Kurze Auszeit von Südafrika

Die V&A Waterfront ist die Top-Attraktion von Kapstadt. Für einige ist sie zu künstlich und kommerziell – andere geniessen die Unterhaltung und die quirlige Atmosphäre.
Victoria and Alfred Waterfront - Cape Town. © iStock /EcoPic

Wie hat sich das historische Ha­fenviertel von Kapstadt in den letzten 30 Jahren nur verän­dert! Ungenutzt, verwahrlost, zerfallen vegetierten die einst stolzen Hafenbe­cken und ihre Umgebung während der 80er-Jahre vor sich hin – die englische Königin Victoria und ihr Sohn Alfred, nach denen die V&A Waterfront im 19. Jahrhundert benannt wurde, hätten kei­ne Freude gehabt.

An den Entwicklungen der 90er-Jahre dann schon eher. Ein beispielloses «Be­lebungs-Projekt» wurde gestartet, und rasch sah es wieder freundlicher aus im Hafen: Ein Einkaufszentrum entstand, zahlreiche Restaurants, sogar eine kleine Brauerei, Museen, Hotels… Und das al­les innert weniger Jahre.

Und so wurde die V&A Waterfront nach und nach zu dem, was sie heute ist: das touristische Herzstück von Kapstadt und mit 25 bis 30 Millionen Besucher pro Jahr eine der Top-Attraktionen des gan­zen Landes. Und sie wächst immer wei­ter: Als neue Highlights hinzugekommen sind in jüngerer Zeit das Clock Tower Center oder das Two-Oceans-Aquarium, und das nächste Grossprojekt wartet schon auf seine Eröffnung: In diesen Ta­gen wird in einem historischen Getreide­silo das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (oder kurz: MOCAA) einge­weiht. Auf neun Etagen ist hier eines der grössten Museen Afrikas für zeitgenössi­sche Kunst entstanden. Schon seit dem Frühling ist das integrierte Fünf-Sterne- Hotel The Silo offen.

DAS WAHRE SÜDAFRIKA? Einigen geht das alles zu weit. Zu touris­tisch, zu kommerzialisiert sei die Water­front, und sie entziehe den umliegenden Quartieren alles Leben. Mit dem wahren Südafrika habe das nichts mehr zu tun. Dass die gesamte Waterfront vor elf Jah­ren an ein britisch-arabisches Konsorti­um verkauft wurde, hat nicht geholfen.

An diesen Vorwürfen mag etwas Wah­res dran sein. Den Kapstadt-Besuchern sei an dieser Stelle auch dringend da­von abgeraten, ihre gesamte Zeit an der V&A Waterfront zu verbringen und die restliche Stadt links liegen zu lassen. Ein ebenso grosser Fehler wäre es aber, nicht zumindest einige Stunden unten am Ha­fen zu verbringen. Denn der Ort hat de­finitiv Flair: In charmanten Kneipen wird Livemusik gespielt, auf dem Wasser tu­ckern kleine Fischerboote vorbei, die leb­hafte Promenade lädt zum Flanieren ein. Und tolle Shopping-Möglichkeiten gibt’s sowieso en masse. Nach diesem unter­haltsamen Abstecher geht’s dann wieder zurück ins authentischere Südafrika.  ✚ waterfront.co.za