Schweizer Hotels müssen mit OTAs leben

Eine Studie zeigt: Um die Online-Plattformen als Vertriebspartner kommt man kaum herum.
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Die Kosten für den Vertrieb steigen im digitalen Zeitalter rasant und werden zunehmend zum Wettbewerbsfaktor in der Hotellerie. Ein Grund: die steigende Abhängigkeit der Hotels von den Online-Buchungsplattformen (OTA) im Online-Vertrieb. In der Schweiz kommt erschwerend hinzu: die Hotels dürfen auf der eigenen Website keine günstigeren Angebote machen als auf den Buchungsplattformen. Rund 70% der Schweizer Hotels halten sich an diese Paritätsklausel, wie eine Studie mit 329 Schweizer Hotels des Instituts für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis in Siders (HES-SO Valais/Wallis) zeigt. Weitere Ergebnisse:

  • Die Vertriebskosten eines Schweizer Hotels entsprechen 7,8% der Gesamtkosten. Bei vier von zehn Hotels liegen die Vertriebskosten sogar zwischen 10 und 20%. Zum Vergleich: Die durchschnittlichen Personalkosten liegen bei 42%.
  • Rund 70% der befragten Hotels halten sich an die sogenannte «enge Paritätsklausel». Wer sich nicht dran hält, wird abgestraft. Folgende Strafmöglichkeiten haben die OTAs bei den befragten Hotels schon angewendet: Ausschluss, Ausschluss aus Preferred-Programmen, schlechteres Ranking.
  • Der durchschnittliche Kommissionssatz, welchen Hotels an OTAs bezahlen, lag 2016 bei 13,6%. Mehr als jeder vierte Betrieb (26,8%) bezahlte 15% Kommission und 8% der Hotels mehr als 15%. Kleine Hotels haben generell tiefere Kommissionen (unter 13% für Betriebe mit weniger als 20 Zimmern) als grössere Betriebe (14% und mehr für Betriebe mit mehr als 50 Zimmern). Die Studienleiter gehen davon aus, dass grössere Betriebe vermehrt an Preferred-Partner-Programmen teilnehmen und damit ein besseres Ranking erreichen. Dies führt zu mehr Buchungen bei Hotels mit höherer Zahlungsbereitschaft.
  • Die OTAs generierten 2016 einen geschätzten Buchungsumsatz von CHF 1,1 Mia. und kassierten dafür rund CHF 150 Mio. an Kommissionszahlungen. Dies entspricht fast CHF 34’000 pro Hotel und Jahr (d. h. CHF 1100 pro Zimmer und Jahr).
  • 14% der Hotels geben an (aktuell oder in der Vergangenheit) bereits Angebote über Airbnb lanciert zu haben und zwei Drittel dieser Betriebe scheinen mit diesem neuen Vertriebskanal zufrieden zu sein. Die Auswirkung von Airbnb auf die Logiernächte ist hingegen für die Hoteliers schwieriger zu bewerten. Ein guter Teil (43%) weiss nicht, ob das Auftauchen von Airbnb für einen Rückgang der Übernachtungen verantwortlich ist und 38% der Befragten können die Auswirkungen noch nicht präzis erfassen.
  • Mehr als 27% aller Übernachtungen in der Schweiz, sowohl in Städten auch als in Bergregionen, wurden 2016 über Online-Buchungsplattformen generiert, wobei die drei führenden OTAs (Booking.com, Expedia und HRS) zusammen 93% dieses Online-Geschäfts erzielen. (NDR)