Das wünscht sich die Branche vom Schmid-Nachfolger

Wie muss er sein, der neue Direktor von Schweiz Tourismus? MICE-tip hat sich am Ferientag in Davos umgehört und auch bei Jürg Schmid selbst nachgefragt.

Nach 18 Jahren als «Mister Schweiz» und schillernde Figur des Schweizer Tourismus-Marketings hat Jürg Schmid für Ende Jahr seinen Rückzug angekündigt. Der Vorstand von Schweiz Tourismus (ST) hat eine Findungskommission eingerichtet und will nun schnellstmöglich einen Nachfolger bestimmen, jedoch ohne Kompromisse einzugehen.

«Ich bin doch nicht lebensmüde»
Natürlich war die Nachfolge-Frage auch ein Smalltalk-Thema unter den 1250 Incoming-Spezialisten, die sich diese Woche am Schweizer Ferientag in Davos trafen. Konkrete Namen wurden kaum kolportiert, der umtriebige Arosa-Tourismus-Chef Pascal Jenny und Zürich-Tourismus-CEO Martin Sturzenegger jedoch als vorstellbare Persönlichkeiten genannt. Ob es wieder eine so herausstechende Führungsperson sein müsse, wie Schmid es ist, oder ob die Zeiten der schillernden Tourismus-Direktoren eher der Vergangenheit angehören, wurde diskutiert. Auf die Frage, ob sie sich selbst so einen Posten vorstellen könnten, winkten viele ab: «Nein, danke», «Ich bin doch nicht lebensmüde» und «Dazu bin ich zu undiplomatisch», lauteten die Antworten.

Einige Branchen-Insider haben MICE-tip erzählt, was der «Neue» ihrer Meinung nach mitbringen sollte.

Hanna Rychener Kistler, IST AG: «In Sachen Ausstrahlung ist Jürg Schmid wohl schwer zu übertreffen. Der Neue wird definitiv etwas anders machen müssen. Das ist die Erwartungshaltung. Er muss die Organisation öffnen und auch grosse Verantwortungen abgeben. Er muss nicht nur strategisch exzellent sein, sondern auch ein absoluter Kommunikator.»

Peter Ernst, Direktor Seedamm Plaza Pfäffikon SZ: «Das ist keine einfache Aufgabe. Die Person muss begeistern können und ein dickes Fell haben, denn sie ist eine öffentliche Person. Sie braucht eine klare Linie und muss wissen, dass man es nicht allen recht machen kann. Es braucht einen Leader, der eine grosse Schar hinter sich versammeln kann. Es muss nicht jemand sein, der aus dem Tourismus kommt, das war Jürg Schmid ja auch nicht. Aber er muss sich interessieren, weltoffen sein. Jemanden, der nur in der Schweiz tätig war, sehe ich nicht.»

Martin Sturzenegger, CEO Zürich Tourismus: «Das Verbinden von Stadt und Land wäre sicher eine wichtige Aufgabe für den neuen Direktor. Zudem sollte er die Vielschichtigkeit des Landes in den Vordergrund stellen, beispielsweise die Qualität von Design, Infrastruktur und Innovation. Es geht nicht nur um die Servicequalität. Und natürlich muss er die Digitalisierung auf den nächsten Level heben. Die Instrumente dazu sind jetzt da, nun sollte jemand damit spielen.»

Markus Conzelmann, GM Radisson Blu Luzern: «Es sollte eine Person aus dem Marketing sein, die möglichst digital bewandert ist. Für diese herausfordernde Aufgabe braucht man am besten vier Hände und sechs Beine.»

Michael Thomann, Thomann Hospitality Management: «Ein Visionär, der sehr gut vernetzt ist. Er braucht Verständnis für den Tourismus, für die einzelnen Leistungsträger und deren Wertschöpfung. Ein Macher mit Empathie, der alle drei Landessprachen spricht. Und idealerweise ist es auch noch eine Frau.»

Steve Nikolov, Sales- und Marketing-Chef Bürgenstock Resort Luzern: «Der Nachfolger muss sehr politisch bewandert sein, vorstellbar wäre jemand aus dem Bereich International Consumer Goods.»

Jürg Schmid, Noch-Direktor Schweiz Tourismus: «Bereichernd ist sicher, wenn der neue Direktor oder die neue Direktorin anders ist, neue Akzente setzt. Man sagt ja: <Wenn man in die Fussstapfen tritt, kann man nie überholen.> Die grosse Aufgabe wird sein, sich in Europa zurück zu kämpfen, das kann ich nicht mehr abschliessen bis Ende Jahr. Das ist eine Aufgabe für die nächsten zehn Jahre oder länger. Um sich wieder in die Herzen zu spielen, braucht es viel Kreativität.»

«Der Business-Plan steht»
Und übrigens: Die Debatte um seinen Lohn sei keine Sekunde lang der Grund für seinen Abgang gewesen, betonte Jürg Schmid noch gegenüber MICE-tip. Mit 55 Jahren sei der Zeitpunkt gekommen, sich zu entscheiden: nochmal etwas anderes machen oder das Jetzige durchziehen bis zum Schluss. Der Wunsch zur Selbstständigkeit habe schon lange in ihm geschlummert. In zwei bis drei Monaten werde er seine Marketing-Agentur gründen. «Der Businessplan steht.» (SG)