Cuba libre

Eine der faszinierendsten Karibik-Inseln, Kuba, gerät zunehmend in den Fokus der europäischen und amerikanischen Kreuzfahrtreedereien.
Cuba

Kuba wurde in der letzten Ausgabe von cruisetip als eine der kommenden Trend-Destinationen für Kreuzfahrten vorgestellt. Damit lagen wir nicht nur goldrichtig, sondern wurden inzwischen gar vom Tempo der Entwicklungen überholt. Ebenso zügig wie die jahrzehntelange politische Eiszeit zwischen den USA und Kuba mit der gegenseitigen Eröffnung von Botschaften einem Tauwetter Platz macht, ebenso interessiert strecken nun amerikanische Reedereien ihre Fühler nach der neuen, vielversprechenden Destination aus, die anzulaufen ihnen bis anhin aus denselben Gründen faktisch verwehrt war.

Quantensprung mit MSC

Tatsächlich sind es derzeit vor allem noch europäische Reedereien, die während der Wintersaison regelmässige Kreuzfahrten ab Kuba anbieten oder die Destination wenigstens gelegentlich anlaufen (siehe Box). Dabei wagt sich diesen Winter erstmals nach langer Zeit wieder eine europäische Grossreederei nach Kuba: MSC positioniert zwischen Dezember 2015 und April 2016 ihre MSC Opera in Havanna und legt von dort aus insgesamt 28 einwöchige Turnusfahrten nach den karibischen Zielen Jamaika, Grand Cayman und Mexiko auf.

Ausser Havanna, wo das Schiff die ersten drei Tage im Hafen als schwimmendes Hotel liegt, läuft die MSC Opera keine weiteren kubanischen Häfen an, was auch mit den gegebenen Infrastrukturen zusammenhängen dürfte. Trotzdem: Ein Schiff für 1756 Passagiere Woche für Woche ab Havanna zu füllen, und dies ohne USamerikanische Gäste, ist eine Herausforderung. Denn nach wie vor ist es Bürgern der USA grundsätzlich nicht möglich, frei und beliebig nach Kuba zu reisen. Die Reiseerleichterungen der US-Behörden gelten erst für bestimmte Kategorien wie Familienbesuche, Bildungsreisen oder organisierte Besuche mit religiösem oder sportlichem Hintergrund. Für eine völlige Freigabe des Tourismus mussder US-Kongress die Aufhebung der Sanktionen gegen den Inselstaat beschliessen, und das kann noch etwas dauern.

MSC
Neue Karibik-Kreuzfahrten ab/ bis Havanna mit der MSC Opera.

Die ersten US -Projekte

Das hindert erste amerikanische Reedereien aber keineswegs, sich bereits ganz konkret mit Kuba zu befassen. So hat Carnival Corporation, der grösste Kreuzfahrt-Anbieter der Welt, angekündigt, ab Mai 2016 unter der neu gegründeten Marke Fathom regelmässige Kreuzfahrten ab Miami nach Kuba (alternierend mit der Dominikanischen Republik) anzubieten. Zum Einsatz soll das Schiff Adonia kommen (710 Passagiere), das derzeit noch für die englische P&O Cruises im Einsatz steht. Die Kreuzfahrten werden explizit als soziale und ökonomische Bildungsreisen positioniert, bei denen die Passagiere vor Ort in verschiedene Projekte eingebunden werden. Damit kann Fathom offenbar den behördlichen Vorgaben entsprechen.

Inzwischen hat sich bereits ein weiterer US-amerikanischer Anbieter gemeldet: Pearl Seas Cruises will am 6. März 2016 ab Florida mit regelmässigen Kuba-Kreuzfahrten ins vielversprechende Rennen steigen. Zum Einsatz kommt ihr bisher einziges Schiff Pearl Mist, das 2014 in Betrieb genommen wurde und 210 Passagiere aufnehmen kann. Vorgesehen sind – sofern bis dann sämtliche Bewilligungen vorliegen und das Angebot den Vorgaben entspricht – zehntägige Rundreisen ab/bis Miami rund um die Insel mit Stopps in Havanna, Maria La Gorda, Cienfuegos, Trinidad, Santiago de Cuba, Parcque Nacional Alejandro de Humboldt und Holguin. Bereits im Februar 2016 will der Nischenanbieter Haimark Line mit der Saint Laurent (105 Kabinen) ähnliche 10-tägige Kuba-Umrundungen ab/bis Miami lancieren – auch hier: Bewilligungen vorausgesetzt.

Gespannt ist man nun natürlich, was die weiteren amerikanischen Grossreedereien und Spezialisten, die sich traditionell sehr stark in der Karibik engagieren, vorhaben. Norwegian Cruise Line soll bereits Anträge für Kuba-Anläufe eingereicht haben, und Ähnliches dürfte bei Royal Caribbean International gelten. Aber auch weitere grosse europäische Reedereien wie Costa, Aida oder TUI Cruises dürften im Zuge ihrer wachsenden Flotten die Entwicklung rund um Kuba interessiert verfolgen. Kurz: Von Kuba wird man in kommender Zeit auch im Zusammenhang mit Kreuzfahrten noch einiges hören.


 

Kuba-Kreuzfahrten Saison 2015/16

•Celestyal Cruises: Regelmässige einwöchige Fahrten mit der Celestyal Crystal
(960 Passagiere) ab/bis Havanna nach Maria La Gorda, Cienfuegos, Santiago de Cuba und Montego Bay (Jamaika).
•MSC: Regelmässige einwöchige Fahrten ab/bis Havanna (3 Tage Aufenthalt) nach Montego Bay (Jamaika), Georgetown (Grand Cayman) und Cozumel (Mexiko).
•Star Clippers: Verschiedene Fahrten mit dem Grosssegler Star Flyer (180 Passagiere)
ab/bis Cienfuegos und/oder Havanna nach den Cayos und einem Abstecher nach George Town (Grand Cayman).
•Variety Cruises: Verschiedene Fahrten mit dem intimen Motorsegler Panorama (48 Passagiere) zwischen Havanna, Maria La Gorda, Cayo Largo, Casilda/Trinidad und Cienfuegos.
•Weitere: Vereinzelte Abfahrten oder Zwischenstopps auf Kuba haben u.a. die deutschen Reedereien Phönix, Sea Cloud, Plantour oder Hapag-Lloyd Kreuzfahrten mit der Europa 2 im Programm.