LNG – worum geht’s?

Aida und Costa lassen die ersten LNG-Kreuzfahrtschiffe bauen – ein Meilenstein in der Geschichte der Passagierschifffahrt.
LNG

Das Thema lag schon einige Zeit in der Luft – nun erfolgt ein erster Durchbruch: Carnival Corp., das weltweit grösste Kreuzfahrtunternehmen, hat diesen Sommer den Bau von vier neuen Gigalinern angekündigt, die mit LNG (Liquified Natural Gas, d.h. Flüssiggas) statt mit Schweröl oder Marinediesel betrieben werden. Zwei dieser Neubauten werden auf der Meyer Werft in Papenburg/D gebaut und sollen 2019 und 2020 für die Reederei Aida zum Einsatz kommen. Die zwei anderen Einheiten werden auf der Meyer Werft in Finnland (Turku) erstellt und ergänzen ebenfalls 2019 und 2020 die Flotte von Costa.

«Green Cruising»

Abgesehen von der schieren Grösse dieser Neubauten, die zwar mit 180000 BRZ etwas kleiner ausfallen werden als die bisher grössten Cruiseliner der Welt (Oasis-Klasse von Royal Caribbean Int., 225280 BRZ), aber mit einer Kapazität für maximal 6600 Passagieren die Oasis-Klasse überflügeln sollen (max. 6420 Passagiere), sorgt der angekündigte LNG-Antrieb für Aufsehen – es geht um «Green Cruising». Seit Jahren hängt der Frachtund der Passagier-Schifffahrt ein «Dreckschleuder»-Image an, weil der herkömmliche Antrieb mit Schweröl schädliche Emissionen zur Folge hat – es geht um Schadstoffe wie Schwefel, Stickoxide und Feinstaub. In der Passagierschifffahrt verlangen nun neue, international verbindliche Grenzwerte, dass dieser Schadstoffausstoss gedrosselt wird. Eine Reduktion ist zum Beispiel möglich durch den Einbau von kostspieligen Filteranlagen (sog. Scrubbern), was viele Reedereien inzwischen nun tun, oder den Einsatz von (teurerem und noch längst nicht überall erhältlichem) Marinediesel.

Die ökologisch (und ökonomisch) beste Alternative ist jedoch der Einsatz von Flüssiggas als Antriebsbrennstoff. LNG hat praktisch keinen Schwefeldioxid-Ausstoss zur Folge und reduziert auch CO2-Emissionen und Russpartikel drastisch – diese Umwelt-Aspekte werden aber durch die oft kritisierte Fracking-Methode relativiert. Vor allem aber: Flüssiggas ist günstiger als herkömmliche Brennstoffe. Dass LNG nicht längst Einzug gehalten hat, liegt vor allem an der fehlenden Verfügbarkeit in den Häfen weltweit und an den baulichen Voraussetzungen: Die Schiffe müssen nicht nur mit einem LNG-Tank ausgestattet werden, sondern auch mit einem Hybrid-Motor für den Fall, dass auf Schweröl zurückgegriffen werden muss.

Bei den bestellten LNG-Neubauten kann man also davon ausgehen, dass diese vor allem auf populären Routen zum Einsatz kommen werden (Europa, Karibik), wo die grössten Häfen bis dann den LNG-Nachschub gewährleisten können.


 

Im Norden schon Tatsache

In Nordeuropa hat das LNG-Zeitalter schon Einzug gehalten, und zwar bei der Fährschifffahrt. Vor gut zwei Jahren sorgte die Viking Grace von Viking Line als erstes LNG-betriebenes Fährschiff für Beachtung, inzwischen verkehren weitere Fähren wie die beiden Schwesterschiffe Bergensfjord und Stavangerfjord von Fjord Line mit LNG. Dass gerade Fähren auf LNG setzen, erklärt sich durch deren Routen: Es werden stets dieselben Häfen angelaufen, die so eine LNG-Verfügbarkeit sicherstellen können.