Event-, Schausteller- und Reisebranche steht zusammen

Vertreter der Branchen appellierten an den Bund, bei der Härtefall-Regelung im Rahmen des Covid-19-Gesetzes das Zepter zu übernehmen.
© Markus Spiske on Unsplash

Die Event-, Schausteller- und Reisebranche appellierte am Freitag im Rahmen einer gemeinsamen Medienkonferenz an den Bund, bei der Härtefall-Regelung im Rahmen des Covid-19-Gesetzes das Zepter zu übernehmen, die gesprochenen Mittel substanziell zu erhöhen und umgehend mit deren Auszahlung zu beginnen.

Die Corona-Krise hat die Wirtschaft weiterhin eisern im Griff. Existenziell bedroht sind dabei insbesondere die Event-, Schausteller- sowie die Reisebranche. Die Umsätze sind seit Beginn des Lockdowns zum Teil um über 90 Prozent eingebrochen. Unzähligen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals und darüber hinaus und ihnen droht, in den nächsten Wochen und Monaten das Geld auszugehen. Die Härtefall-Regelung im Covid-19-Gesetz, welches an der Herbstsession der Eidgenössischen Räte beschlossen wurde, ist für diese Unternehmen ein Rettungsanker und wird von den Betroffenen entsprechend wertgeschätzt. Die Art und Weise sowie das Tempo der geplanten Umsetzung lassen aber weiterhin zu wünschen übrig.

Richtige Hilfe tut Not – jetzt!

Christoph Kamber, Präsident von Expo Event Swiss LiveCom Association, fand deutliche Worte: «Unsere Branche steht komplett still. Damit ist für uns nichts anderes als der Super-GAU eingetreten. Wir fordern deshalb eine unverzügliche Auszahlung von Hilfsgeldern, damit die Hilfe noch rechtzeitig ankommt und unnötige Konkurse vermieden werden können. Dies bedarf einer guten Zusammenarbeit der Behörden mit dem Bund im Lead. Wir wollen die Sicherstellung einer Gleichbehandlung auf nationaler Ebene und damit eine Verhinderung von drohenden Wettbewerbsverzerrungen für Unternehmen in unterschiedlichen Kantonen sowie eine ausreichende Finanzierung des Hilfsfonds von Bund und Kantonen, damit der Branche echt und nicht nur zum Schein geholfen werden kann. Die angekündigten 200 Millionen des Bundes reichen bei weitem nicht aus.»

Kantone müssen mutige Entscheide treffen

Der Nationalrätin Regula Rytz ist die Situation der Branchen vollkommen klar. Zu der Kritik, dass national eine Ungleichbehandlung bestehe, weil nicht alle Kantone gleich kulant beim Auszahlen der Gelder seien, erklärte sie: «Es würde zu lange, wenn der Bund die Führung beim Auszahlen der Gelder übernehme. Werden Sie direkt bei den kantonalen Volkswirtschaftsdirektoren vorstelli. Die Kantone müssten mutige Entscheide treffen.»

Zudem appellierte die Politikerin an die Vertreterinnen und Vertreter der drei Branchen, mit allen politischen Parteien in Kontakt zu treten. «Machen Sie politischen Druck auf allen Ebenen und über alle Grenzen hinweg. Dieses Engagement braucht es, damit Sie zum Ziel gelangen.»

Peter Howald, Präsident Schweizerischer Schaustellerverband, richtete einen flammenden Appell in Richtung Bundesbern: «95 Prozent unserer Schau- und Marktsteller haben dieses Jahr null Umsatz erzielt. Wir fordern finanzielle Unterstützung in Form von A-fonds-perdu-Beträgen – Kredite und Bürgschaften würden die Situation nur verschlimmern. Jährlich besuchen 11,2 Millionen Besucherinnen und Besucher unsere Jahrmärkte, Chilbis und Messen. Die Schweiz kann es sich nicht leisten, ein seit dem Jahr 1471 bestehendes Kulturgut nicht zu unterstützen. Wir kämpfen weiter – denn es geht nicht nur um unseren Job und unsere Tradition, sondern um nichts weniger als unsere Existenz.»

Jörg Gantenbein, Präsident, Schweizer Verband technischer Bühnen und Veranstaltungsberufe, hielt ebenfalls die Wichtigkeit von A-fonds-perdu-Beiträgen fest: «Wir brauchen per sofort A-fonds-perdu-Beiträge, um gesunde Unternehmen für die Zeit nach Corona am Leben erhalten zu können. Wir wurden von der 2. Welle nochmals hart erfasst und die Stornierungswelle hat ein Ausmass bis auf null erreicht. In normalen Jahren sind unsere Auftragsbücher jetzt voll, für 2021 ist keine einzige gebuchte Veranstaltung in Planung. Wir haben sicher bis im 1. Quartal 2021 keine Umsätze. Zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen mussten bereits Mitarbeitende entlassen, viele Fachkräfte haben die Branche verlassen. Deshalb geht es jetzt auch um die Gewährleistung der Ausbildung und die langfristige Sicherstellung des Know-hows unserer Branche.»

Schweizer Kulturbranche steht kurz vor dem Kollaps

Die Voten der drei Präsidenten der Branchenverbände wurde von prominenten Branchengrössen ergänzt. Dabei mahnte André Lüthi, VR-Präsident Globetrotter Travel Service: «Die aktuelle Situation hätten wir uns so nie ausmalen können. Der Bund muss jetzt endlich den Lead übernehmen und gehen mit Vorausleistungen voran. Es geht nicht, dass die heisse Kartoffel den Kantonen übergeben wird.» Und André Béchir, Senior Advisor Gadget-abc Entertainment Group, erklärte: «Die Schweizer Kulturbranche steht kurz vor dem Kollaps. Unsere 1250 Unternehmen erwirtschaften normalerweise gegen 3 Milliarden Franken pro Jahr und leben heute von ihrem Ersparten. Viele davon kommen ohne schnelle Hilfe Ende Jahr nicht mehr über die Runden und fallen dann den Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ohnehin zur Last. Deshalb appellieren wir alle an Bundesrat, Parlamentarier und Kantone: Die Betroffenen der Branchen brauchen jetzt Geld – schnell und unkompliziert.» (MICE-tip)