«Wir brauchen Kultur, um eine Gesellschaft zu sein»

Die Schweizer Sport-, Kultur- und Eventbranche hat an einer Podiumsdiskussion im Berner Theater National auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht.
v.l. Andreas Messerli, André Béchir, Viktor Giacobbo, Katharina P. Langstrumpf, Marc Lüthi.

Die Schweizer Sport-, Kultur- und Eventbranche hat an einer Podiumsdiskussion im Berner Theater National auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht. Prominente Exponenten machten dabei klar: Einigt sich das Parlament in der laufenden Herbstsession nicht auf das Covid-19-Gesetz, welches der Notlage der Veranstaltungsbranche ausreichend Rechnung trägt, sind tausende Betriebe und Arbeitsplätze in Gefahr.

Die Podiumsteilnehmenden André Béchir – der Konzertveranstalter hat den Anlass initiiert –, Marc Lüthi, Geschäftsführer der SC Bern Eishockey AG, Schauspieler und Casinotheater-Betreiber Viktor Giacobbo, Musiker Stress, Musik-Managerin Katharina P. Langstrumpf, Messestandbauer Andreas Messerli sowie Nicolas Walser, Direktor der Skynight SA, machten ihrem Unmut Luft.

Lobbying hilft

Einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier nahmen sich in ihrer Mittagspause Zeit, um der Eventbranche zu zeigen, dass ihnen deren Anliegen wichtig sind. Katharina Prelicz-Huber, Nationalrätin der Grünen Partei: «Gerade heute Nachmittag behandeln wir das Geschäft im Nationalrat und ich hoffe, dass wir mit unseren Forderungen durchkommen.» Die Eventbranche sei so breit aufgestellt, da sei es schwierig, dass keine Akteure vergessen gingen.

Jacqueline Badran, Nationalrätin der SP, erklärte, dass die Erwerbsausfallentschädigungen bereits greifen. Und Regula Rytz, Nationalrätin der Grünen Partei, forderte die Eventbranche dazu auf, ihr Lobbying auch für andere Branchen zu nutzen. «Weiten Sie ihre Anstrengungen auf die Kantone aus und helfen Sie damit auch anderen Branchen, die nicht so gut vernetzt sind wie Sie.» Nach diesen Voten eilten die Politikerinnen zurück in den Nationalratssaal, um an den laufenden Verhandlungen teilzunehmen.

Einheitliche Sicherheitskonzepte gefordert

André Béchir betonte, dass sich die Leute sicher fühlen müssten, damit sie wieder an Veranstaltungen teilnehmen. «Das Wissen: ‹Wir sind in Sicherheit› ist unabdingbar für Besucherinnen und Besucher. Und das müssten die Veranstalter vermitteln.» Viktor Giacobbo kritisierte dabei aber die Kantone, denn die Vorgaben seien nicht kongruent. «Was im Kanton Bern gilt, gilt beispielsweise im Kanton Aargau nicht und das macht es den Veranstaltern fast unmöglich, Events zu planen.» Zudem kritisierte er, dass das Bewilligungsverfahren oft zu lange dauere.

Der Musiker Stress möchte arbeiten und auf Tour gehen. Für die Musikerinnen und seien die Konzerte vor dem Publikum das A und O. «Wir brauchen Kultur, um eine Gesellschaft zu sein», gab er zu bedenken. Und Katharina P. Langstrumpf erklärte, dass die Musikbranche nicht von Unterstützung leben wolle, sondern von ihrer Arbeit.

Eventfirmen zum Nichtstun verbannt

Der Messestandbauer Andreas Messerli erinnerte daran, dass er seine Mitarbeitenden bereits am 2. März in die Kurzarbeit geschickt habe. «Wir waren die Ersten, die von der Krise betroffen waren und sind die Letzten, die daraus hinauskommen.» Schwierig sei es deswegen, weil die Planungssicherheit fehle und grosse Events liessen sich nicht in ein paar Wochen auf die Beine stellen.

Zudem macht er sich Sorgen um seine Mitarbeitenden. «Meine Mitarbeitenden mögen nicht mehr zu Hause rumsitzen. Ich befürchte, dass es ein paar gibt, die irgendwann nicht mehr mögen und die Branche wechseln.» Nicolas Walser, befürchtet auch, dass den Mitarbeitenden irgendwann die Routine fehlt, wenn sie monatelang zum Nichtstun gezwungen seien.

(Daniela Oegerli)