Der Vier-Sterne-Typ

Der bekannte Fernsehmann Beni Thurnheer war schon in 93 Ländern und liebt Sydney sowie Luzern – aber nur bei schönem Wetter.
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Als Sportmoderator waren Sie viel unterwegs. Hatten Sie auch jeweils Zeit, die Destination etwas kennen-zulernen?

Ich konnte immer einen Schluck At­mosphäre mitnehmen, aber viel von die­sen Orten habe ich nicht gesehen. Man hatte jeweils nur den Nachmittag vor dem Match Zeit für eine Stadtrundfahrt, aber meist fehlte die Lust dazu, da man sich auf die Arbeit konzentrierte. Bei Fussballweltmeisterschaften oder Ähnli­chem, die zwei oder drei Wochen dau­ern, bekommt man mehr vom Leben im jeweiligen Land mit.

Sie haben einmal gesagt, Sie seien ein Reisefreak – welche Länder haben Sie schon bereist?

Bis dato war ich schon in 93 Län­dern – Hundert will ich noch erreichen (lacht). In Europa fehlen mir nur noch der Kosovo und Moldawien. Zum Län­dersammeln eignet sich übrigens die Karibik sehr gut, da es dort auf kleiner Fläche viele Staaten gibt und man diese auf einer Kreuzfahrt alle besucht.

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Sydney (oben) ist die Lieblingsstadt von Beni Thurnheer und auf Sri Lanka macht der beliebte Sportmoderator Bekanntschaft mit einem Indischen Elefanten.

Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Hawaii und Australien sind meine beiden Lieblingsdestinationen. Schon in meiner Jugend war ich ein England-Freak und später fuhr ich immer in die USA in die Ferien. Australien ist eine Mischung aus beidem und vereint die besseren 50 Prozent der beiden Länder. Es ist die USA minus das Oberflächliche und Grossbritannien ohne den Dünkel, dass man immer noch eine Weltmacht ist.

Welche Länder stehen noch auf der Wunschliste?

Eigentlich keine mehr, es sind eher einzelne Sehenswürdigkeiten. Ich muss sagen, ich bin ein Tourist und bekenne mich dazu. Natürlich tauche ich auch gerne in die Kultur ein, aber auf mei­nen Ferienreisen will ich mich nicht mit den Problemen des Landes auseinander setzen müssen. Daher ist der afrikani­sche Kontinent fast ein weisser Fleck für mich. Ich war mal in Südafrika, in Äthio­pien und in Marokko. Die Tierwelt oder die Victoriafälle würde ich aber gerne noch sehen.

Was interessiert Sie besonders auf einer Reise?

Eigentlich die allgemeine Ambiance. Ich tauche gerne in die Lebensart der Einheimischen ein.

Welche Beziehung haben Sie zum Reiseland Schweiz?

Vor zehn Jahren habe ich mir über­legt, wo ich noch nicht war. Es fehlten nur noch der Nationalpark in Graubün­den, das Matterhorn und das Jungfrau­joch. Die sind inzwischen auch abge­hakt. Im Moment steht die gewaltige Felsenarena Creux du Van im Neuenbur­ger Jura auf meiner Liste.

Gibt es einen Lieblingsort in der Schweiz?

Ja, einen utopischen, nämlich Luzern, wenn es nicht regnet. Ich kann nichts dafür, aber immer wenn ich dort bin, ist das Wetter schlecht. Die Gegend um den Vierwaldstättersee finde ich eigentlich wunderschön.

Welches ist Ihre schönste Ferienerinnerung?

Da gibt es verschiedene. Ich habe mal einen Kreuzflug nach Südamerika gebucht. Jeden zweiten Tag hiess es: WOW, das gibt’s ja gar nicht! Machu Picchu, Copacabana, die Iguazú-Was­serfälle, die Osterinseln, die Galapagos­inseln – das war eine geballte Ladung. Quasi die zehn Sehenswürdigkeiten von Südamerika in drei Wochen – es war fast ein wenig viel. Fast gleichauf folgt ein Roadtrip mit der Familie von Coast to Coast in den USA mit Start in Boston und vier Wochen später Ankunft in San Diego. Das war allerdings vor zwanzig Jahren…

Sydney ist die Lieblingsstadt von Beni Thurnheer

Worauf legen Sie Wert beim Hotel?

Es gibt ja bei Promi-Interviews übli­cherweise die Frage: Für was geben Sie zu viel Geld aus? Das ist bei mir eindeutig das Hotel. Ich muss in einem Hotel einen Tag verbringen können, Voraussetzung ist eine gewisse Grösse und ein gewisser Luxus. Fünf Sterne sind fast wieder zu viel für mich, da es oft etwas förmlich zu und her geht. Ich habe es nicht gern, wenn es heisst, der Butler steht Ihnen je­derzeit zur Verfügung, oder abends muss man Hemd und Krawatte anziehen. Ich bin der Vier-Sterne-Hotel-Typ. Geflickte Bettwäsche, Insekten im Zimmer und Toiletten, die nicht spülen, habe ich aber auch nicht gerne.


Beni Thurnheer

1973 wurde Bernard «Beni» Thurnheer (68) von Radio und Fernsehen DRS als Sportreporter entdeckt. Im Laufe der Zeit präsentierte er alle grossen Sportsendungen und war Moderator von «Tell-Star» und «Benissimo». Er wurde vier Mal mit dem Prix Walo ausgezeichnet und schrieb drei Bücher. Im Juni 2015 moderierte er sein letztes «Sportpanorama». Seither arbeitet er noch einmal wöchentlich als Sport-Journalist.


WELCHER REISETYP SIND SIE?

Warm oder kalt?
Auf jeden Fall warm. Sobald die Sonne scheint, geht es mir viel besser.

Europa oder Übersee?
Übersee, weil es einfach anders ist – und sonniger (lacht). Ich habe mal ein paar Amerikaner gefragt, was für sie das schönste Reiseziel sei und die Antwort lautete: der Yosemite Nationalpark. Dieser ist wirklich schön, aber dort sieht es in etwa so aus wie bei uns im Oberengadin. Ich muss nicht Tausende von Kilometer fliegen, um dasselbe zu sehen wie zu Hause.

Online buchen oder über ein Reisebüro?
Ich bin noch der Reisebürotyp. Ich habe jemanden, der schon immer für mich die Reisen organisiert hat. Ich kann ihm in etwa sagen, was mir vorschwebt, und er macht mir entsprechende Vorschläge. Das klappt super.

Spontan oder geplant?
Ich würde sagen «Planung light», das heisst, es muss geplant sein mit noch Platz für Spontanes.

Strand oder Stadt?
Ideal ist beides zusammen, deshalb ist Sydney meine absolute Lieblingsstadt. Ich bin aber eher der Stadt- als der Naturmensch.

Aktiv oder Faulenzen?
Ich kann eigentlich nur einen Tag faulenzen, dann werde ich wieder aktiv.

Flug, Zug oder Auto?
Flug, weil man viel grössere Distanzen in kürzerer Zeit zurücklegt. Aber ich erkunde oft mit einem Mietwagen die Umgebung.

Taxi oder Uber?
Taxi, weil ich bei Uber immer noch nicht durchblicke.

Viel oder wenig Gepäck?
Im Quervergleich viel. Wenn ich auf Reisen gehe, bin ich aber meist mehrere Wochen unterwegs. Ich habe es jedoch bis jetzt immer mit einem Koffer geschafft. Kürzlich war ich aber auf einer Weltreise, da hatte ich zum ersten Mal zwei Koffer dabei.

Nathalie de Regt