«Good morning Zürich…»

Patrick Hässig, die Morgenstimme von Radio Energy Zürich, liebt alle Live-Formate und moderiert gerne Events.
Patrick_Haessig

Herr Hässig, seit Ihrem Lehrabgang fokussiert Ihr Werdegang auf Radio und Fernsehen. War dieser Weg vorgezeichnet?

Mein Vater war bereits Radiomoderator, insofern bin ich vorbelastet. Schon als Kind war ich von dieser Arbeit fasziniert, das ist bis heute geblieben. Jeder Tag ist anders, man ist nahe an der Aktualität und der Job bringt auch viele Überraschungen mit sich. Man erlebt spannende Menschen und setzt sich mit vielfältigen Themen auseinander. Nach meiner Lehre war ich noch zwei Jahre bei einer Versicherung. Wäre ich dabei geblieben, dann hätte ich wahrscheinlich ruhigere und weniger spannende Zeiten.

Machen Sie lieber Radio oder Fernsehen, und wo liegen die Unterschiede in der Arbeit?

Eine schwierige Frage, denn man kann sie fast nicht beantworten, da die Unterschiede sehr gross sind. Beim Radio macht man eine Sendung alleine. Man entscheidet, wann mache ich was und mit wem und was geht wie über den Äther. Beim Fernsehen ist es ein ganzes Team und der Moderator ist eine wichtige, aber nicht die einzig ausschlaggebende Person. Da gibt es Licht, Ton, Bild, Schnitt, Regisseur, Redaktion –alles muss auf die Sekunde zusammenpassen, sonst funktioniert es nicht. Beim Radio habe ich alles in meiner Hand, darum ist Radio machen wohl spannender als Fernsehen.

Beim Fernsehen ist im Gegensatz zum Radio immer weniger live. Sollte mir eine Live-Sendung am TV mal vergönnt sein, so würde ich danach vielleicht etwas anders antworten. Ich bin Fan von Live-Formaten, das ist das richtige Leben. Alles andere kann man schneiden, neu zusammensetzen und in eine perfekte Form bringen. Tailor made sozusagen, aber nicht mehr überraschend.

Aktuell hört man Sie vor allem als Morgenstimme bei Energy Zürich. Ist das frühe Aufstehen die grösste Herausforderung oder welche speziellen Anforderungen stellt eine Sendung, die um 5 Uhr beginnt, an die Moderation?

Ich bin ein Morgenmensch, das frühe Aufstehen macht mir überhaupt keine Probleme. Am Morgen hört man uns im Durchschnitt 20 Minuten zu. Die Herausforderung ist, dass man jeden Morgen in dieser Zeit, in der man uns zuhört, die Menschen unterhält, informiert und sie so sympathisch in den Tag begleitet. Der Morgen ist eine heikle Tageszeit, die einen wollen es laut, die anderen leise, die einen wünschen sich Informationen, die anderen am liebsten nur Musik. Da den besten Mix zu finden und eine so tolle Sendung zu machen, dass sich der Zuhörer wohlfühlt und am nächsten Morgen wieder einschaltet, das ist die grosse Herausforderung. Mein Antrieb ist es, diesen Tausenden von Ohren ein gutes Aufstehen zu ermöglichen.

Um 10 Uhr ist die Sendung zu Ende und wir denken bereits an den nächsten Morgen und hoffen, wiederum die richtigen, packenden und interessanten Themen zu finden.

Gibt es ein Format, sei es am Fernsehen oder Radio, das Sie unbedingt einmal machen möchten?

Ich möchte unbedingt einmal am Fernsehen eine Live-Sendung machen. Am liebsten draussen und mit Publikum, so eine Art «SRF bi de Lüt», obwohl diese Sendungen nur teilweise live sind. Ob eine Samstagabend-Kiste oder nicht, der Wochentag ist mir eigentlich egal. Wichtig ist mir die Art und Weise, also live und in Interaktion mit Menschen. Eine Mischung aus Gespräch, Musik und Unterhaltung – das wäre mein Wunsch.

Beim Radio durfte ich schon so viel moderieren, etwa die DRS3-Hitparade, ein Flaggschiff im Radiobereich, eine eigene Morgenshow bei Radio 24 und jetzt hier bei Radio Energy die Morgensendung, die je zur Hälfte von Roman Kilchsperger und mir moderiert wird. Das sind alles Königsdisziplinen. Der Nachtexpress auf SRF1 würde mich aber schon noch reizen. Diese Sendung hat eine spezielle Magie und fällt aus dem Rahmen, genau weil sie keinen hat.

Letzten Herbst standen Sie erstmals auf der Bühne, und zwar im Theater am Hechtplatz im Stück «Die kleine Hexe» für Erwachsene. Tut sich da eine neue Karriere auf?

Ich weiss es nicht, aber ich fand diese Auftritte etwas ganz Tolles. Die Schauspielerei schlummerte schon als Kind in mir. Ich wollte Theater spielen, habe es aber nie gemacht bzw. bin selber nicht aktiv geworden. Als mich dann Erich Vock anfragte, ob ich bei elf Vorstellungen mitmachen wolle, musste ich keine Sekunde überlegen. Geld, Zeit und Aufwand spielten keine Rolle – ich wollte das einfach machen und hatte ungemein viel Spass dabei. Wer weiss, ob sich da wieder einmal eine Tür öffnet. Ein Projekt ist im Moment nicht in Sicht.

Für die Moderation von Events kann man Sie auch buchen. Wie wichtig ist dieses Geschäftsfeld für Sie?

