Zu Fuss in den Jurassic Park

Tropische Regenwälder, karge Mondlandschaften, heisse Lavaströme – Wandern auf Hawaii ist abwechslungsreich und abenteuerlich.
© Hawaii Tourism Authority

Regenwälder, exotische Pflanzen, Lavaströme, 4000 Meter hohe Vulkankrater mit atemberauben­der Aussicht… Es verwundert nicht, dass Hawaii als Wanderparadies gilt und im­mer mehr Touristen die Badehose und das Surfbrett für einen oder mehrere Tage gegen Rucksack und Trekkingschu­he eintauschen.

Die Top-Wanderinseln sind Hawaii Island (auch Big Island genannt), Kauai und Maui. Nicht immer kann man ein­fach nach Lust und Laune loswandern: Auf den bekannteren Trails und in den grösseren Parks benötigt man für Mehr­tagswanderungen und fürs Campieren bestimmte Genehmigungen. Teilweise lassen sich diese im Voraus besorgen (✚ hawaiistateparks.org), manchmal aber auch erst vor Ort nach dem «First come, first served»-Prinzip.

Anders als hier in den Alpen kann man auf Hawaii nicht damit rechnen, immer wieder auf Hütten oder auch nur Trink­wasserquellen zu treffen. Genügend Vor­räte sind also Pflicht – zumal auch der Handyempfang im Hinterland ziemlich eingeschränkt ist. Und schliesslich muss man beachten, dass auch in einem tro­pischen Inselparadies die Temperaturen mit zunehmender Höhe fallen – so kann es auf den hohen Gipfeln schon mal 20 Grad kälter sein als an den Stränden.  Beachtet man all diese Punkte, steht dem ungetrübten Wandervergnügen nichts mehr im Wege. Wanderwege gibt es auf Hawaii wie der sprichwörtliche Sand am Meer; drei spezielle Trails kris­tallisieren sich als Highlights heraus.
KALALAU TRAIL  «Garteninsel» wird Kauai genannt, und 80 Prozent der Insel sind mit dem Auto nicht zugänglich. Unter anderem wartet hier einer der schönsten Wanderwege von ganz Hawaii: der Kalalau Trail. Er führt auf 18 Kilometern vom Ke’e Beach zum Kalalau Beach und ist nebst Boot und Helikopter die einzige Möglichkeit, die Na-Pali-Küste zu entdecken. Der Trail ist nichts für Anfänger: Er führt steil über hohe Klippen und durch fünf Täler, und bei Nässe können die schlammigen Abschnitte richtig gefährlich werden.  Belohnt wird man mit spektakulären Aussichten auf die wilde und unberühr­te Küstenlandschaft, die übrigens als Ku­lisse für den Film «Jurassic Park» diente. Für die zweimal 18 Kilometer sollte man zwei, besser drei oder vier Tage einrech­nen. Es braucht eine Genehmigung – ausser man wählt die Soft-Variante und beschränkt sich auf die ersten drei Kilo­meter bis zum Hanakapiai Beach.

SLIDING SANDS TRAIL Wandert man auf dem zuvor beschrie­benen Kalalau Trail durch die üppige Vegetation des tropischen Regenwalds, erwartet einen im Haleakala National Park auf der Insel Maui eine komplett an­dere Szenerie. Der Park ist rund um den ruhenden, gleichnamigen Vulkan ange­legt und gleicht in seiner Kargheit einer Mondlandschaft, mit Ausnahme einiger der streng geschützten Silberschwert-Pflanzen. Durch diese Ödnis führt der Sliding Sands Trail oder, wer die klang­volle hawaiianische Sprache bevorzugt, der Keonehe’ehe’e Trail. Tatsächlich läuft man während dieser Tagestour auf san­digem, losem Untergrund bis zum Grund des Kraters – es geht also zuerst runter und am Schluss wieder hinauf, für uns Schweizer eher ungewöhnlich. Ein Hö­hepunkt ist der Sonnenauf- oder -unter­gang auf dem Gipfel des Haleakala auf 3055 Metern. Für den Sonnenaufgang muss man sich allerdings sein Ticket im Voraus reservieren (✚ recreation.gov).

KILAUEA LAVA HIKE Wer es noch «vulkaniger» mag, dem bie­tet der Kilauea auf Big Island ein Natur­spektakel der besonderen Art. Der ak­tuelle Ausbruch dauert eigentlich schon seit 1983 an, und er gilt als aktivster Vulkan der Welt. Seit einem Jahr fliesst im Hawaii Volcanoes National Park nun auch wieder Lava in den Pazifik, was am «Entry Point» natürlich für spektakuläre Szenen sorgt. Man kann von Kalapana aus dorthin wandern, muss aber extrem vorsichtig sein. Am besten schliesst man sich einer geführten Wanderung mit ei­nem Park Ranger an.

UND DER GROSSE, GROSSE REST Neben den drei genannten Touren gibt es unzählige Perlen und Geheimtipps, die allesamt ebenso empfehlenswert sind.  Auf Big Island sind dies zum Beispiel die Wanderwege auf die 4000er-Gipfel des Mauna Loa und Mauna Kea. Auf letz­terem befindet sich ein Observatorium mit 13 Teleskopen, gilt der Gipfel doch als einer der besten Orte weltweit für Sternenbeobachtungen. Auf Maui ist der Zungenbrecher Waianapanapa-Trail eine Wanderung wert. Der Zugang erfolgt über die Road to Hana. Danach geht es über scharf­kantiges Lavagestein vorwärts, während man immer wieder Wasserfontänen be­obachtet, die aus Lavalöchern schiessen.

Auf Kauai sind die Wanderwege im Waimea Canyon empfehlenswert. Er wird oft auch als «Grand Canyon des Pa­zifiks» bezeichnet, und das Farbenspiel der Felsen ist genauso beeindruckend wie beim Original in Arizona. Auch wenn man Oahu eigentlich eher mit dem Strand- und Nachtleben von Waikiki und Honolulu in Verbindung bringt, gibt es auf der Insel einige schöne ruhige Orte wie etwa die umliegenden Regenwälder mit Wasserfällen, die zum Wandern einladen. Vom Kraterrand des Diamond Head hat man einen grossarti­gen Ausblick auf den Waikiki Beach, und der Kaena Point als westlichster Punkt der Insel bietet malerische Aussichten auf die Waianae-Küste und den Pazifik.

117 Kulturelle Wanderwege

Ist der richtige Wanderweg hier noch nicht dabei? Kein Problem: Das Na Ala Hele Trail & Access Program listet auf hawaiitrails.org 117 Wege mit zahlreichen Details und Bildern auf. Das staatliche Programm sorgt seit 1988 dafür, dass historisch und kulturell wertvolle Wege nicht dem allgemeinen Fortschritt zum Opfer fallen, sondern dass sie unterhalten werden und öffentlich zugänglich bleiben.