«Wir legen jeweils die Innenstadt lahm»

Das dreitägige Züri Fäscht, das alle drei Jahre durchgeführt wird, steht vor grossen Herausforderungen.
ZF
Bei der letzten Durchführung 2013 besuchten 2,5 Millionen Besucher das grösste Volksfest der Schweiz – man beachte den Seiltänzer bei derKirche St. Peter...

Dieses Jahr wird das traditionelle Züri Fäscht zum zehnten Mal über die Bühne gehen. Das grösste Volksfest der Schweiz hat seinen Ursprung 1932. Damals wurde anlässlich der 1. Zürcher Autoschau am 26. Juni ein Seenachtsfest veranstaltet. 1951 feierte der Kanton Zürich seinen 600. Geburtstag und die Jubiläumsfeier fand erstmals unter dem Namen «Züri Fascht» statt.

Während die Stadtfeier zunächst in unregelmässigen Abständen – mal mit und mal ohne Feuerwerk − organisiert wurde, wechselte man ab 1976 in den fixen Rhythmus von drei Jahren. Anlässlich der «700 Jahre Eidgenossenschaft » wurde dann 1991 der Trägerverein Züri Fäscht gegründet. Seit damals heisst das Zürcher Seenachtsfest nun fix Züri Fäscht. «Seenachtsfeste gibt es ja überall in der Schweiz, ein Züri Fäscht gibt es nur hier», erklärt Roland Stahel, langjähriger Geschäftsleiter des Festes, «dennoch gibt es immer noch einige, die vom Seenachtsfest sprechen.» Alte Traditionen lassen sich nicht so schnell ablegen.

Sicherheitskonzept wird überarbeitet

Was klein und überschaubar begann, ist zum grössten Volksfest der Schweiz gewachsen. 2,5 Millionen Besucher pilgerten 2013 bei der letzten Durchführung des Züri Fäschts während drei Tagen in die Stadt. Einer Umfrage zufolge feiern über 70% der Züricherinnen und Zürcher mit. «Wir legen jeweils für drei Tage praktisch den Verkehr in der Innenstadt lahm», räumt Stahel ein. Doch der Besucherstrom bringt auch seine Probleme mit sich. Bereits 2013 wurde aufgrund der Vorfälle in Duisburg während der Loveparade 2010 das Sicherheitskonzept überarbeitet. Seit der letzten Durchführung ist ein 30-köpfigesTeam daran, dieses noch weiter zu verbessern, inklusive Crowd Management. «Die Sicherheitsabstände werden vergrössert, Notfallhotlines, Troubleshooters, Feuerwehr, Polizei und Sanitätseinrichtungen sind an neuralgischen Punkten präsent», versichert Stahel. Dass diese Massnahmen nicht gratis sind, ist klar. «Unser Budget ist von 5,4 Millionen Schweizer Franken auf 7,6 Millionen gestiegen», führt Stahel weiter aus. Dies nicht nur aufgrund der erhöhten Sicherheitsmassnahmen, sondern u. a. anderem auch weil der Zürcher Verkehrsbund in Zukunft für das Bereitstellen des Nachtnetzes ein Entgelt verlangt.

Um das entstandene Loch zu stopfen, werden der Kantons- und Gemeinderat voraussichtlich zusätzlich 300 000 Franken sprechen. Ausserdem werden die Getränke teurer − «wir verlangen sozusagen einen ZVV-50er» −, und die Festplatzabgaben wurden erhöht. Der Trägerverein deckt den Verlust. «Nach der diesjährigen Durchführung müssen wir Bilanz ziehen. Die Finanzierung für 2019 muss überdacht werden, sonst wird es kein weiteres Züri Fäscht mehr geben», bedauert Stahel, «doch glücklicherweise müssen wir als Verein keinen Gewinn generieren.»

Zurzeit werden die Kosten hauptsächlich durch die Teilnehmer gedeckt. «Rund 4,4 Millionen Franken erhalten wir durch Standplatzverkäufe und allgemeine Erträge., je 1 Million übernehmen die Stadt bzw. der Kanton ohne Geldfluss, hinzukommen 800 000 Franken ebenfalls von Stadt und Kanton, die restlichen 400 000 Franken übernimmt der Verein», zählt Stahel auf. Es gebe zwar diverse Sponsoringmöglichkeiten, doch aufgrund des sehr durchmischten Publikums – «von Familien mit Kindern, über Junge und Junggebliebene bis hin zu den älteren Semestern sind alle Altersgruppen am Züri Fäscht anzutreffen» − ist das
Volksfest für Unternehmen als Werbeplattform eher unattraktiv, stellt Stahel fest. Doch das Publikum wurde in den letzten Jahren tendenziell jünger, urbaner und trendiger. «Viele Clubs im Kreis 4 und 5 haben während diesen drei Tagen geschlossen oder betreiben nun eine Festwirtschaft.»

Feuerwerk
Seit 1976 gehört das Feuerwerk fix ins Züri-Fäscht-Programm.

Festprogramm entsteht

Bereits bei der letzten Durchführung liessen die Organisatoren eine App programmieren, die auch fürs Tracking der Besucher genutzt wurde. «2013 wurde sie ca. 70 000 mal heruntergeladen, für dieses Jahr haben wir uns das Ziel von 140 000 Downloads gesetzt», führt Eve Baumann, Ressortleiterin Medien, aus. Die App wird momentan aktualisiert und u. a. mit mehr Sicherheitsfeatures ausgestattet. «Ausserdem ist das gesamte Programm der drei Festtage aufgeschaltet », ergänzt Baumann. So können die Besucher laufend überprüfen, was sie als nächstes erleben wollen und wo die nächste Attraktion stattfindet.

Das Festprogramm mit den Attraktionen für dieses Jahr wird zurzeit erarbeitet. Was die Festwirtschaften und Stände betrifft, sammelten sich über 1000 Bewerbungen an. «Für die Chilbi meldeten sich doppelt so viele Interessenten wie wir Plätze haben», offenbart Stahel. 80% seien Wiederholungstäter, die Tendenz gehe aber von grossen zu eher kleineren Ständen. «Für mich ist es jeweils ein grosses Puzzle, das ich zusammensetzen muss, damit wir ein abwechslungsreiches und interessantes Fest präsentieren können», erklärt der langjährige Organisator, der halb Zürich persönlich kennt.  www.zuerifaescht.ch


Das Züri Fäscht in Zahlen

Ÿ- Rund 2,5 Millionen Besucher an drei Tagen
– ŸÜber 60 Bühnen mit Konzerten und Aufführungen
– Ÿ150 Festwirtschaften und 300 Markt- und Foodstände
– Grosse Chilbiplätze mit über 100 Schaustellern
Ÿ-  Stündlich aufregende Attraktionen und spektakuläre Shows – zu Wasser, zu Lande und in der Luft
Ÿ- ÖV rund um die Uhr nach Spezialfahrplan (Tagesangebot auch in der Nacht)

Nächste Durchführung: 1. bis 3. Juli 2016