Worauf legen Veranstalter Wert?

Eine deutsche Studie zeigt, dass Themen wie Technologie, Nachhaltigkeit und Branchenkenntnis im MICE-Markt immer wichtiger werden.

Die jährlich stattfindende Studie Meeting & Eventbarometer untersucht in Deutschland sowohl den Kongressals auch den Eventbereich. 2016 haben die Initiatoren – der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC), das German Convention Bureau GCB und die Deutsche Zentrale für Tourismus DZT – bereits zum zehnten Mal das Europäische Institut für Tagungswirtschaft beauftragt, den deutschen Veranstaltungsmarkt zu beleuchten. Basis bildet eine Befragung, die im Februar 2016 deutschlandweit durchgeführt wurde. Neben 3500 Anbietern erhielten auch 9500 Veranstalter von internationalen Tagungen und Events den web-basierten Fragebogen. Die Rücklaufquote betrug dabei rund 4%.

Erlebniswert erhöhen Dabei ergaben sich auch Erkenntnisse, die auf den MICE-Markt Schweiz zutreffen. So ist beispielsweise moderne Technologie in der Veranstaltungsbranche mehr und mehr gefragt. Von Videomapping bis zu interaktiven 3D Projektionen – für 87,9% der internationalen Veranstalter ist der verstärkte Einsatz moderner Technologien eine Top-Priorität. «Der Einsatz moderner Technologien ist kein Selbstzweck: Computersimulationen, Bewegtbild sowie interaktive Elemente erleichtern den Wissenstransfer und erhöhen den Erlebniswert einer Veranstaltung», erklärte Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB, bei der Präsentation der Studie. «Auch die Nachhaltigkeit einer Veranstaltung kann durch moderne Technik verbessert werden», betonte er. So gehen zum Beispiel rund 70% der Veranstalter davon aus, dass sich in Zukunft «papierlose» Veranstaltungen durchsetzen werden, die Inhalte und Informationen nur noch digital zur Verfügung stellen, was bedeutet,
dass deutlich ressourcenschonender gearbeitet wird.

«Der Erlebniswert ist ein wichtiges Verkaufsargument und macht den Unterschied aus zwischen einer realen und einer virtuellen Veranstaltung», ergänzte Joachim König, Präsident des EVVC. «Der Einsatz moderner Technik ist ein Weg, am Ball zu bleiben», so König weiter.

Weitere Punkte seien die sorgfältige und flexible Programmgestaltung sowie die Möglichkeiten für ein thematisch passendes und spannendes Rahmenprogramm. Ebenfalls wichtig ist für die internationalen Veranstalter die Nachhaltigkeit. So bevorzugen 55% der befragten Veranstalter biozertifizierte Verpflegungspauschalen.

Mit Instituten und Unternehmen vernetzen Ein weiterer wichtiger Faktor für die Durchführung einer Veranstaltung ist die Branchenkompetenz. So legen Veranstalter immer mehr Wert auf eine Vernetzung ihrer Veranstaltung mit ortsansässigen Industrieunternehmen und Forschungsinstituten ihrer Branche. 73,7% der befragten Organisatoren sind der Meinung, dass diese Vernetzung immer wichtiger wird. «Neben so wichtigen Faktoren wie Preis-Leistungs-Verhältnis und Infrastruktur sind wirtschaftliche und wissenschaftliche Kompetenzen in Schlüsselbranchen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für die Durchführung von Veranstaltungen», führt Schultze vom GCB aus. So knüpfe das GCB Kontakte zu weltweit führenden Unternehmen und den wichtigsten Branchenverbänden, um gezielt für die jeweils passenden Tagungen und Kongresse zu werben.

«Mit der passenden Branchenkompetenz vor Ort werden viele Dinge einfacher: Hochrangige Experten werden schneller gewonnen, das Rahmenprogramm von der Laborführung bis zur Produktpräsentation wird einfacher realisiert», betonte König vom EVVC. Zudem könnten auch kleinere Veranstaltungszentren durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Institutionen ohne grosses Marketingbudget Kongresse gewinnen. Sechs Kompetenzfelder kristallisierten sich dabei als optimales Umfeld für Tagungen und Kongresse heraus:

• Transport, Logistik und Verkehr
• Medizin und Gesundheit
• Chemie und Pharma
• Energie und Umwelt
• Technologie und Innovation
• Finanzdienstleistungen

Positive Aussichten Selbstverständlich wurde bei der Befragung auch ein Blick in die Zukunft gewagt. Dabei schätzten 60% der Veranstalter die zukünftige Entwicklung des Veranstaltungsmarktes positiv ein. Fast alle, nämlich 89,6% der Veranstalter gehen davon aus, dass die Entwicklung im eigenen Unternehmen gleich bleibt oder besser wird. Doch dürfe nicht vergessen werden, dass der MICE-Markt von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen abhängig sei, betonte König zum Schluss. www.gcb.de/meba


Blick über die Grenze

Der deutsche Veranstaltungsmarkt ist auf Wachstumskurs: Insgesamt 393 Mio. Teilnehmende zählten die Veranstaltungsorte 2015, das sind 2,6% mehr als im Vorjahr. Die Zahl der internationalen Besucher stieg dabei überproportional um 8,3% auf 27,7 Mio.

Das deutsche Angebot ist im letzten Jahr relativ stabil geblieben: 7208 Veranstaltungszentren, Tagungshotels und Eventlocations mit jeweils mind. 100 Sitzplätzen im grössten Saal bedeuten einen moderaten Anstieg von 0,8% gegenüber 2014. Die Zahl der Veranstaltungen blieb mit 3,06 Mio. ebenfalls relativ konstant (+0,7%).