MICE-Trends 2018: Interaktion, Webcasts und «Brain Food»

Laut den Experten von World Hotels müssen zukunftsfähige MICE-Anbieter auf diese Dinge vorbereitet sein.
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Die MICE-Industrie ist sowohl für die Tourismusindustrie als auch für die wirtschaftliche Entwicklung von Städten ein wesentlicher Wachstumsfaktor. Sie generiert weltweit Millionenumsätze und wächst mit enormem Tempo. Im hart umkämpften MICE-Geschäft sind Trends oft so schnelllebig wie das Wetter, sagen Anke Ebinger, Director of Sales Central Europe und Ganessan Suppiah, Regional Vice President of Sales – Asia Pacific bei World Hotels. Einige ihrer Prognosen fürs 2018 fasst World Hotels so zusammen:

Neue Technologien haben in den letzten Jahren die Reisebranche verändert. Mit welchen technologischen Trends können wir für das MICE-Geschäft in diesem Jahr rechnen?
Anke Ebinger: Die Zeiten sind vorbei, in denen man nur einen Overhead-Projektor zur Verfügung stellen musste. Jetzt müssen die Veranstaltungsorte nicht nur eine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung, sondern auch virtuelle Assistenten anbieten. Technologien wie virtuelle Realität, künstliche Intelligenz, etc. beeinflussen das Reiseerlebnis. Erweiterte Realität, Webcasting, Live-Streaming und Videokonferenzen werden nicht mehr als Luxus angesehen. Es ist wichtig, dass Veranstaltungsorte über diese Trends auf dem Laufenden bleiben, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Ganessan Suppiah: Wir sehen, dass Apps zur Schlüsselfunktion von Events werden. Event-Apps erleichtern die Anmeldung und schaffen Konversation vor und nach dem Event. Vereinfachung ist das Schlagwort für 2018. Jeder in der MICE-Branche wird dafür sorgen, dass die Reise des Gastes einfach und effizient ist. Es geht nicht nur um erweiterte Realität und künstliche Intelligenz, in diesem Jahr geht es auch darum, die menschlichen Komponente von Events zu betonen. Technologie wird helfen, Erfahrungen zu personalisieren; sie wird die menschliche Interaktion nicht ersetzen, sondern verbessern. Wir bei World Hotels gehen davon aus, dass die virtuelle Teilnahme an Events weiter voranschreiten wird. Daher müssen Veranstaltungsorte dafür sorgen, dass die Online-Teilnahme eines Events möglich ist. 360-Grad-Bilder und virtuelle Realität auf Youtube, Facebook und Periscope werden für die Eventpromotion immer wichtiger werden.

Anke Ebinger: Ein besonders wichtiges Thema wird die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO), die diesen Monat in Kraft tritt. Sie kommt mit grossen Herausforderungen, wird aber auch die Datenqualität und die Transparenz verbessern.

Welche Zielgebiete werden in diesem Jahr besonders gefragt sein?
Ganessan Suppiah: Mehr und mehr Kunden möchten ihre Veranstaltungen in die umliegende Region legen. Viele Veranstaltungsorganisatoren suchen daher nach Orten, die ruhig gelegen sind. Lokal und regional sind also die Trends. Menschen suchen authentische Beziehungen und Erfahrungen hinter den Kulissen mit lokalen Experten. Sie wollen sich aktiv in den Orten beteiligen, die sie besuchen.

Was müssen MICE-Standorte bieten, um in Zukunft erfolgreich zu sein?
Anke Ebinger: Standard-Konferenzsäle und Buffets reichen nicht mehr aus, um unsere Kunden zufrieden zu stellen. Einzigartige Erlebnisse zählen. Spa-Behandlungen, Team-Building, Cocktail-Kurse: Veranstaltungsorte müssen neben dem seriösen Business-Fokus auch Spass bieten. Für die jüngeren Generationen ist Arbeit Leben und Leben ist Arbeit. Deshalb sollten Meetings nicht langweilig sein, sondern mit speziellen Angeboten und Top-Locations die Gäste locken. Orte, die aufregende neue Erlebnisse bieten, haben den grössten ROI.

Ganessan Suppiah: Wir sehen, dass sich die Nachfrage deutlich von traditionellen Veranstaltungsorten zu personalisierten Orten verlagert hat. Organisatoren wollen massgeschneiderte, einzigartige Erlebnisse. Flexible Besprechungsräume stehen bei jedem Teilnehmer ganz oben auf der Wunschliste. Veranstaltungsorte müssen mehr als nur einen Raum zur Verfügung stellen, sie müssen für den Kunden ein individuelles Gesamterlebnis schaffen. Veranstalter wollen kein Schema F, sie legen Wert auf Individualität. Daher ist Flexibilität ein Muss, Veranstaltungsorte müssen auf spezifische Anforderungen reagieren können.

 

«Essen muss Instagram-würdig sein.»

 

Was ist mit den Erwartungen der jüngeren Generationen?
Ganessan Suppiah: Organisatoren müssen mehr Interaktion und Beteiligung des Publikums schaffen. Die jüngere Generation hat keine Lust mehr auf traditionelle Redner. Interaktive Elemente sind entscheidend, Beteiligung statt Frontalbeschallung. Aktivitäten, verstärkte Zusammenarbeit und Informationsaustausch werden in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen.

Anke Ebinger: Generation Y und Z sind sich mehr ihrer Gesundheit bewusst. Aus diesem Grund wird Wellness mehr an Priorität gewinnen: Frisches und gesundes Essen statt Kekse und Kuchen, «Brain Food», das ist ein Trend, den wir bereits erleben. Auch das Catering muss die Gäste beeindrucken. Langweiliges Essen gibt einer Veranstaltung einen langweiligen Beigeschmack. Organisatoren erwarten die neuesten Innovationen im Lebensmittelbereich, und wir erwarten, dass sich dieser Trend weiterentwickelt und kreativer wird. Neuartige Konzepte werden die Gäste in diesem Jahr begeistern: Essen muss Instagram-würdig sein. (MICE-tip)

Ganessan Suppiah
Anke Ebinger