Österreich: Meeting-Industrie schafft Turnaround

10.400 Kongresse, Tagungen und Seminare mit einer halben Million Teilnehmer*innen österreichweit generierten 811.000 Nächtigungen 2021.
Screeshot: ACB.at

Die österreichische Tagungs- und Kongressbranche verzeichnete einen Zuwachs von 20 Prozent gegenüber dem Coronajahr 2020. Die Rekordzahlen von 2019 sind zwar nicht erreicht, aber die Branche ist wieder von Zuversicht geprägt: «Die Ergebnisse 2021 sind ein kräftiges Lebenszeichen der Meeting-Industrie. Wir spüren das große Interesse, einander wieder persönlich zu treffen und sich im Rahmen von Präsenzveranstaltungen zu vernetzen», sagt Gerhard Stübe, der Präsident des Austrian Convention Bureau (ACB).

Der Zuwachs an Veranstaltungen 2021 konnte trotz mehrerer Lockdowns und massiver organisatorischer Einschränkungen für Reisen und Veranstaltungen möglich werden, da die Branche rasch Corona-Präventionskonzepte entwickelte und umsetzte.

Wesentliche Veränderungen gegenüber 2019 waren die geringere Teilnehmerzahl pro Tagung mit durchschnittlich 48 Personen gegenüber 70 Teilnehmer*innen 2019 sowie die stärkere nationale Ausrichtung: 87.4 Prozent gegenüber 79.6 Prozent.

Stübe sieht als wichtigen Treiber für den Zuwachs, «dass die Unternehmen unserer Branche rasch gelernt haben, Know-how für die veränderten Rahmenbedingungen aufzubauen und in Digitalisierung zu investieren. Es geht wieder bergauf, das zeigt sich vor allem an der gestiegenen Anzahl an fort-und netzwerkbildenden Veranstaltungen.»

2021 verzeichneten alle Veranstaltungskategorien Zuwächse:

  • Kongresse: Plus 27.3 Prozent auf 2’731 Veranstaltungen
  • Firmentagungen: Plus 23.2 Prozent auf 4’608 Veranstaltungen
  • Seminare: Plus 14.6 Prozent auf 3’063 Veranstaltungen

Gegenüber den Vorjahren gab es nur geringfügige Veränderungen in der Aufteilung der Segmente: Mit 44.3 Prozent aller erfassten Veranstaltungen sind Firmentagungen weiterhin die größte Eventkategorie. Nach Seminaren, die 29.4 Prozent ausmachen, entfielen 26.3 Prozent der Veranstaltungen auf Kongresse.

Die Tagungs- und Kongressbranche generierte im vergangenen Jahr 811.186 Übernachtungen, eine Steigerung von 12.5 Prozent im Vergleich zu 2020 oder 90’000 Nächtigungen mehr. In Summe entspricht dies rund ein Prozent aller touristischen Übernachtugen in Österreich.

Im Rekordjahr 2019 erzielte die Tagungswirtschaft über 3.3 Mio. Nächtigungen, was einem Anteil von 2.2 Prozent aller Tourismusnächtigungen entsprach. Dies zeigt deutlich die Dimension der Rückgänge, die die Meeting-Branche seit dem Jahr 2020 zu bewältigen hatte.

Gerhard Stübe Foto: ÖW / Jürg Christandl

Die Lockdowns haben die Unternehmen der Branche dazu veranlasst, in die Digitalisierung zu investieren und die erhebliche Nachfrage nach hybriden Formaten zu befriedigen. Für 2021 sind erstmals hybride Veranstaltungen im Meeting Industry Report (MIRA) erhoben. Es wurden 3.6 Prozent der gemeldeten Veranstaltungen, insgesamt 371, hybrid veranstaltet. «Wir sind gespannt, wie anhaltend dieser Trend zu virtuellen und hybriden Formaten sein wird», merkt Stübe an.

Die kongressstärksten Monate waren der Oktober mit 633, der September mit 615, der Juni mit 367 und der November mit 346 Kongresesen. Mehr als die Hälfte des Kongressgeschäfts entfällt damit auf den Herbst (58.4 Prozent) und ein Viertel auf die Sommermonate Juni bis August (25.4 Prozent).

2021 stieg die Zahl an internationalen Kongresse auf über 200, ein Plus von 55.2 Prozent im Vergleich zu 2020. Somit konnte auch das Verhältnis zu den nationalen Kongressen von 18.3 Prozent auf 22.3 Prozent gesteigert werden. Da Kongresse mit internationaler Ausrichtung eine durchschnittlich höhere Teilnehmer*innenanzahl sowie Dauer aufweisen, haben diese einen starken Einfluss auf die generierten Übernachtungen. Über zwei Drittel oder 387’110 aller Kongress- und Tagungsnächtigungen wurden mit den  internationalen Kongressen generiert.

Besonders zahlreich waren Kongresse in den Themenbereichen Wirtschaft und Politik, Humanmedizin sowie Geisteswissenschaften. Insgesamt wurden 2’147 Kongresse, dies entspricht 78,6 Prozent aller erhobenen, mit rund 181.000 Teilnehmer*innen (71.6 Prozent) zu diesen Themen veranstaltet.

Mit einem Marktanteil von 33.1 Prozent aller gemeldeten und recherchierten Veranstaltungen führt das Bundesland Wien das Ranking im österreichweiten Vergleich an. Die weiteren acht Bundesländer generieren gemeinsam mit 66.9 Prozent zwei Drittel des gesamten österreichischen Tagungsgeschäftes.

43.6 Prozent aller Kongresse, Tagungen und Seminare waren in den Landeshauptstädten zu Gast. Dies unterstreicht unter anderem die hohe Bedeutung der Branche für den Städtetourismus.

Einen wachsenden Stellenwert legt die österreichische Tagungs- und Kongressbranche auf das Ausrichten von ‘Green-Meetings’ nach der Österreichischen ‘Umweltzeichenrichtlinie 62’.

2021 fanden österreichweit 57 Green-Meetings und 34 Green-Events mit rund 58’550 Teilnehmer’innen statt. Ende 2021 verzeichnete das Umweltzeichen 90 Lizenznehmer, ein Zuwachs von 12.5 Prozent.

«Es freut uns, dass die Zahl der zertifizierten Veranstalter von Green-Meetings wächst. Dies beweist das Umdenken der gesamten Branche, ist eine Voraussetzung für zukünftiges Wachstum und entspricht den Wünschen der Tagungsteilnehmer*innen», unterstreich Stübe die Bemühungen des Dachverbands zur Förderung von Veranstaltungen, die dieser Richtlinie entsprechen. (MICE-tip)


Hier geht es zum ausführlichen MIRA-Report.