So wirbt Deutschland um Schweizer Gäste

Der 49. German Travel Mart fand dieses Jahr in Essen statt. TRAVEL INSIDE sowie eine kleine Delegation aus der Schweiz waren vor Ort.
Stefan Mieczkowski, DZT-Schweiz-Chef, zusammen mit Petra Hedorfer, Vorsitzende der DZT.

Die Deutsche Zentrale für Tourismus empfing vom 16. – 18. April 2023 rund 350 Top-Vertreter*innen der internationalen Reiseindustrie und Medienlandschaft aus 39 Ländern zum 49. GTM Germany Travel Mart. Dieses Jahr fand der Anlass in Essen statt.

Die Stadt im Ruhrpott nutzte die Gelegenheit, um sich im besten Licht zu präsentieren. So fand die Eröffnungszeremonie am Sonntagabend 16.4. in der Zeche Zollverein statt, eines der 51 UNESCO-Welterbestätten, die Deutschland zu bieten hat. Am Montagabend (17.4.) trafen sich alle Teilnehmenden des GTM dann in der Zeppelinhalle Hangar Essen/Mülheim, die just zu diesem Anlass eröffnet wurde.

Herzstück des GTM waren die zwei Workshop-Tage, bei denen in diesem Jahr rund 200 Unternehmen der deutschen Tourismusindustriewirtschaft auf ca. 250 Einkäufer*innen der internationalen Reiseindustrie ihr Angebot im Incoming-Tourismus präsentierten.

Schweiz weiterhin zweitwichtigster Quellmarkt

Wie bereits Stefan Mieczkowski, neuer Chef der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) Schweiz, an der Pressekonferenz in Zürich verkündete, darf Deutschland auf ein erfolgreiches 2022 zurückblicken, wobei die Schweiz – wie bereits seit Jahren – ihre Stellung als zweiwichtigster Quellmarkt behauptet. 5,8 Millionen Übernachtungen gingen auf Kosten der Touristen aus der Schweiz.

Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der internationalen Übernachtungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2022 um 120 Prozent von 31,0 auf 68,1 Millionen. Damit hat Deutschland bereits wieder 76 Prozent des Rekordniveaus von 2019 erreicht. «Während in den Pandemiejahren viele Reisende weltweit bevorzugt im eigenen Land unterwegs waren, können wir 2022 bereits eine deutliche Erholung der internationalen Reisen aus Europa und den USA verzeichnen», freut sich Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT.

Weiterhin sind die Niederlande der wichtigste Quellmarkt. Auf dem dritten Platz rangieren die USA. Praktisch gleichauf liegen Österreich, Polen und Grossbritannien. 42,2 Prozent der Übernachtungen verteilen sich somit auf fünf Länder, sodass sich Deutschland nicht nur auf einen einzigen Quellmarkt abstützen muss.

Coronabedingt hat sich der Anteil der Geschäftsreisenden massgeblich verringert, ist aber auf Erholungskurs. Deutschland hat dabei einen überproportionalen Anteil am europäischen Markt. Während die Auslandsgeschäftsreisen der Europäer*innen 2022 11 Prozent von insgesamt 9,2 Mio. Reisen ausmachten, waren es für Deutschland 20 Prozent.

Auch aus Übersee sind es für Deutschland 33 Prozent im Vergleich zu 20 Prozent in Gesamteuropa. Das Gesamtvolumen der Geschäftsreisen aus Übersee beträgt dabei 1,8 Mio. Reisen.

Blick in die Zukunft

Die Aussichten für den Tourismus allgemein sind erfreulich. Gemäss einer Umfrage von IPK International im Januar dieses Jahres planen 71 Prozent der Befragten definitiv eine Ferienreise, 25 Prozent sind noch unsicher. Eine Ausnahme bilden dabei die Japaner*innen, die zu 52 Prozent davon absehen, eine Reise ins Ausland ins Auge zu fassen. Hauptgründe dafür sind das hohe Bedürfnis nach Sicherheit sowie die Preisentwicklung der Flüge nach Übersee.

Laut derselben Umfrage geniessen Ferienreisen weiterhin einen hohen Stellenwert bei den Kunden. So liegt die Auslandsferienreise nach Ausgaben für Lebensmittel und Gesundheit mit 50 Prozent stabil auf Platz 3 der Konsumpräferenz. Ausserdem planen rund 70 Prozent gleich viel oder sogar noch mehr für die Ferien zu budgetieren.

Was Deutschland betrifft, so sagt das Forschungsinstitut Tourism Economics für das Gesamtjahr ein Volumen von 74,8 Mio. internationale Übernachtungen voraus. Dies entspräche 83 Prozent des Volumens aus dem Jahr 2019.

Ein weiterer Trend, der sich Post-Corona abzeichnet, ist die längere Aufenthaltsdauer von vier und mehr Übernachtungen. Und während vor Corona sich viele auf Städte fokussierten, findet nun vermehrt eine Verbindung einer Städtereise mit einem Aufenthalt auf dem Land statt. «Es ist nicht mehr ein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch», fasste es Petra Hedorfer zusammen. So nimmt die DZT unter anderem diesen Trend zum Anlass für ihre neue Kampagne unter dem Slogan «Stay a little bit longer», deren Kick-off am GTM stattfand.

In die gleiche Richtung bewegt sich der Trend zum Bedürfnis nach nachhaltigen Reisen. Laut einer aktuellen Studie von IKP International in 27 Quellmärkten für den deutschen Incoming-Tourismus halten 45 Prozent der Befragten Massnahmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit generell für wichtig, weitere 34 Prozent sogar für sehr wichtig.

Die Themen für 2024 und 2025
Wolfgang Gärtner, Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, freut sich zusammen mit dem Niederländer Hans Lugten, Travellinqmedia, auf den GTM 2024, der in Chemnitz stattfinden wird.

Während dieses Jahr die 51 UNESCO-Welterbestätten im Fokus der globalen Kampagne der DZT stehen, wird es 2024 unter anderem der 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich sein. Ein weiterer Schwerpunkt wird das Kulturprogramm rund um die Spielorte der Fussball-Europameisterschaft in Berlin, München, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen, Leipzig und Hamburg sein.

2025 wird dann Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas in den Fokus gerückt. Ein Vorbote auf dieses Ereignis wird der kommende, 50. GTM sein, der vom 21. bis 23. April 2024 ebenfalls in Chemnitz über die Bühne gehen wird. Ein Grossereignis, auf das sich der diesjährige GTM-Austragungsort vorbereitet, ist die Internationale Gartenschau, die 2027 in Essen stattfinden wird.

Mehr und bessere Zugverbindungen ab der Schweiz

Der Zug gewinnt an Marktanteilen. Dies stellt auch die Deutsche Bahn fest, was sie unter anderem dazu veranlasst, in neue Züge, Verbesserung der Infrastruktur und weitere Verbindungen zu investieren. So gibt es eine neue Verbindung nach Stuttgart mit Abfahrt um 9.29 Uhr in Zürich.

Von Montag bis Freitag fährt die DB frühmorgens neu ab Schaffhausen anstelle von Singen mit Ankunft in Stuttgart um 7.59 Uhr. Ab Ende Oktober 2023 wird es voraussichtlich stündlich einen Zug von Zürich nach Stuttgart geben. Ausserdem soll eine zweimal tägliche direkte Verbindung weiter nach Köln aufgelegt werden.

Ebenfalls neu sind die Nachtzüge von Zürich und Basel nach Prag mit Abfahrt in Zürich um 19.59 Uhr bzw. in Basel um 21.13 Uhr mit Ankunft in Prag um 9.35 Uhr. Zurück geht’s ab Prag um 18.26 Uhr mit Ankunft in Basel um 7.20 Uhr und in Zürich um 9.05 Uhr.

Der moderne ICE 4, den die Deutsche Bahn seit 2017 vermehrt auf die Schiene stellt, wird regelmässig für die Verbindung Hamburg–Hannover–Frankfurt–Zürich sowie Hamburg–Düsseldorf–Köln–Frankfurt Flughafen–Karlsruhe–Basel eingesetzt. Auch auf der Strecke Berlin–Braunschweig–Frankfurt Hauptbahnhof–Basel–Interlaken kommt dieser Zug zeitweise zum Einsatz.

Zurzeit erhalten auch diverse Lounges der Deutschen Bahn ein Makeover und präsentieren sich hell, kundenfreundlich sowie gemütlich und verkürzen gefühlt allfällige Wartezeiten bei Umstiegen.

Nathalie de Regt, Essen