Schweiz Tourismus hofft auf Ferien in der Schweiz

Eventuell sind Reisen im Inland bis im Sommer wieder möglich.
Matterhorn

Mit grosser Wahrscheinlichkeit können diesen Sommer kaum mehr Reisen von und nach Übersee unternommen werden. Für den Tourismus in der Schweiz fällt dadurch ein grosser Teil der Einnahmen weg. Nicht nur jetzt während dem Lockdown, sondern auch danach, wenn die Gäste aus den USA, Asien und dem Nahen Osten wegfallen. Obwohl Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus (ST) sagt, dass der Tourismus Krisen-Erprobt sei und solche auch überstehen könne. Aber das Durchhaltevermögen sei nicht die Paradedisziplin von Touristikern. «Es ist jetzt April und noch nicht November, das Jahr ist noch nicht vorüber. Darum kann es nicht sein, dass man jetzt schon die Flinte ins Korn wirft», appellierte er an die Branche im Rahmen eines Info-Calls von ST. Er riet davon ab, Marketingaktivitäten, die später im Jahr wirksam werden, zu stornieren.

ST konzentriert seine Marketingaktivitäten auf das zweite halbe Jahr. Weil die Verantwortlichen hoffen, dass dann wenigstens der inländische Tourismus wieder in Gang kommt. «Es ist unser Ziel, von diesem 2020 noch so viel zu retten, wie es nur möglich ist.» ST arbeitet derzeit an einem Recovery-Plan. Dieser soll eingesetzt werden, sobald die gröbste Pandemie-Welle überstanden ist und die ersten Leute wieder Lust bekommen zu reisen. Die potenziellen Gäste sollen so bewusst zur richtigen Zeit abgeholt werden. Nydegger betont aber, dass dieser Recovery-Plan ein zeitlich limitiertes Stimulationsprogramm sei. Und habe nichts mit den ordentlichen Marketingaktivitäten zu tun.

Für die Tourismusverantwortlichen in der Schweiz stellt sich natürlich die Frage, ob man bis im Sommer wenigstens im Inland wieder reisen kann. Christian Laesser, Tourismusprofessor an der Universität St. Gallen, glaubt nicht, dass  Sommerferien ins Wasser fallen. Ob sie jedoch ins Ausland führen, das bezweifelt er. Denn es seien viele Airlines gegroundet und weder in Flugzeugen noch in Flughäfen sei es möglich, die nötige Distanz zu halten. Grössere Chancen sieht Laesser aber für den Schweizer Tourismus, wie er im Gespräch mit dem Nachrichtenportal «Watson» erklärt: «Die Massnahmen werden wahrscheinlich zuerst im Inland gelockert, bevor es zur Entspannung im internationalen Tourismus kommt.»

So denkt er, dass mit der schrittweisen Lockerung des Lockdowns durchaus Sommerferien in den Alpen oder an einem Bergsee hierzulande möglich wären. «Im beschränkten Ausmass und unter gewissen Bedingungen werden solche Buchungen sicher bald wieder möglich sein.»

Der Tourismusprofessor vermutet, dass die Corona-Krise auch neue Angebote schaffen wird. Die lokalen Tourismusanbieter könnten sich mit speziellen Angeboten für ihre Gäste profilieren. Es könne auch sein, dass sich die Ferien-Gewohnheiten der Leute ändern. «Übertriebene Kurztrips, wie etwa für eine Wochenendparty nach Mallorca, ergeben bei vernünftiger Analyse wenig Sinn», so Laesser weiter. Er hofft deshalb, dass sich durch die Krise auch einige Reisende die Frage nach der Sinnhaftigkeit von gewissen Freizeitaktivitäten stellen, sagte er gegenüber «Watson» weiter. «Es ist gut möglich, dass die Corona-Krise gewisse Verhaltensweisen verändern wird. Wenn extrem ressourcenverschwendende Freizeitformen verschwinden, wird die Welt nicht viel verlieren.» (DOE)