Wer glaubt, dass mit dem Verzicht von American Airlines (AA) auf die Erhebung einer Gebühr für Buchungen via die Travelport-GDS die Vertriebszukunft nun geregelt ist, täuscht sich. Das Armdrücken zwischen AA und Travelport (und Sabre) im Kampf um die Kontrolle über die Distribution von Flugtarifen, welcher nun seit über zwei Monaten anhält, erhält lediglich eine neue Wendung.
Gewiss, AA dürfte den Widerstand nicht nur der GDS, sondern auch der Reisebüro- und Geschäftsreiseverbände weltweit unterschätzt haben, oder aber darauf spekuliert haben, dass andere Airlines schneller mitziehen. Es steht ausser Frage, dass weitere Airlines den Kampf um ein AA-«Direct Connect»-Modell äusserst genau verfolgen. Die erste Runde geht aber an Travelport: AA kann die Gebühr nicht durchsetzen.
Den Schwanz zieht der Airline-Gigant aber nicht ein. Vielmehr wird in einer Art Gegenforderung von Travelport verlangt, sofort die hohen GDS-Gebühren zu senken, welche AA im Anschluss an einen Streit mit Travelport-Tochter Orbitz auferlegt wurden. Die AA-Flüge sind nicht mehr in Orbitz gelistet auch nicht in Expedia, Hotwire und weiteren OTAs. Zudem habe die (inzwischen zurückgezogene) «YY Tax» von Travelport auf AA-Flügen eine Wettbewerbsverzerrung dargestellt. Kurz: Die beiden Parteien werden den Kampf vor Gericht weiterführen. Und AA auf andere Weise versuchen, Direct Connect durchzubringen.
Die Frage ist: Geht AA im Kampf um «ihre» Vertriebszukunft nicht zu grosse Risiken ein? Um USD 200300 Mio. einzusparen, werden 43% des AA-Vertriebs so viel soll über die Travelport-GDS laufen aufs Spiel gesetzt. Das entspricht einem Umsatz von rund 8 Mia. Dollar. Allzu schlimm waren die globalen Auswirkungen aber kaum: Der Verlust im 4. Quartal betrug bei einem Umsatz von USD 4,2 Mia. rund USD 97 Mio. im 4. Quartal 2009 waren es noch USD 344 Mio.
Dennoch: AA braucht nun statt des Vorschlaghammers diplomatische Mittel. