Beherbergungsbranche: Geschäftstourismus unter Druck

Zusätzlich benötigt die Schweiz einen Masterplan für den Erhalt und die Weiterentwicklung von MICE sowie Grossveranstaltungen in der Schweiz.
iStock.com/(Montage: MICE-TIP)

Geeignete Unterstützungsmassnahmen und Ideen für den Weg aus der Krise sind für die Beherbergungsbranche dringend nötig. Dies unterstreichen die Ergebnisse der neusten Mitgliederbefragung von HotellerieSuisse. So werden dieses Jahr 70 Prozent der Betriebe ihre Gesamtlohnsumme aufgrund der durch die Corona-Krise verursachten Betriebsausfälle reduzieren. Die Umfrage zeigt auch, dass sogar in alpinen Gebieten die Auslastung das Niveau des Vorjahrs nicht erreicht.

Auslastungen weiterhin tief

Laut der neusten Umfrage von HotellerieSuisse lag die durchschnittliche Auslastung im Mai schweizweit bei nur 15 Prozent. Die prognostizierten Auslastungszahlen für die Monate Juni bis August liegen für die Stadthotellerie mit 23 Prozent dreimal tiefer als 2019. Ferienregionen rechnen mit 43 Prozent zwar mit einer deutlichen höheren Auslastung, jedoch kann auch hier die inländische Nachfrage den Ausfall ausländischer Gästen nicht völlig kompensieren, liegt doch die Auslastung immer noch unter dem Niveau vom Sommer 2019 (55 Prozent in Berggebieten).

Unterstützungsleistungen verhindern das Schlimmste

Dank Kurzarbeit, Covid-Krediten und Lockerungsmassnahmen konnte zumindest in Teilbereichen eine Entspannung erreicht werden. Während vor zwei Monaten noch rund 10 Prozent der Hotelbetriebe eine Konkurswahrscheinlichkeit von 60 Prozent angaben, waren es im Juni nur noch knapp 3 Prozent der Betriebe. Trotzdem musste ein Viertel der Befragten Kündigungen aussprechen. Nur dank Kurzarbeit wurden noch höhere Entlassungszahlen verhindert. Dennoch müssen mehr als 70 Prozent der Betriebe infolge der krisenbedingten Betriebsausfälle ihre Gesamtlohnsumme in diesem Jahr reduzieren.

Förderung von Investitionen und Innovationen

Es zeichnet sich ab, dass die Corona-Pandemie im Tourismus zu Strukturbrüchen führen wird. Der Digitalisierungsschub wird den Geschäftstourismus nachhaltig verändern. Gleichzeitig wird das Reiseverhalten der Gäste nach neuen Geschäftsmodellen verlangen. Die Nachhaltigkeit wird im Tourismus einen noch grösseren Stellenwert einnehmen. Aufgrund des neu geschaffenen Umfelds ist es nötig, die Tourismusstrategie neu zu denken und anzupassen. Die Förderung von Innovationen, Investitionen und Kooperationen muss verbessert werden, um die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit der Branche mittelfristig zu erhöhen.

Unterstützungen für Stadthotellerie und Geschäftstourismus

Im Zuge der Corona-Pandemie steht besonders der Städtetourismus vor grossen Herausforderungen. Deshalb ist zu prüfen, wie die Rahmenbedingungen neben der traditionellen Ferienhotellerie für die städtischen Hotellerie verbessert werden können. Zusätzlich benötigt die Schweiz einen Masterplan für den Erhalt und die Weiterentwicklung von MICE sowie Grossveranstaltungen in der Schweiz. Mit 5 bis 6 Milliarden Franken pro Jahr und rund 50’000 Arbeitsplätzen in verschiedenen Branchen ist der volkswirtschaftliche Nutzen dieses Sektors hoch. Ein Masterplan des Bundes soll daher die strukturellen Schwächen sowie die Stärken des Standorts Schweiz gegenüber dem Ausland und Verbesserungspotential aufzeigen.

Positionspapier mit wirtschaftspolitischen Forderungen

Kurz- bis mittelfristig müssen für betroffene Unternehmen zusätzliche Massnahmen realisiert werden, um deren Liquidität und Investitionsfähigkeit zu sichern sowie Arbeitsplätze zu erhalten. So fordert HotellerieSuisse in einem neuen Positionspapier einen Schuldenerlass bei einfachen Covid-Krediten in Härtefällen, zeigt doch die aktuellste Mitgliederbefragung, dass rund zwei Drittel der Betriebe Kredite beantragt und zu rund 90 Prozent auch bezogen haben. Eine weitere Forderung betrifft die Anrechnung von Verlusten bei der aktuellen Steuerrechnung. Demgemäss soll die Bildung von Rückstellungen bei der Bundessteuer im Geschäftsjahr 2019 ermöglicht werden, um die Steuerbeiträge 2020 zu reduzieren und die Liquidität zu erhöhen. Ausserdem soll die Höchstdauer für den Bezug von Kurzarbeitsentschädigung von 12 auf 18 Monate verlängert werden. (MICE-tip)