«Geschäftsreisen als real-digitales Ökosystem»

Die Zukunftsforscherin Christiane Varga beim österreichischen Geschäftsreiseverband ABTA über die Zukunft des Business Travel.
Christiane Varga, Zukunftsforscherin
Christiane Varga. ©christianevarga.com

Der Wandel des Business Travel beim Neustart nach der Pandemie ist das grosse Thema, wo auch immer sich die Geschäftsreisebranche trifft. So auch an der ersten Business Travel Lounge nach der Corona-Pause des österreichischen Geschäftsreiseverbands ABTA in Wien. Zukunftsforscherin Christiane Varga dachte unter dem Titel ‘Vom neuen Wert des Reisens in einer Unterwegskultur’ über die Zukunft der Geschäftsreisen nach.

«Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, schon bestehende Entwicklungen haben sich durch die Corona-Pandemie nur verstärkt. Hybrid-Events und Hybrid-Meetings werden zur Norm, Metaverse & Co versprechen eine neue Meeting-Kultur, der CO2-Abdruck soll verringert werden – und das alles findet in einer Zukunft statt, die so ungewiss ist wie nie zuvor», so Varga zu Beginn ihres Vortrags laut einem Bericht auf tma-online.at.

Jede Generation wird jünger

Die Krise habe sich schon vor Corona abgezeichnet und während der Pandemie nur verstärkt, weil das alte System nicht mehr zum heutigen Leben passe. «Aufgrund der zunehmenden Individualisierung entwickeln wir uns immer mehr zu einer Netzwerkgesellschaft. Alles wird schneller. Der Wandel – angetrieben durch die Digitalisierung – ist viel dynamischer, wir fühlen uns oft überfordert», so Varga.

Die Gesellschaft von heute sei viel ausdifferenzierter als früher. Zudem blieben die Menschen heute viel jünger und fitter. Das heisst: Es kommt zu einem sogenannten Down-Aging. «Im Schnitt ist jede Generation heute um 7,4 Jahre jünger als früher», rechnete Varga vor. Das beeinflusse natürlich auch das Reisen.

Vier Einflussfaktoren

Varga nannte vier Megatrends, die den meisten Einfluss auf die Geschäftsreisen haben: Individualisierung, New Work, Mobilität und Konnektivität. Sie führen dazu, dass sich Business- und Freizeitreisen immer mehr vermengen. Früher waren Zuhause und Arbeit streng getrennt. Das ändere sich stark. Wesentlicher Grund dafür sei die Digitalisierung.

‘Wohnen’ lagere sich immer mehr nach aussen aus. Man könne heute von überall arbeiten – und dies habe natürlich auch grossen Einfluss darauf, wie die Menschen reisen. Die Lebenssphären ‘Zuhause, Arbeit, öffentlicher Raum’ verschmelzen. Laut einer Studie von Ikea verknüpfen nur mehr 7% ihr Zuhause mit einem Ort. 37% glauben, dass das Konzept eines Zuhauses mehr als nur vier Wände bedeutet.

Neue Communities bilden sich

Diese ‘Unterwegsgesellschaft’ werde sich in Zukunft noch verstärken und es werde sogar zu einer gewissen Metamobilität kommen. Das materialisiere sich in der Art, dass zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten unter einem Dach vereint werden und der Gedanke der Gemeinschaft grossgeschrieben wird.

Varga nannte als Beispiel das ‘Zoku-Konzept’ (live, leisure, work, meet), das unter anderem auch in Wien realisiert wurde: Ein Hotel fungiert als ‘Community Building’, in dem nicht nur Hotelgäste und Studenten wohnen, sondern auch Bewohner aus der Nachbarschaft neue Kontakte und Kooperationen finden. Kurz gesagt: ‘Lokalhood for everyone’.

Symbiose aus real und digital

Business und Leisure (‘Bleisure’) werde immer mehr verbunden. Damit gehen die Anforderungen an Unterkünfte und Destinationen immer mehr in Richtung ‘Wohnen’. Das fordere die Infrastruktur in und ausserhalb der Unterkunft heraus, stellte Varga fest.

«Künftig werden Businessreisen seltener sein, dafür werden aber neue Ansprüche an sie gestellt. Die Dauer wird stärker variieren. Auch werden sie künftig vermehrt in ländlichen Regionen stattfinden, die durch Corona eine starke Aufwertung erfahren haben», lautete die Prognose der Zukunftsforscherin.

Zum Abschluss gab sie sich überzeugt, dass Businessreisen eben nicht vor allem in der digitalen Welt stattfinden werden. «Im Gegenteil: Je digitaler alles wird, umso wichtiger wird für die Menschen die reale Begegnung sein. Geschäftsreisen werden daher in Zukunft als real-digitales Ökosystem gesehen», lautete das Resümee von Varga.

(Business Traveltip)

 

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