Geschäftsreisen: Das 2019-Niveau wird nicht mehr erreicht

Die ERGO-Reiseversicherung veröffentlich sechs Trends im Business Travel
Foto: zVg / Radisson Meetings

Nach knapp zwei Jahren Pandemie und einem unerwartet guten Reisesommer im privaten Sektor ziehen nun auch die Geschäftsreisen deutlich an. Mehr und mehr Länder lockern die Einreisebedingungen und auch der Wunsch, Geschäftspartner wieder persönlich zu treffen, nimmt zu.

Mit einem höheren Aufkommen an geschäftlichen Reisen können Reisebüros, Airlines und Hotels wieder auf das zweite Standbein Business Travel setzen. Doch wie hat die Pandemie den Bereich verändert? Welche Entwicklungen zeichnen sich generell im Sektor Geschäftsreisen ab? Die ERGO Reiseversicherung hat sechs Trends skizziert.

1. Sicherheits-Upgrade: höhere Buchungsklassen

Die erste Veränderung lässt sich bei den grosszügigeren Vorgaben zu den Rahmenbedingungen von Geschäftsreisen beobachten: Dem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit, wie ausreichend Abstand zu anderen Passagieren, wird selbst trotz höherer Kosten entsprochen.
Viele Unternehmen erlauben in ihren Reiserichtlinien nun höhere Buchungsklassen, beispielsweise die Business-Class im Flugzeug oder die erste Klasse im Zug. Wo es früher noch strenge Regelungen gab, zeigen sich Arbeitgeber aktuell grosszügig. Ebenso werden verstärkt Direktverbindungen gebucht, um Umsteigen und damit weitere Kontakte zu vermeiden.

2. Mehr Zug- und PKW-Nutzung für Geschäftsreisen

Der Wechsel beim bevorzugten Verkehrsmittel, der sich bereits bei privaten Reisen abzeichnet, zeigt auch beim Business Travel. Den vielen internationalen Flugreisen der Vergangenheit steht eine Zunahme der vergleichsweise unkomplizierten Inlandsreisen gegenüber. In einer nicht repräsentativen Umfrage der ERGO auf LinkedIn gaben 45 Prozent an, Dienstreisen innerhalb von Deutschland derzeit bevorzugt mit dem eigenen PKW durchzuführen. Das Infektionsrisiko ist hier entsprechend am geringsten. Den zweiten Platz belegten Reisen mit der Bahn, für die sich 38 Prozent der Befragten entschieden. Nur 13 Prozent ziehen Inlandsflüge vor, während 4 Prozent den Mietwagen wählen.

3. Bleisure: Business Trip mit privater Reise verbinden

Dieser Trend beginnt vor der Pandemie: Immer häufiger möchten Arbeitnehmer Berufliches mit Privatem verbinden und Urlaubstage oder ein Wochenende an die Geschäftsreise anhängen. Wer beruflich an schönen Orten unterwegs ist, möchte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dort mehr als nur den Konferenzraum zu sehen.
Auch die Kombination von Business-Trips mit Remote-Work kommt häufiger vor: Dabei wird die Reise zum einen für Termine mit Kunden oder Geschäftspartnern genutzt, zum anderen wird aus dem Fern-Office vor Ort gearbeitet – Co-Working-Spaces machen es möglich. Sie bieten Arbeitnehmern an jedem Ort der Welt optimale Arbeitsbedingungen.

4. Nachhaltigkeit im Fokus

Die Klimaschutz-Diskussionen in Politik und Gesellschaft rücken ökologische Aspekte auch bei Geschäftsreisen stärker in den Vordergrund. Viele Konzerne haben sich bereits strenge Auflagen zum jährlichen CO2-Ausstoss für das gesamte Unternehmen auferlegt.
Dies beinhaltet entsprechend auch die Business-Trips für das gesamte Jahr. Daher werden  vermehrt Bahnreisen gebucht, um die schlechte Ökobilanz von Kurzstrecken-Flügen zu umgehen oder Reisen so geplant, dass sich mehrere Termine miteinander verbinden lassen. Laut einer Studie gaben 77 Prozent der Befragten an, Geschäftsreisen zukünftig verstärkt unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit planen zu wollen.

4. W-LAN an Board

Kein ganz neuer Trend, doch ständig im Wachstum begriffen: Internetnutzung während der Reise. Gab es Ende 2016 noch bei 39 der 57 grössten europäischen Fluggesellschaften kein Internet-Angebot an Bord, ist es mittlerweile Standard, den besonders Business-Reisende erwarten. Die Airlines wappnen sich für den Mitbewerber Bahn, um damit auch das Argument der geringeren, produktiv nutzbaren Arbeitszeit auf Kurzstreckenflügen zu entkräften. Bahnreisende konnten die längere Reisezeit bisher mit der Möglichkeit, auch während der Reise online arbeiten zu können, ausgleichen.

5. Dresscode wird casual

Der Stil der Geschäftsreisenden ist im Wandel: Der Trend ist ein legerer Dresscode, auch auf beruflichen Reisen. Analog zur Arbeit im Büro, wird auch bei Kundenterminen immer weniger Wert auf eine formelle Kleiderordnung gelegt. Selbst in eher konservativen Umfeldern ist die Krawatte kein Muss und der Anzug kann mit Sneakern kombiniert werden. Auch Jeans und Vollbart sind nur noch selten No-Gos.

6. Virtuell versus Live-Meeting

Aus Sicht der Reisebüros und Business-Hotels ist es ein wenig erfreulicher Trend: Insgesamt liegen berufliche Reisen weiterhin auf einem niedrigeren Niveau als vor der Pandemie. Trotz der allmählichen Erholung des Tourismussektors erwarten Experten, dass Geschäftsreisen zukünftig nur sehr selektiv stattfinden werden.
Zoom, Teams und Co. haben den Unternehmen während der Pandemie gezeigt, dass nicht jeder Business-Trip wirklich notwendig ist. Dass viele Dienstreisen auch zukünftig mit virtuellen Meetings ersetzt werden, zeigt eine Studie des Verband Deutsches Reisemanagement (VDR), die das Erreichen des Niveaus von 2019 ausschliesst. (MICE-tip)

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