Auf den Absturz von Germanwings-Flug 4U 9525 am Dienstag vor einer Woche folgte zwei Tage später die nächste tragische Nachricht: Dass nicht ein technischer Defekt oder ein unwissentliches Fehlverhalten den Absturz herbeigeführt haben soll, sondern Absicht nicht eines Terroristen, sondern eines Piloten schockte die ganze Luftfahrtbranche und darüber hinaus.
Der Berufsstand der Piloten rückt damit in den Fokus. In einer ersten, hastigen Reaktion führten zahlreiche Airlines die «Rule of two» im Cockpit ein die schlank aufgestellten Billigairlines begannen damit PR-wirksam, der Rest musste nachziehen. Was nicht heissen soll, dass die Regelung schlecht wäre. Auch wenn sie keine komplette Sicherheit bietet, kann sie doch zumindest Kurzschlusshandlungen unterbinden. Nur müsste man sich natürlich auch zur konkreten Umsetzung Gedanken machen, etwa wie das Kabinenpersonal zu instruieren ist. Edelweiss Air arbeitet dies erst noch aus, Swiss überlässt die Umsetzung sogar dem Commander.
Mittelfristig geht es auch um das Arztgeheimnis. Das heutige System basiert stark auf der Eigenverantwortung der Piloten, was natürlich gerade bei psychischen Problemen wenig Sinn macht. Dass wegen einer Formalität Menschenleben gefährdet werden, darf nicht sein. Ein Melderecht oder sogar eine Meldepflicht des privaten Arztes gegenüber der Airline ist zu befürworten. Noch wichtiger aber ist ein Betriebsklima, in dem die Piloten ihre psychischen Probleme aus Angst um ihren Job gar nicht erst verheimlichen müssen.
All diese Massnahmen und Diskussionen zeigen: Während sich die Luftfahrt in den letzten Jahren viele Gedanken zu Bedrohungen von aussen gemacht hat, ging es nur selten um eine mögliche Gefahr aus dem inneren Kreis. Es folgt nun die heikle Angelegenheit, dies mit Massnahmen und neuen Regelungen zu korrigieren, ohne eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber einem ganzen Berufsstand zu schaffen.
Stefan Jäggi