Zürich Tourismus will mehr vom MICE-Kuchen

Unterdessen freut sich die Region über allgemein wachsende Logiernächtezahlen und gute Preise.
v.l.: Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers, Guglielmo Brentel, Präsident von Zürich Tourismus, und Martin Sturzenegger, Direktor von Zürich Tourismus. © MICE-tip

Erfreuliche Zahlen hat Direktor Martin Sturzenegger an der Jahresmedienkonferenz von  Zürich Tourismus zu verkündet. 2018 haben Besucher rund 6,29 Mio. Logiernächte in der Tourismusregion Zürich verbracht. Ein Plus von über 5% im Vergleich zum Vorjahr. Die Tourismusregion, die sich von Baden und Winterthur über die Stadt Zürich und die Flughafenregion bis nach Rapperswil und den Kanton Zug erstreckt, bleibt damit die grösste Tourismusdestination der Schweiz. Auch die Stadt Zürich legte um knapp 8% zu und profitierte vom anhaltenden Städtereisetrend.

Als «besonders erfreulich» bezeichnete Sturzenegger die Tatsache, dass die Hotelzimmer zu vernünftigen Preisen ausgelastet waren (Revenue per available room/RevPAR: CHF 171, Vorjahr CHF 164) und dank der Hub-Strategie von Zürich Tourismus hätten sich die Gäste zudem gut auf die gesamte Region verteilt (Stichwort Overtourism-Vermeidung). Zudem kamen nach einer langen Durststrecke wieder mehr Gäste aus europäischen Ländern wie Deutschland (+5.1%), Italien (+2.5%), Frankreich (+4.1%) und Spanien (+6.5%) in die Region Zürich. Deutschland war mit 528’326 Übernachtungen der zweitgrösste ausländische Quellmarkt nach Nordamerika mit 628’874 Logiernächten. Die Schweizer selber steuerten 1,2 Mio. Übernachtungen bei (+11%). Stark sind zudem weiterhin Indien, China, Südostasien und die Golfstaaten.

Die Zahlen im Überblick [PDF]

«Kongress-Infrastruktur muss dem Standort gerecht werden»

Guglielmo Brentel, Präsident von Zürich Tourismus, fand vor den Medien klare Worte zum Thema Kongress-Location-Angebot. «Damit Zürich qualitativ wachsen kann, braucht es im MICE-Bereich eine Infrastruktur, die dem Standort gerecht wird», meinte er vielsagend. Bei den Teilnehmertagen (Teilnehmer x Anzahl Tage) an Kongressen liege Zürich mit 3,4 Tagen unter dem weltweiten Durchschnitt, wo man doch sonst überall besser sei als dieser. Da v.a. grosse Kongresse für viele Teilnehmertage sorgen, will Zürich Tourismus hier künftig ein grösseres Stück vom Kuchen haben. Wie Sturzenegger erklärte, bemühe sich das Kongressbüro intensiver denn je darum, grössere Kongresse zu gewinnen und arbeite für die aufwändigen, teils über mehrere Jahre andauernden Pitches mit den Uni-Professoren und anderen Netzwerkpartnern zusammen. Laut Sturzenegger richtet Zürich Tourismus eigens einen Fonds zu diesem Zweck ein und setzt in der Vermarktung ausschliesslich auf die Cluster-Strategie – also auf Themen statt auf Regionen. Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers und gleichzeitig Vorstandsmitglied der IG Kongressstadt Zürich, verkündete zudem, dass die Zürcher Hoteliers trotz der Absage durch die Stadt weiterhin auf ein neues Kongresszentrum pochen. Über Standort-Alternativen zum Carparkplatz am Sihlquai werde nachgedacht.

Der Flughafen soll qualitatives Wachstum bringen

Präsident Brentel betonte zudem die Wichtigkeit der Flughafen-Infrastruktur. «Die Hälfte aller Touristen kommen via Flughafen Zürich zu uns», sagte er. Ein qualitatives Wachstum am Airport sei darum wichtig. Wenn man in Zürich kein Potenzial zur Verfügung stellen könne, wandere das Wachstum eben nach Frankfurt oder München, denn die Swiss sei eben eine deutsche Fluggesellschaft und werde nur geliebt, solange sie gute Zahlen liefere.

Noch kein ungesunder Preisdruck bei den Zürcher Hotels

Eine Standortbestimmung in Sachen Hotellandschaft lieferte Martin von Moos. 1074 neue Hotelzimmer seinen 2018 in der Region Zürich entstanden. Insgesamt liegt das Angebot nun bei rund 14’000 Zimmern. Bis 2021 kommen nochmals 3000 Zimmer in zirka 15 neuen Häusern hinzu. Die Vertreter von Zürich Tourismus und den Zürcher Hotels waren sich einig: daraus kann sich in Zukunft ein ungesunder Preisdruck ergeben. Die Entwicklung sei jedoch v.a. vom Immobilienmarkt und dessen Investoren getrieben, erklärte Sturzenegger. Bislang könne man sich wegen der anhaltend hohen Nachfrage noch über eine gute Auslastung und entsprechend positive Margen in den Hotels freuen. (SG)