«Mir ist wichtig, dass ich Fragen stellen kann»

Schon als Kind war Dani Fohrler von Mikrofon und Lautsprecher fasziniert. Er gibt Einblicke in eine spannende Arbeit.

Dani Fohrler, wie kam es dazu, dass Sie als Moderator beim Radio und Fernsehen gelandet sind?

Als Junge wollte ich eigentlich Kranführer werden, doch die Faszination der Höhe wich bald der Faszination Mikrofon. Ich begann schon sehr früh, mit meinem Kassettenrekorder Musik aufzunehmen und mit Worten zu hinterlegen. Im Teenager-Alter wurde dann aus meinem «Kinderzimmer» ein kleines Produktionsstudio.

Als Musikliebhaber investierte ich mein ganzes Sackgeld und den Lehrlingslohn in Schallplatten und in einen DJ-Plattenspieler. Dann fing ich an, Interviews zu machen und wollte gleich Prominente vor das Mikrofon bekommen, was mir mit Emil Steinberger auch gelang. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Das gab mir viel Selbstvertrauen.

Haben Sie das nur für sich selber gemacht?

Nein, ich war richtig geschäftstüchtig und machte von meinen monatlichen Radiosendungen Kassetten-Kopien. Diese sandte ich dann an Verwandte und Bekannte, die ein Abonnement gekauft hatten. Das alles passierte während meiner KV-Lehre.

Wie ging es dann weiter?

Nach der Lehre arbeite ich noch als kaufmännischer Mitarbeiter bei verschiedenen Firmen und ging auf Reisen. Gleichzeitig bot sich die Chance, beim Lokalradio Canal 3 in Biel eine Samstagabend-Sendung zu machen, damals mehr als Hobby und natürlich gratis. Das Motto hiess «learning by doing» und ich lernte viel in dieser Zeit. Als dann 1991 Radio 32 in Solothurn startete, stieg ich vollberuflich ins Geschäft ein und war beim Aufbau mit dabei.

1998 kam ich bei einem Casting für das neue TV3 ins Final. Ich konnte mir Fernseharbeit parallel zum Radio gut vorstellen und überzeugte bei der Endausscheidung mit einem Talk zum Thema «Hormonbehandlung bei Frauen», ein Thema, mit dem ich sonst nichts am Hut habe. Danach hatte ich ein paar Jahre lang mit «Fohrler live» meine eigene tägliche Talk-Sendung. Das war eine überaus spannende Zeit.

Wann kam der Wechsel zum SRF? Als TV3 Konkurs ging, bekam ich ein Angebot und kehrte bei SRF1 zum Radio zurück. Dieses Mal aber auf die nationale Bühne. Seither moderiere ich verschiedene Formate, so etwa den Radiotalk «Persönlich». Dazu kamen sporadisch Fernsehaufträge wie etwa die Reisesendung «Rondo Mondo» oder das Zirkusfestival in Monte Carlo. Seit fünf Jahren gehört «Glanz & Gloria Weekend» zu meinen fixen Talksendungen.

Macht Ihnen Radio oder Fernsehen mehr Spass?

Es sind zwei verschiedene Dinge, an beiden habe ich viel Freude. Für das Radio spricht die Leichtigkeit, die Geschwindigkeit, das selbstständige Arbeiten und dass alles live ist. Da kannauch mal etwas passieren, das macht es so spannend. Und in der Intimität des Radiostudios öffnen sich Menschen im Gespräch aufgrund meiner Erfahrung viel eher als im TV. Zudem bin ich innerhalb gewisser Richtlinien frei in der Gestaltung und der Wahl der Themen und Gäste. Beim Radio passiert viel aus dem Moment heraus, zum Beispiel aus den Reaktionen der Hörer. Man muss also auch spontan und kreativ sein.

Im Fernsehen ist man von einem grossen Team umgeben, alles ist schon aufgrund der Technik schwerfällig und vieles ist vorgegeben. Eine ganze Choreografie gehört dazu, was natürlich auch sehr spannend ist.

Das Fernsehen war eine Zeit lang fast überdesignt, wird jetzt aber durch mehr Live-Sendungen wieder spontaner, was ich sehr begrüsse.

Gibt es ein Format, das Sie unbedingt einmal noch entwickeln oder moderieren möchten?

