Was bei Telekommunikations- oder Unterhaltungsunternehmen längst normal
ist, hält nun auch in der Flugbranche flächendeckend Einzug:
Einheitspreise für Basisdienstleistungen und, darauf aufbauend,
nachfrageorientierte und kostenpflichtige Zusatzdienstleistungen. Mit
anderen Worten: Die Zeiten, in denen im Flugpreis auch die Verpflegung
und die Unterhaltung an Bord eingeschlossen sind, gehen dem Ende zu.
Vor Jahren bereits machten es Charter- und Low-Cost-Gesellschaften vor:
Für Essen an Bord, Kopfhörer oder Spezialgepäck musste bezahlt werden.
Der tiefe Preis galt lediglich für die Beförderungsleistung. Unter dem
Druck der hohen Ölpreise, der weltweiten Finanzkrise und dadurch
schwächelnder Nachfrage sowie einem brutalen Verdrängungswettkampf in
Zeiten der Konsolidierung versuchen nun auch herkömmliche
Netzwerk-Airlines, dieses Modell umzusetzen.
Air Canada war ein Wegbereiter des sogenannten «unbundling» damit ist
das Aufbrechen sämtlicher Flugdienstleistungen in einzeln zu bezahlende
Services gemeint, wie z.B. Gebühren für Verpflegung, Zweitgepäck, etc.
Dort gibt es bereits seit fast vier Jahren vier verschiedene
Tarifstrukturen: Mit «Executive» erhält man flexible Flugtickets
inklusive Mahlzeit und allem; wer «Tango» bucht, erhält nur den Flug
und muss jede zusätzliche Dienstleistung berappen. SAS hat ihrerseits
bereits vorgemacht, dass man auch mit einem One-Way-Tarifmodell am
Markt bestehen kann.
Laut US-Medienberichten evaluiert American Airlines ernsthaft ein auf
das ganze Angebot ausgedehntes «À-la-carte»-Preismodell, welches auch
die anderen US-Airlines brennend interessieren dürfte. Zurzeit stehe
nur noch die Frage im Raum, wann die GDS die hochkomplexen neuen
Tarifstrukturen darstellen können. Schon jetzt nehmen AA, United, Delta
und Co. jährlich hunderte Millionen Dollar via solche jüngst
eingeführten Gebühren ein. Die Palette an separat zu
beziehenden/bezahlenden Dienstleistungen ist lang. Inzwischen steht in
den USA sogar bereits zur Diskussion, ob Übergewichtige mehr bezahlen
sollen (weil sie mehr Fuelverbrauch verursachen) oder ob man für
Sauerstoffmasken oder Decken bezahlen soll.
Der Fantasie der Yield Manager sind keine Grenzen gesetzt. Die
«Transparenz» mit den neuen verursacher- bzw. nachfragegerechten
Preisstrukturen schafft aber zusätzliche Arbeit im Verkauf. Und die
beworbenen Tiefpreise sind neue PBV hin oder her längst ein Witz.
Die einst stolze Airlinebranche ist zum Rappenspalter geworden.



