Wo sich Moderne und Melancholie vereinen

Lissabon, die Hauptstadt Portugals, verführt durch seine Widersprüchlichkeit. Ausserdem fehlt es nicht an romantischen Fleckchen.
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Der Torre de Belém gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Eigentlich sollte Lissabon kein Geheimtipp sein – dennoch: die Hauptstadt Portugals gehört nicht zu den klassischen Städtereisezielen wie Paris, Rom, London oder Barcelona. Dabei ist die Stadt wunderschön, aber auch widersprüchlich. Lissabon ist melancholisch und modern, faul und lebendig, heruntergekommen und herausgeputzt. An jeder Ecke wird man von neuen Eindrücken überrascht. Und über allem ragt die unglaubliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Portugiesen. Man steht kaum an einer Haltestelle und versucht aus dem Fahrplan schlau zu werden, wird einem bereits Hilfe angeboten. Es kommt sogar vor, dass die Person extra ein paar Haltestellen weiter fährt als eigentlich notwendig, um den Unwissenden den richtigen Ausstieg zu zeigen.

Eine Fahrt mit der Strassenbahn Eléctrico 28, die sich von der Unterstadt Baixa in die Oberstadt Alfama schlängelt, wird von allen Touristenführern als ein «Must» propagiert. Doch leider ist die Bahn oft so überfüllt, dass man kaum etwas sieht. Eine andere, neue Art, den Charme von Lissabon zu entdecken, ist eine Fahrt mit einem der zahlreichen Tuk-Tuks. Die bunten und motorisierten Dreiräder passen perfekt durch die engen Gassen.

Romantik in allen Gassen

Für Turteltauben bietet Lissabon mit seiner charmanten Altstadt, dem schimmernden Fluss Tejo, dem warmen Licht und den kleinen Gässchen zahlreiche Möglichkeiten für romantische Stunden: ein gemeinsames Frühstück in einem der vielen Cafés – beispielsweise im wohl bekanntesten und schönsten Café Lissabons, im Café A Brasileira −, ein Spaziergang Hand in Hand durch die verwinkelten Gassen der Alfama, ein Bummel durch die gepflasterten Strassen der Rua Augusta oder ein romantisches Dinner mit melancholischer Fado-Musik. Auch eine Shoppingtour auf Lissabons Flaniermeile Avenida da Liberdade lohnt sich. Die Prachtstrasse, die vom Parça dos Restauradores bis zum Parça Marquês verläuft, wird von vielen Bäumen gesäumt. Hier befinden sich die exklusiven Marken wie Miu Miu, Escada, Prada, Louis Vuitton oder Burberry. Zu einem der beliebtesten Shopping-Hotspots der Stadt hat sich auch der Lissaboner Stadtteil Principe Real entwickelt. Hier finden Besucher Labels von portugiesischen Designern, die trendigsten Shops und Kunstgalerien.

Einen Besuch wert ist das Museu National do Azulejo, das in einem Kloster aus dem 16. Jahrhundert untergebracht ist. Es zeigt die glasierten und bunt bemalten Keramikfliesen Portugals, die auch in Lissabon überall zu finden sind. Eine Darstellung Lissabons vor dem Erdbeben 1755 in Form eines 23 Meter langen Wandfrescos zeigt die Kunstfertigkeit im Umgang mitdiesen typisch portugiesischen Kacheln. Die aussergewöhnlichen Farben und Motive rechtfertigen jederzeit einen Besuch. Im Gebäudeensemble befindet sich auch eine der reichsten geschmückten Kirchen. Und in den gekachelten Kreuzgängen kann man wunderschöne Foto schiessen sowie im lauschigen Innenhof entspannt einen Kaffee trinken.

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Blick vom Castelo de São Jorge über die Stadt.