Mit «Persönlich» habe ich ein Traumformat gefunden. Es gibt eigentlich nichts Besseres für eine Radiosendung, als mit zwei ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten ein Gespräch führen zu können. Jede Sendung ist wieder ganz anders – das ist Radio pur. Ich bin nicht der Karrieretyp, der sich immer anpreist, sondern darauf bedacht, meinen Job mit viel Engagement und Freude so gut zu machen, wie ich es kann.

Man kann Sie auch für Moderationen von Events buchen. Nach welchen Kriterien sagen Sie für ein Engagement zu?

Es muss mit meiner Kernkompetenz zu tun haben. Ich moderiere nichts, von dem ich keine Ahnung habe. Am liebsten tauche ich in Lebensgeschichten ein oder moderiere Themen, die mich interessieren. Ein Fussball-Talk oder ein komplexes Wirtschaftsthema sind weniger mein Ding. Diese Engagements müssen auch mit meiner beruflichen Situation vereinbar sein, ich arbeite zu 80% für SRF.

Als Event-Moderator ist es mir wichtig, dass ich Fragen stellen kann, auch wenn das Programm eigentlich vorgegeben ist. Ich möchte mit den Referenten sprechen und nachfragen. Oftmals schlage ich den Organisatoren vor, ein als Referat geplantes Format als Gespräch durchzuführen, was meistens gut ankommt und für Abwechslung sorgt. Es gibt nichts Langweiligeres als ein Referat und eine Powerpoint-Präsentation nach der anderen.

Gibt es Themen, die Sie nie moderieren würden?

Ja, beispielsweise alles, was mit Politik zu tun hat. Ich bin ja auch beim Radio und Fernsehen nicht in diesem Bereich tätig, und solche Engagements werden von meinem Arbeitgeber nicht unbedingt geschätzt.

Was braucht es für eine gute Moderation?

Es braucht viel Einfühlungsvermögen, etwas zu erfassen, zu spüren und einen Inhalt «gluschtig» zu verpacken. Die Sprache muss zum Moderator passen, er muss authentisch rüberkommen. Ich beispielsweise bin nicht der Sprücheklopfer, was nicht heisst, dass ich keinen Humor habe. Ich moderiere locker, gelte aber eher als klassischkonservativer Moderator. Wichtig ist auch eine deutliche, klare Sprache und Komplexes mit kurzen Worten erklären zu können. Bei Moderationen und Talks ist es zudem sehr wichtig, dass man zuhören kann. Man muss auf Aussagen reagieren, nachfragen und das Gespräch flexibel gestalten. Daraus ist schon Grossartiges entstanden. Am vorbereiteten Schlachtplan festhalten zu wollen, wäre komplett falsch.

Viele junge Menschen träumen von einer Karriere beim TV oder Radio. Was raten Sie diesen?

Sie sollen unbedingt mal bei Radiound Fernsehstationen reinschauen. Wenn immer möglich versuche ich, solche Anfragen positiv zu beantworten, da ich als Jugendlicher diese Möglichkeit auch hatte. So erst sieht man, was da gearbeitet wird, was alles hinter einer Sendung steckt. Wir Radio- und TV-Macher verkaufen gegen aussen eine Illusion, dahinter steckt aber harte Arbeit. Das kommt nicht einfach so vom Himmel herunter. Alles sieht und tönt immer so locker, so einfach ist es nicht. Und durch die Digitalisierung und die Social Media ist auch unser Job noch viel komplexer und schneller geworden.

Welche Zukunftsträume haben Sie?

Nächstes Jahr werde ich 50. Wer weiss, wann ich dann einmal pensioniert werde? Meine Arbeit macht mir noch immer grossen Spass, aber ich könnte mir als zweites Standbein auch einen kleinen Laden mit Gourmet-Spezialitäten vorstellen. Ich bin ja vorbelastet, meine Eltern hatten einen kleinen Usego-Laden in einem Solothurner Dorf. www.andreasundconrad.ch


Dani Fohrler

Der in seiner Heimatstadt Solothurn lebende Dani Fohrler gehört zu den bekanntesten Radiound TV-Moderatoren der Schweiz. Seine Karriere begann 1991 bei Radio 32 in Solothurn. Zuvor hatte er erste Erfahrungen bei Canal 3 in Biel gesammelt.1998 folgte bei TV3 der Sprung vor die Kamera. Für seine Sendung «Fohrler live» wurde er mit dem «Prix Walo» ausgezeichnet. Seit Jahren arbeitet er nun in einem 80%-Pensum für verschiedene Sendungen von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Fohrler kann man auch für Moderationen von Events buchen.

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