Nachhaltigkeit: Umdenken nötig!

Der zweite Event Management Circle widmete sich der Thematik Nachhaltigkeit mit dem Fazit: Es ist bereits fünf nach zwölf!
Tagungsmoderatorin Judith Wernli mit Bettina Walch, Plan Biodivers GmbH ©EMC

Tagesmoderatorin Judith Wernli würde das Tagungsmotto ‘Nachhaltigkeit’ eigentlich lieber mit ‘Zukunftsfähig’ tauschen. Und so wurde denn auch schon bei der ersten Präsentation den knapp 100 Teilnehmenden des zweiten Event Circle 2023 im ENTRA in Rapperswil rasch klar, dass es sich beim aktuellen Tagungsthema viel mehr als nur um einen Hype handelt.

So zeigte Bettina Walch von der Plan Biodivers GmbH die enorme Bedeutung der Biodiversität auf: «Insekten sind die wahren Helden!» Sie sichern die Bodenfruchtbarkeit, bestäuben 85 Prozent aller Blütenpflanzen, verbreiten die Samen und kontrollieren die Schädlinge. Allein in der Schweiz sind jedoch 60 Prozent der Insekten gefährdet. Nicht nur, dass auch hierzulande die Biodiversität akut bedroht ist. Unter den OECD-Ländern belegt die Schweiz diesbezüglich einen der hintersten Ränge.  Ein Umdenken sei dringend nötig, so die Referentin. Um nebst der Wichtigkeit der Biodiversität auch einige Beispiele zu nennen, was jeder einzelne zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann.

Emotionen und Spass

Zum Thema ‘Wie können Event-Veranstalter das Thema Nachhaltigkeit gewinnbringend umsetzen?’ begrüsste Rolf Schwery von der acting responsibly AG die Anwesenden mit den Worten: «Willkommen im Nachhaltigkeitsdschungel». Hilfreich sei sicher der Standard ISO 20121 für nachhaltiges Eventmanagement. Für grössere Veranstaltungen in der Schweiz erwartet Schwery zumindest, dass ALU und PET gesammelt wird. I

n Form von Gewinnspielen oder ähnlichem lasse sich mit Abfall auch Geld verdienen. Voraussetzungen sind kreative Umsetzungen und die Teilnehmer müssen daran Spass haben. Grundsätzlich gilt es, mittels nachhaltigem Event Monitoring System die Risiken zu managen und die Chancen zu nutzen. Es brauche Zusagen, den Fokus auf das Wesentliche zu richten und Emotionen in die Thematik zu tragen – Nachhaltigkeit soll Spass bereiten!

Gefangen in der Wertschöpfungskette

«Mit Nachhaltigkeit und Schutz allein kriegen wir die Kurve nicht!» Denn, so Tilo Hühn, die Narrative über Lebensmittel seien sehr bedrohend. Unter dem Titel ‘Regenerative Lebensmittelherstellung – Alle Ströme sind Hauptströme für die Planetare Gesundheit’ zeigte der Referent an der ZHAW die Probleme des Nahrungsmittelbereichs für die Natur auf. Dieser ist mit 30 Prozent für das Klima und 70 Prozent für die Biodiversität verantwortlich und deshalb für die Umwelt sehr belastend.

Die Problematik sei zwar nicht neu, aber heute werde u.a. auch viel zu viel Abfall produziert. Nebst dem Preis seien die wichtigsten Fragen zur Nahrung das Woher, die Verarbeitung, die Gesundheit und insbesondere auch das Tierwohl. Hühn: «Im Lebensmittelbereich sind wir in den Wertschöpfungsketten gefangen. Es gilt, die komplett verloren gegangene Glaubwürdigkeit und die Transparenz zurückzugewinnen.» Um anhand einiger Beispiele aufzuzeigen, welche neuen Wege bei der Food Architecture begangen werden können.

Erneuerbare Energie im Überschuss

Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme bei der EMPA, wüsste eigentlich, woher die erneuerbare Energie für die Mobilität kommen könnte: Die Sonne schickt pro Jahr sehr viel mehr (Sonnen-)Energie auf die Erde, als die Welt je brauchen wird. Es müsse uns gelingen, da wo erneuerbare Energie im Überschuss vorhanden sei, diese auch zu ernten. Diese erneuerbare elektrische Energie stammt derzeit im Wesentlichen von der Wasserkraft, zunehmend von Photovoltaik- und von etwas Windanlagen.

Zwar sei heute vieles grün bemalt und nenne sich klimaneutral. Aber beim genauen Betrachten zeige sich dann ein anderes Bild. Um die selbst verursachten Emissionen ‘grün zu reden’, würden oft irgendwelche Zertifikate gekauft. Für das Klima habe allein die Nutzung von erneuerbarer Energie noch keinen Nutzen. Dem Klima sei erst dann geholfen, wenn durch das Verhalten jedes Einzelnen mehr erneuerbare Energie einfliesst.

Auch kleine Schritte helfen

Schon am 13. Mai waren weltweit alle natürlichen Resourcen dieses Jahres aufgebraucht. «Es ist offensichtlich, dass es bereits fünf nach zwölf ist», so Daniel Seyffardt. Unter dem Titel ‘Nachhaltigkeit und Psychologie – Insights aus den Verhaltenswissenschaften’ zeigte der Referent von der Affective Advisory GmbH das menschliche Verhalten zur Thematik auf. Und dieses Verhalten ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Zwar wissen wir, was ökologische Nachhaltigkeit bedeutet, aber wir verhalten uns verkehrt.

Ebenso sind Gesetze und Beschlüsse in Kraft, aber wir halten uns nicht daran. Dennoch zeigt sich Seyffardt auch etwas zuversichtlich. Mehr und mehr Unternehmen würden sich ernsthaft mit der Thematik auseinandersetzen und bei der Lösungsgestaltung auch den Menschen berücksichtigen. Mit der Reduktion von Foodwaste, weniger Abfall und etwa der Wahl des nachhaltigsten Verkehrsmittels (so zeigt beispielsweise Google Maps diese an), seien bereits erste kleine Schritte getan. (MICE-tip)