Eventbranche: Ein Bein über dem Abgrund

Im Krisenjahr 2020 sind über 17’000 Projekte in der Veranstaltungsbranche abgesagt worden.
© Kilyan Sockalingum on Unsplash

Was nach gesundem Menschenverstand schon logisch erscheint, zeigt jetzt eine grosse Branchen-Umfrage erschreckend deutlich: Ein Jahr, nachdem Covid-19 auch in der Schweiz das Leben auf den Kopf gestellt hat, steht die hiesige Event- und Veranstaltungsbranche mit einem Bein über dem Abgrund. Der Bund wird darum dringend dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und einen Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen ab Spätsommer 2021 im Covid-Gesetz zu verankern.

Um sich selbst und den Behörden einen repräsentativen Überblick über die Lage zu verschaffen, hat der Branchenverband Swiss LiveCom Association Expo Event in Zusammenarbeit mit den Partnerverbänden Svtb und Tectum seine Mitglieder aufgerufen, an einer eingehenden Umfrage teilzunehmen. Dabei haben die Geschäftsinhaberinnen/-inhaber und leitende Angestellte von 153 Unternehmen verbindliche Auskünfte gegeben; zu Umsatzzahlen, zur Mitarbeitenden-Situation, zu Projektaussichten, zum Bezug von Hilfsmassnahmen und zu zahlreichen weiteren relevanten Themen.

Im Krisenjahr 2020 sind sage und schreibe über 17’000 Projekte in der Veranstaltungsbranche abgesagt worden. Daraus resultierte ein Umsatzeinbruch von 57 Prozent, was 3,19 Mia. CHF entspricht. Rund 4460 Arbeitsplätze gingen 2020 verloren. Verteilt über die gesamte Branche, haben etliche Unternehmen ihren Betrieb eingestellt oder sich komplett neuorientiert. Durch den Wegfall von Messen, Events und Kongressen entsteht in der Bruttowertschöpfung ein Loch von 10 Mia CHF.

Alle Resultate der Umfrage zeigen auf, wie sehr das Überleben der meisten Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche davon abhängt, ob im Covid-19-Gesetz ein Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen verankert wird. Denn auch mit einem Ende der Pandemie ist ein Ende des Notstands für viele Firmen noch lange nicht in Sicht. Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmenden haben beispielsweise einen Covid-19-Kredit beantragt, das Abzahlen wird jedoch noch Jahre dauern. Hinzu kommt, dass die potenziellen Auftraggeber künftige Aktivitäten nicht garantieren können und wollen, was die seit nun einem Jahr herrschende Planungsunsicherheit noch bis weit ins Jahr 2022 verlängern wird.

Aufgrund der aktuellen epidemiologischen Situation und dem aktuellen Schweizer Impfplan ist davon auszugehen, dass es auch 2021 und 2022 zu zahlreichen Absagen kommen wird. Ohne den geforderten Schutzschirm stehen somit tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel – und die kurz- bis mittelfristige Konkurrenzfähigkeit des Veranstaltungsortes Schweiz.

Aktuelle Lage der Veranstaltungsbranche

Die Veranstaltungsbranche umfasst gemäss einer Umfrage im Januar 2021 noch 1030 Unternehmen, 18’500 Mitarbeitende, 40’000 freiwillige Helfende (Freelancer) und erwirtschaftete im Jahr 2020 noch einen Umsatz von 2.37 Mia. CHF (Vorjahr 5,56 Mia CHF). Nach einem massiven Abbau im Jahr 2020 und ohne finanzielle Unterstützung droht dem Veranstaltungsbereich eine Konkurswelle mit dem Verlust von vielen weiteren Arbeitsplätzen. (MICE-tip)