Manuela Angst: «Bern schöpft Kongress-Potenzial bei weitem nicht aus»

Die CEO von Bern Welcome, erläutert im Gespräch mit «MICE-tip» die Gründung des Congress Hub Bern.
Manuela Angst ©Bern Welcome

Manuela Angst, die Player Bern Welcome, Bernexpo und Kursaal Bern gründen eine Interessengemeinschaft: Wer übernimmt die Federführung, wenn es darum geht, neue Interessenten für Events in Bern zu generieren?

Im Rahmen des Congress Hub Bern schliessen sich Bern Welcome, Bernexpo und Kursaal Bern zur Interessengemeinschaft zusammen. Die Zusammenarbeit setzt sich zum Ziel, bestehende und neue Kongressformen nach Bern zu holen und damit Wertschöpfung für die gesamte Region zu generieren. Dies geschieht in erster Linie unter dem Lead von Bern Welcome durch eine gemeinsame Marktbearbeitung und einer aufeinander abgestimmten Akquiseplanung.

Wer koordiniert die Aktivitäten?

Um die in Bern neu entstehenden Kapazitäten effizient zu nutzen, arbeiten die Sales-Teams von Bern Welcome, Bernexpo und Kursaal Bern im Rahmen der Interessengemeinschaft Congress Hub Bern in Zukunft auch auf operativer Ebene verstärkt zusammen.

Zum Ziel gesetzt hat sich der Congress Hub Bern eine klar erkennbare Positionierung der Kongressdestination Bern, eine verstärkte gemeinsame Akquise, Kooperationen in allen Bereichen und eine daraus resultierende Erhöhung des Gesamtvolumens und der Wertschöpfung.

Der Austausch zu den Aktivitäten und zum Stand der Akquise erfolgt in verschiedenen Netzwerkgruppen, welche Bern Welcome kuratiert.

Wie sieht die Zusammenarbeit in der IG finanziell aus?

Das Projekt wird grundsätzlich aus dem regulären Budget von Bern Welcome finanziert. Zudem hat der Kanton Bern via Tourismusentwicklungsgesetz für den Aufbau des Congress Hub Berns eine Anschubfinanzierung von insgesamt CHF 500’000 gesprochen.

Wie werden die Akquisekosten aufgeteilt und wie werden die Erträge aufgeteilt?

Beim Congress Hub Bern handelt es sich nicht um ein neues Unternehmen, sondern um eine Interessensgemeinschaft, die das Ziel verfolgt, Wertschöpfung für die gesamte Region zu generieren. Allfällige Kosten bei der Marktbearbeitung werden entsprechend aufgeteilt. Die Erträge werden wie bis anhin nicht aufgeteilt.

Wird Congress Hub Bern unter diesem Namen an Messen wie IMEX etc. auftreten?

Der gemeinsame Auftritt erfolgt wie bis anhin unter der Dachmarke Bern. Die Dachmarke Bern wird überall dort eingesetzt, wo die Destination Bern gegen aussen auftritt.

Besteht nicht die Gefahr, dass darüber die Bearbeitung des rein touristischen Segments vernachlässigt wird?

Bern Welcome ist in den drei strategischen Geschäftsfeldern Freizeit, Events und Meetings tätig. Dabei steht die Wettbewerbsfähigkeit der Destination Bern im Vordergrund. Dazu zählen die Bedürfnisse der Menschen, der Teilregionen, der Leistungsträger*innen sowie die Vernetzung verschiedener Akteur*innen in Netzwerkplattformen.

Im Zuge der Pandemie ist jedoch die grosse Abhängigkeit des Standorts Bern von den Businessgästen deutlich sichtbar geworden, denn rund zwei Drittel der getätigten Übernachtungen in Bern haben einen geschäftlichen Hintergrund.

Der Standort Bern verfügt grundsätzlich über viel Know-how und eine attraktive Infrastruktur im MICE-Bereich, eine überblickbare Anzahl von Akteurinnen und Akteuren, eine hervorragende lokale Erschliessung und eine attraktive nationale Positionierung zwischen den Sprachregionen.

Andererseits ist seit längerem unbestritten, dass der Standort Bern das Potenzial im Kongressbereich bei weitem nicht ausschöpft und sich auf dem nationalen und auch europäischen Markt klar unter Wert schlägt.

Bern Welcome, Bernexpo und Kursaal Bern sehen hier die Chance, insbesondere im Zuge der Wiederbelebung des MICE-Bereichs nach der Covid-Krise den Standort Bern mittel- bis langfristig deutlich besser zu positionieren und die Wertschöpfung zum Nutzen aller am Standort erheblich zu verbessern.

Interview: H.P. Brasser