Mit Blick über die Stadt

Auch das Castelo de São Jorge hoch über der Stadt sollte man nicht verpassen. Am frühen Abend, bei Sonnenuntergang, ist es hier besonders romantisch. Auf einer noch von der Sonne aufgewärmten flachen Mauer sitzend, können Hochzeitspaare in Erinnerungen an den grossen Tag schwelgen. Die Festungsanlage, die einmal als Königspalast diente, bietet im Innern auch zwei schattige Plätze, die zum Verweilen einladen. Wenn aus den Gassen der Altstadt ab und zu ein paar Klangfetzen des Fado bis hier oben klingen, dann lässt sich am ehesten die Seele Lissabons erahnen: melancholisch und magisch.

Wer das unbeschwerte Lissabon sucht, kann sich für den Beachclub Casablanca entscheiden. Rund 20 Minuten von der Altstadt entfernt auf der anderen Seite des Tejo, kann man am Strand Praio do Infante entspannt im Liegestuhl sitzen, leckere Cocktails schlürfen und die Sonne geniessen. Abends finden hier regelmässig Partys mit Musik aus den 80er und 90er sowie Latin-Beats statt. Wer an heissen Tagen eine Abkühlung sucht, springt einfach in die Wellen des Atlantiks. An diesem Strand weht die Blaue Flagge – das internationale Symbol für beste Wasserqualität sowie vorbildliche Sanitär- und Sicherheitseinrichtungen im Hafen- und Badebereich.

Über allem thront Cristo Rei. Die 28 Meter hohe Christusstatue wurde der Cristo-Redentor- Statue in Rio nachgebildet. 1949 begann der portugiesische Bildhauer Francisco Franco de Sousa mit der Ausarbeitung der Figur, die mit geöffneten Armen und Blick auf die Stadt Lissabon zum Dank für die Verschonung Portugals im Zweiten Weltkrieg von den Bischöfen in Auftrag gegeben wurde. Die Einweihung fand im Mai 1959 statt. Aufzüge führen auf die Plattform unterhalb der Statue. Der Blick reicht über ganz Lissabon und die Mündung des Tejo.

Zurück am Nordufer des Tejo, im westlichsten Lissaboner Viertel befindet sich ein weiteres Juwel Lissabons: der Torre de Belém. König Manuel I. «der Glückliche» liess diesen Wehrturm zwischen 1515 und 1521 im manuelinischen Stil errichten. Weniger zur Verteidigung als vielmehr zur Orientierung für heimkehrende Seefahrer stand das heutige Wahrzeichen Lissabons einst auf einer kleinen Insel im Tejo. Durch jahrelange Versandung ist der ehemalige Leuchtturm heute fast mit dem Land verbunden und über einen kleinen Steg zu Fuss vom Ufer aus zu betreten. Eine Aussichtsplattform in 35 Meter Höhe bietet einen traumhaften Blick über das Tejo-Delta. 1983 erklärte die UNESCO den Torre de Belém zum Weltkulturerbe.

In Belém befindet sich auch der Palacio National da Ajuda, in dem 1862 König Luis I. die Prinzessin Maria Pia von Savoyen heiratete. Kostbare Kunstwerke und Antiquitäten gehören zur Ausstattung des Palastes, die häufig Geschenke von anderen gekrönten Häuptern waren. Ein Beispiel dafür ist der Sachsensaal, dessen Einrichtung ein Geschenk des Königs von Sachsen an Königin Maria war. Die kostbaren Möbel waren mit Meissner Porzellan verziert. Manche Räume werden auch heute noch für Staatsempfänge genutzt.

Lissabon2Das Wichtigste in Kürze

❦ Anreise:
Die portugiesische Fluggesellschaft TAP Air und die Swiss fliegen teilweise mehrmals täglich von Zürich nach Lissabon. Von Basel und Bern gelangt man mit Easyjet direkt nach Lissabon.

Beste Reisezeit:
Nach der Hauptreisezeit im Sommer nimmt im August die Besucherzahl ab, das Meer ist aber noch schön warm. Der Spätherbst kann sehr angenehm sein, aber am besten eignet sich der Frühling für einen Besuch.

Informationen:
www.visitportugal.com