Schweizer Hotels im Sommer 2020 – wer hat die besten Chancen?

Insbesondere die touristischen Gebiete, die weniger vom Auslandstourismus abhängen, werden stärker im Fokus der inländischen Touristen stehen.
Tessin
Ascona Foto: zVg

Aufgrund der COVID-19-Krise gilt für den Sommer 2020 bei vielen Menschen weltweit das Motto «Ferien im eigenen Land». In der Schweiz wird es die inländischen Gäste vor allem in die Berge ziehen, während dem stark von ausländischen Gästen abhängigen Städtetourismus eine schwierige Zeit bevorsteht. Graubünden, die Ostschweiz, das Wallis und das Tessin hängen weniger stark vom Auslandtourismus ab und haben schon in den vergangenen Jahren zu den beliebtesten inländischen Reisezielen der Schweizer gehört. Für die ersten drei Regionen sind, laut einem Bericht der Credit Suisse, die Suchanfragen bei Hotelplattformen bereits in die Höhe geschossen.

Logiernächte brechen im März um 62% ein

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Logiernächte in der Schweiz im März um 62% eingebrochen. Am stärksten ist der Rückgang mit 69% in der Region Genf und am geringsten mit 54% in der Ostschweiz ausgefallen. Da im März jedoch nur die zweite Monatshälfte vom Lockdown betroffen war, zeichnete sich im April und Mai ein noch düsteres Bild in allen Schweizer Regionen ab. Gemäss einer Umfrage des Instituts Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis unter 3500 Unternehmen der Schweizer Tourismusbranche im April 2020 rechnet die Hotellerie im April bzw. Mai mit einer Auslastung von nur rund 8% bzw. 9%.

Vorsichtige Öffnung der Gastronomie und Tourismusbranche

Um die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Tourismusbranche zu begrenzen, sieht der Bund eine etappenweise Lockerung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beschränkungen vor. So durften ab dem 11. Mai 2020 Läden, Restaurants, Märkte, Museen und Bibliotheken unter strengen Auflagen wieder öffnen. Die nächsten Lockerungen, die am 8. Juni in Kraft treten sollen, betreffen voraussichtlich weitere touristische Attraktionen, Bergbahnen, Schifffahrtsbetriebe und kulturelle Einrichtungen.

Wettbewerb um inländische Touristen hat begonnen

Der Schweizer Tourismussektor setzt vermehrt Hoffnung in die Schweizer Wohnbevölkerung. Denn laut einer Studie der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) waren per 6. April 2020 96% der Weltdestinationen aufgrund von COVID-19-Reisebeschränkungen nicht zugänglich. Im Laufe des Jahres wird es zwar Lockerungen beim Reiseverkehr geben, dennoch werden internationale Reisen 2020 nur eingeschränkt möglich sein. Deshalb dürften sich die Schweizer für ihre diesjährigen Sommerferien vermehrt auf die Schweiz fokussieren und damit die fehlenden ausländischen Gäste zumindest teilweise ersetzen.

Grossstädte leiden massiv unter ausbleibenden Ausländern

Die unterschiedlichen Schweizer Reiseziele der inländischen und ausländischen Hotelgäste erklären die verschiedenen Abhängigkeiten der einzelnen Regionen von ausländischen Touristen . Während beispielsweise die Ostschweiz, das Tessin und Graubünden in den Sommermonaten einen Anteil an ausländischen Gästen von maximal 40% aufweisen, machen diese in den Regionen Basel 66%, Zürich 70% und Genf sogar 82% aus. Für diese Städte könnte es dieses Jahr sehr schwierig werden. Auch die Region Luzern/ Vierwaldstättersee und das Berner Oberland haben aufgrund der vielen asiatischen Gäste normalerweise einen hohen Ausländeranteil.

Bergregionen mit besserem Ausblick

Insbesondere die touristischen Gebiete in den Bergregionen, wie das Tessin, Graubünden, das Wallis und auch die Ostschweiz, die weniger vom Auslandstourismus abhängen, werden also gemäss historischen Vorlieben der inländischen Touristen noch stärker als ohnehin im Fokus der inländischen Touristen stehen. Diese Entwicklung zeichnet sich gemäss einer Auswertung der Zugriffszahlen auf zehn Hotelplattformen der thematica GmbH (wo rund 15’000 Hotels gelistet sind) bereits ab. Die Analyse des Suchverhaltens von rund 23’000 Schweizern hat ergeben, dass seit Mitte April die Schweizer doppelt so häufig nach Hotels im Inland suchen als im Vorjahr. Im Fokus stehen dabei Graubünden und die Ostschweiz, auf die 46% der Suchanfragen entfallen. Zudem verzeichnet die Genferseeregion (insbesondere das Wallis) mit 16% der Anfragen ein deutlich höheres Interesse als im Vorjahr. Das Interesse am Tessin ist mit 24% der Suchanfragen dagegen gesunken. Das liegt in erster Linie an den verhältnismässig vielen COVID-19-Fällen dort und den Unsicherheiten bezüglich Reisen in diese Region. Sobald sich die Situation beruhigt, dürfte auch die Nachfrage nach dem Tessin wieder aufflammen. (MICE-tip)