warenaustausch und wurde von verschiedensten Völkern besetzt. Die singenden Dünen am Stadtrand, der Mondsichelsee, der trotz der angrenzenden Wüste noch nie ausgetrocknet ist, sowie eine Tour mit Kamelkarawanen in die Wüste hinterlassen bleibende Eindrücke. Vor allem aber sind es die rund 25km entfernten Mogao-Grotten aus der Tang-Dynastie, die jeden Besucher faszinieren. Mit ihren in den Felsen geschlagenen Höhlen mit Wandmalereien und Buddhafiguren gelten sie als einer der wichtigsten buddhistischen Schätze Chinas.

In Dunhuang teilt sich die Seidenstrasse in eine nördliche und eine südliche Route, wobei die meisten Reiseangebote über die nördliche Route durchgeführt werden. Über Liuyuan gelangt man in die Oasenstadt Turfan, die vor allem von Uiguren, einer der grössten Minderheiten in China, bewohnt wird. Tagesausflüge führen zu den eindrucksvollen Lehmruinen von Jiaohe und Gaochang. Auf dem Weg nach Gaochang passiert man die feurig-rot leuchtenden Flammenberge und die Tausen-Buddha-Grotten.

Die Ruinenstadt Jiaohe, Korla und die Ruinen der Klosterstadt Subashi sind weitere Stationen auf der Reise, bevor man die Oasenstadt Kucha zwischen dem Tianshan-Gebirge und der Taklamakan-Wüste erreicht. Auf der Weiterreise nach Aksu lohnt es sich, bei den Buddha-Grotten von Kizil einen Halt einzulegen. Auf dem Highway geht es durch die Taklamakan-Wüste, die mit 1000km Länge und bis zu 400km Breite die zweitgrösste Sandwüste der Erde ist. Das Ziel ist Rewake mitten in der Wüste, wo man sich bei einer Übernachtung in einem Zelt dem Zauber der Wüste hingeben sollte.

Nach der Wüstendurchquerung erreicht man in Hotan, einer alten Handelsstadt, die südliche Seidenstrasse. Der lebendige und farbenfrohe Basar in der Stadt bietet eine angenehme Abwechslung zur Stille und Ruhe der Wüste. Über Yarkant erreicht man schliesslich Kashgar, von wo aus ein Ausflug auf dem Karakorum-Highway ins Pamir-Gebirge und an den Karakul-See keinesfalls im Reiseprogramm fehlen darf. Über der ganzen Szenerie thront der Muztag Ata, der mit seinen 7646 Metern auch als Vater aller Schneeberge bezeichnet wird.

Kashgar ist die westlichste Stadt in China und wird seit jeher vom Handel bestimmt. In der Altstadt findet sich ein grosser, stimmungsvoller Basar. Besonders der Sonntagsmarkt ist ein grandioses Spektakel. Sehenswert sind auch die Handwerkergasse mit vielen kleinen Geschäften, die Id-Kah-Moschee und das Abakh-Hojan-Mausoleum.

Hier in der Oasenstadt Kashgar geht eine aussergewöhnliche Reise auf den Spuren von Marco Polo zu Ende. Die Erlebnisse, Eindrücke, die unterschiedlichsten Volksstämme und das reiche kulturelle Erbe werden jedem, der die Seidenstrasse bereist hat, lange in Erinnerung bleiben.

Für die Heim- oder Weiterreise gibt es ab Kashgar Flugverbindungen mit mindestens einem Stopp nach Peking, Shanghai oder Hongkong und von dort nonstop in die Schweiz.

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NÜTZLICHE INFORMATIONEN

Beste Reisezeit: Frühling und Herbst

Ortszeit: Sommerzeit + 6 Stunden, Winterzeit + 7 Stunden

Visum: Erforderlich, zu beantragen bei den Generalkonsulaten, auf der Botschaft oder über das Reisebüro bzw. den Reiseveranstalter

Flüge: Der Ausgangspunkt Xian ist mit Direktflügen (einmaliges Umsteigen) über Peking, Shanghai und auch Hongkong gut erreichbar

Reisearten: Empfohlen wird eine geführte Gruppenreise oder eine organisierte Individualreise mit eigenem Chauffeur und Reiseleiter. Die Möglichkeit, den chinesischen Abschnitt der Seidenstrasse eigenständig per Bus oder Eisenbahn zu bereisen, besteht, erfordert aber einiges an Organisationstalent und vor allem genügend Zeit. Neben den geführten Touren mit dem Auto gibt es auch speziell organisierte Bahnreisen und sogar. Bustouren ab der Schweiz. Informationen: Beim Chinesischen Fremdenverkehrsamt in Zürich (www.chinatourism.ch), bei auf China-Reisen spezialisierten Reiseveranstaltern oder in jedem guten Reisebüro