Von tanzenden Köchen und Strassen-Hippos

Im Standardprogramm für eine Südafrikareise kommt KwaZulu-Natal selten vor. Ein guter Grund, die Provinz einmal vor Ort genauer unter die Lupe zu nehmen.

Folgen Sie auf keinen Fall den Angaben Ihres GPS-Geräts!» Diese eindringliche Empfehlung schickt die Rhino Ridge Safari Lodge ihren Gästen, bevor diese sich mit ihrem Mietwagen auf den Weg in den Hluhluwe-Imfolozi-Park in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal machen. Stattdessen erhält man eine recht handgestrickte Wegbeschreibung im Stil von «Biegen Sie nach 3,4 Kilometer bei Schild Nummer 7 links ab».

Wer sich genau daran hält und auf der ungeteerten, durchfurchten Strasse etwas Mut zu schwungvollem Fahren beweist, erreicht etwa vier Stunden nach der Abfahrt am King-Shaka-Flughafen in Durban wirklich die neue Luxuslodge von Isibindi – völlig abgelegen und mitten im Nationalpark. Es ginge auch etwas schneller, doch sobald man das Eintrittstor des Parks einmal hinter sich gelassen hat, hält man alle paar Minuten wieder an und zückt die Kamera, weil ein Giraffenhals hinter einem Baum hervorlugt oder gerade eine Elefantenfamilie die Strasse kreuzt.

Viel entspannter kann man die Zeit zwischen zwei Pirschfahrten nicht verbringen.
Viel entspannter kann man die Zeit zwischen zwei Pirschfahrten nicht verbringen.

Ein Auge für Löwen und Mistkäfer

Auch auf den geführten Pirschfahrten, die jeden Abend und Morgen von der Lodge aus stattfinden, sind die Zeit und die zurückgelegte Strecke nebensächlich. Alle paar hundert Meter entdecken die geschulten Augen der Guides etwas Spannendes: ein gut getarntes Nashorn in einem Gebüsch, ein paar Nyalas beim Äsen, vielleicht auch mal nur einen aussergewöhnlichen Baum oder einen grossen Mistkäfer, dann aber wieder einen schlafenden Löwen zwei Meter neben der Strasse.

Wenn die Gäste nach einer zweistündigen Tour staubig und gut durchgeschüttelt in die Lodge zurückkehren, steht das Frühstück oder Abendessen schon bereit. Gut möglich auch, dass plötzlich die gesamte Belegschaft tanzend und singend aus der Küche kommt – nicht als einstudierte Show für die Touristen, sondern einfach weil sie gerade Lust dazu haben. «Wenn Isibindi eine Lodge baut, wird die lokale Bevölkerung immer miteinbezogen, sei es bei der Planung, beim Bau oder danach beim täglichen Betrieb. Wer sich einen der begehrten Jobs ergattert, durchläuft sogar einen Hotellerie-Crashkurs», erklärt Marketing-Managerin Penny.

Drei, vier Tage lässt es sich wunderbar in der Rhino Ridge Safari Lodge aushalten. Tagsüber gibt es nicht viel mehr zu tun als am Pool zu relaxen, sich eine Spa-Behandlung zu gönnen oder von der Terrasse der geräumigen Bungalows aus den Blick über den Park schweifen zu lassen. Zusammen mit den actionreichen Pirschfahrten ein ausgewogenes Ferienprogramm.

Die Nashörner sind die Stars im Hluhluwe.
Die Nashörner sind die Stars im Hluhluwe.

Im Revier der Flusspferde

Weiter geht die Reise nach St. Lucia im iSimangaliso Wetland Park. Das Küstenstädtchen besteht, so macht es den Anschein, hauptsächlich aus kleinen privaten Guest Houses. Ebenso auffällig sind die zahlreichen Warnschilder vor freilaufenden Flusspferden. Was man tagsüber noch als Touristen-Gag abtut, wird abends schnell zur Realität, wenn man auf der Strasse tatsächlich einem «Hippo» begegnet, das die Gewässer auf der Suche nach einer saftigen Wiese verlassen hat. «Einfach die Strassenseite wechseln und darauf achten, dass man ihm nie den Fluchtweg zurück ins Wasser abschneidet», so der professionelle Rat von Thandi von der iSimangaliso Wetland Park Authority.

Die Flusspferde sind auch das unbestrittene Highlight der Bootstouren, die direkt vom Stadtrand aus in einen Verbindungsarm des Lake St. Lucia, des grössten Sees Südafrikas, führen. Gekonnt umschifft der Guide die Herden und erklärt dabei das Revierverhalten der grossen Tiere, das schnell einmal in blutigen Kämpfen enden kann.

Ganz nebenbei erfährt man auf der Tour, dass der gesamte iSimangaliso-Park aus acht ineinandergreifenden Ökosystemen besteht und der wohl einzige Ort der Welt ist, an dem das älteste Landsäugetier (Rhinozeros), das grösste Landsäugetier (Elefant), die älteste Fischart (Quastenflosser) und das grösste Meeressäugetier (Wal) vorkommen – ein Zitat von Nelson Mandela übrigens. Besser könnte man die Vielfalt dieser Region nicht umschreiben, und man merkt schnell: Allein in diesem Park gäbe es noch unzählige Ausflüge zu unternehmen und Tiere zu entdecken, von der kompletten Provinz KwaZulu- Natal ganz zu schweigen.


AN DURBANS GOLDENER MEILE

Ausgangspunkt für alle Unternehmungen in der Provinz Kwazulu-Natal ist Durban – fussballbegeisterten Lesern mag die Stadt noch als Ort in Erinnerung sein, an dem die Schweiz an der WM 2010 den späteren Weltmeister Spanien mit 1:0 schlug. Das Moses-Mabhida-Stadion ist denn auch eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Durbans. Ein Outdoor-Lift bringt einen auf den 104 Meter hohen Bogen, der das architektonische Schmuckstück überragt und von dem aus man einen tollen Ausblick über die Stadt und aufs Meer hat. Wagemutige Besucher erklimmen das Stadion über eine Treppe und stürzen sich danach am Bungee-Seil in die Tiefe. Touristisches Herzstück von Durban ist die Golden Mile, wie der sechs Kilometer lange Strandabschnitt zwischen Stadion und dem Quartier Durban Point genannt wird. Touristen und Einheimische flanieren, joggen, skaten oder biken auf der sechs Kilometer langen Promenade, die von Restaurants, Bars, Hotels, einem Casino, Souvenir- und Marktständen, Pools und dem Wasserpark uShaka Marine World gesäumt wird. Durban erreicht man via Johannesburg; von dort aus dauert der Inlandflug noch rund eine Stunde.

Die sechs Kilometer lange Strandpromenade vor der Skyline Durbans.
Die sechs Kilometer lange Strandpromenade vor der Skyline Durbans.