Es bringt mir Abwechslung. Beim Radio und Fernsehen spricht man in ein Mikrofon, schaut in eine Kamera und ist dabei meistens alleine. Es hören oder schauen dir zwar viele Leute zu, aber du hast kein direktes Feedback. Bei Live-Moderationen habe ich Leute vor mir und bekomme sofort eine Reaktion. Diesen direkten Kontakt geniesse ich sehr, darum mache ich solche Auftritte gerne und relativ häufig.

Für welche Moderationen eignen Sie sich, für welche eher weniger?

Ich bin für vieles offen, ausser für alles, was in irgendeiner Form mit Extremismus zu tun hat oder so vertreten wird. Die meisten Moderationen haben mit Musik zu tun, also Open Air oder Konzerte moderieren. Dann natürlich Auftritte für Firmen wie etwa Filialeröffnungen, Weiterbildungstagungen, Podiumsdiskussionen oder Produktpräsentationen.

Immer mehr Firmen suchen auch nach Möglichkeiten, Auftritte ihrer Leute lebendiger zu gestalten. Denn ein Live-Interview kommt viel besser an als eine langweilige Power-Point- Präsentation. Gleichzeitig lernen die Teilnehmer die CEOs von einer anderen Seite kennen als im üblichen Alltag, wo ihnen die Attribute stier, Krawatte, grauer Anzug, viel Geld und keine Zeit anhaften. Ich habe jedenfalls sehr gute Erfahrungen damit gemacht und das Feedback ist auch entsprechend.

Gerne mache ich auch Schulungen für Politiker, Unternehmer oder Personen des öffentlichen Lebens, wie man im Radio und Fernsehen besser auftreten kann.

Worauf kommt es bei Moderationen im Auftragsverhältnis von Unternehmen oder Institutionen an?

Ich lege viel Wert darauf, dass ich alle Informationen habe, die für den Auftritt wichtig sind und die transportiert werden sollen. Das Schlimmste ist, aufgrund von fehlenden oder falschen Informationen Fehler zu machen. Viele Firmen kommen mit einer Idee und ich schätze es sehr, wenn ich meine Erfahrungen einbringen kann und man dann zusammen die Details und den Auftritt erarbeitet. Ich mache aber auch Moderationen von Events, wo bereits ein fertiges Konzept vorliegt.

Überraschungen vor Ort gibt es trotz aller guter Vorbereitungen immer wieder. Positive Überraschungen, über die man spricht, sind schön, negative, die einem nachgetragen werden, schätze ich natürlich nicht.

Können Sie sich an ein solch negatives Erlebnis erinnern?

Bei öffentlichen Moderationen eigentlich nicht, aber am Radio ist mir mal ein Malheur passiert. Ich rief frühmorgens meine Mutter an, weil sie mich zum Mittagessen eingeladen hatte und diskutierte mit ihr darüber, was es denn zu essen gebe. Dabei vergass ich, das Mikrofon auszuschalten. Die ganze Zuhörerschaft bekam mein Gespräch mit ihr mit, was letztlich nicht schlecht war. Denn mit keinem anderen Talk hätte ich die Zuhörer wohl so an das Radio gefesselt wie damit. Das ist die Spontaneität und das Live-Erlebnis, wie es nur das Radio bieten kann. Überraschungen gehören zum Rezept einer erfolgreichen Moderation.

Haben Sie ein Moderations-Vorbild?

Nein, ich will als Patrick Hässig rüberkommen und der sein, der ich bin. Ich schaue und höre mir aber viele Sendungen an und picke mir Ideen heraus. Für mich ist aber nach wie vor Roger Schawinski ein guter Talkmaster, trotz der aktuellen Kritik. Schon als Jugendlicher war ich fasziniert, was er innert kürzester Zeit seinen Gesprächspartnern entlocken kann.

Welche Ziele haben Sie sich für Ihre mediale Karriere noch gesetzt?

In den letzten Jahren ist so vieles so schnell passiert, ich bin eigentlich sehr zufrieden. Eine Live-Sendung am Fernsehen ist aber wirklich noch ein Ziel. Ich habe gerne direkt mit Menschen zu tun, und das fehlt mir am Radio etwas. www.patrickhaessig.ch


Patrick Hässig

Am 1. Februar 1979 in Zürich geboren, begann Patrick Hässig seine Karriere nach der Schulausbildung und einer kaufmännischen Lehre bei einer Versicherung 1997 als Moderator beim Radio Unispital. Es folgten Engagements bei Radio Sunshine und Radio Energy Zürich, bevor er von 2005 bis 2008 als Hitparaden-Moderator und Musikredaktor bei DRS3/Virus tätig wurde. Fast zeitgleich betreute er die Hitparadenseite der Pendlerzeitung 20 Minuten. Als Moderator von «Die Gameshow» auf SF2 (2006 bis 2009) und «Weniger ist mehr» auf SF1 (2012 bis 2014) war Hässig auch am Fernsehen präsent. Zwischendurch moderierte er die Morgenshow «Ufsteller» auf Radio 24 und war von 2010 bis 2012 Moderationsleiter dieses Senders. Seit 2013 ist er die Stimme von «Mein Morgen» und Leiter Unterhaltung bei Energy Zürich. Neben Radio und Fernsehen lässt er sich auch als Event-Moderator engagieren. Patrick Hässig ist ledig und wohnt in Zürich. Als Hobbys nennt er Musik machen und hören, Kino sowie Sport (Carving-Ski, Badminton). Kulinarisch lässt er sich am liebsten mit Partyfilet, breiten Nudeln und Salat verwöhnen, nebst Rivella und Hahnenwasser darf es auch mal ein
gutes Glas Wein sein

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