Unter prallen Segeln

Segel-Cruiser verbinden das Ambiente authentischer Segeltradition mit dem Komfort einer modernen Kreuzfahrt.
segel
Unterwegs mit Star Clippers.

Wer träumt nicht davon: Einfach auf und davon mit einem stolzen Windjammer, weit übers Meer, der Abendsonne entgegen. Matrosen setzen hoch oben in den Masten die Segel, während der Staff an Deck die Gäste mit Cocktails verwöhnt…

Solche Bilder müssen für Segelromantiker kein Traum bleiben, denn es gibt sie tatsächlich, die stolzen Grosssegler mit Kreuzfahrt-Komfort. Während die riesigen Megaliner, eigentliche schwimmende Resorts, von einer bekannten Hafenstadt zur anderen pflügen und das kurzweilige Bordleben zelebrieren, haben die wesentlich kleineren Segel-Kreuzfahrtschiffe aber anderes im Sinn. Sie sind auf Entdeckungstour, können dank ihrer Grösse auch kleinere, unbekanntere Ziele anlaufen, ebenso versteckte Buchten, und sorgen so für neue Erfahrungen und Erlebnisse.

Cruise-Komfort inbegriffen

Es liegt auf der Hand: Ein Segel-Cruiser unterscheidet sich von herkömmlichen Kreuzfahrtschiffen vor allem mal durch seine Segel. Diese werden vielerorts tatsächlich noch in klassischer Manier von Hand gesetzt, oder aber – bei der modernen Hightech- Variante – per Knopfdruck hochgefahren. Die Schiffe verfügen aber auch über einen Antriebsmotor – die gesetzten Segel unterstützen die Fahrt je nach Wind und Wetter mal mehr, mal weniger.

Selber Hand anlegen ist auf den Cruise-Seglern in der Regel nur bedingt möglich, wohl aber auf den anders ausgerichteten historischen Grossseglern (sog. Tall Ships, siehe Box). Und nochmals anders ausgerichtet sind die rustikalen Motorsegler und natürlich die ganze Palette der Segelyachten.

Segel-Cruiser nehmen zwischen gut 60 und knapp 400 Passagiere auf, sind also deutlich kleiner als die gängigen Kreuzfahrtschiffe, auf denen einige Tausend Gäste Platz finden. Mit diesen gemeinsam haben sie aber den Cruise-Komfort, das heisst eine der Schiffsgrösse entsprechende Hotel-Infrastruktur mit Restaurant, Bar, Salon, Sonnendeck mit Aussenpool und da und dort gar einem kleinen Spa. Der eine oder andere Cruise-Segler verfügt auch über eine kleine Marina für Wassersport- Aktivitäten – ein ganz spezielles Plus, wenn das Schiff in einer lauschigen Bucht ankert.

Der Standard an Bord ist in der Regel hoch, siedelt sich im 4- oder 5-Sterne-Bereich an, und die Ausstattung wirkt mit Teakholz und Messing fast überall stimmungsvollauthentisch.

Die Kabinen auf den Cruise-Seglern sind nicht riesig (es gibt da und dort auch recht grosszügige Suiten), aber komfortabel bis luxuriös einge-richtet und haben Bullaugen und keine Balkone – was auch nicht notwendig ist, denn man hält sich unterwegs ja eh meist auf dem Sonnendeck auf und geniesst die einmalige Atmosphäre unter prallen Segeln. Ein grosses Unterhaltungsprogramm darf nicht erwartet werden – oft sorgt ein Pianist für Stimmung. Auch das ist kein Nachteil, denn die Ambiance an Bord ist ungezwungen und familiär, man kennt sich rasch und tauscht bald einmal an der Bar die täglich neuen Erlebnisse und Erfahrungen aus.

suite
Historische Eigner-Suite auf der Sea Cloud

Überblickbare Auswahl

Weltweit gibt es nur eine überblickbare Zahl von solchen stimmungsvollen Cruise-Seglern (siehe Aufstellung Seite 54). Die bekanntesten Anbieter sind Sea Cloud Cruises (D), Windstar Cruises (USA), Ponant und Club Med (F) sowie die europäische Star Clippers des schwedischen Reeders Mikael Krafft. Er hat mit seinen drei Schiffen Segel-Kreuzfahrten auch hierzulande populär gemacht – und lässt mit weiteren Plänen aufhorchen: Auf der kroatischen Brodo Werft in Split steht derzeit ein weiterer Cruise-Segler im Bau, das 2017 als grösstes Fünfmast-Vollschiff der Welt seinen Dienst aufnehmen wird. Der noch namenlose Grosssegler, der sich baulich an das historische Vorbild France II anlehnt, wird über 150 Kabinen und 38 Suiten verfügen.


Die Aktiv-Variante: «Voyage Crew» auf einem Tall Ship

Wer auf gängigen Kreuzfahrt-Komfort verzichten und lieber selber mal an Bord eines historischen Windjammers tüchtig Hand anlegen möchte, heuert als «Voyage Crew» auf einem entsprechenden Tall Ship an. Hier ist man Teil der Segelschiffbesatzung und wird von der Stammmannschaft instruiert wie man Segel setzt, den Grosssegler steuert und in Schuss hält. Für diese «Mannschaft auf Zeit» stehen je nach Schiff zwischen einigen wenigen bis über 20 Kabinen zur Verfügung, das Publikum ist international und kann altersmässig zwischen 18 und 75 Jahren liegen. Während den Seetagen wird 24 Stunden gesegelt, was auch mal eine Nachtschicht mit sich bringt. Liegt das Schiff im Hafen, hat man genügend Zeit für Besichtigungen. Solche Tall-Ship-Reisen werden zum Beispiel vom Schweizer Spezialisten Globoship vermittelt. Angeboten werden 4- bis 8-tägige Schnupperreisen in Europa oder bis zu 21-tägige Törns von Kontinent zu Kontinent und in polaren Regionen. Bei den Tall Ships handelt es sich um historische (oder nachgebaute) Barken wie die Alexander von Humboldt, Europa und Atlantis, um Klipper wie die Stad Amsterdam und Elizabeth oder Schoner wie die Noorderlicht und Rembrandt van Rijn. www.globoship.ch

Das sind die schönsten Cruise-Segler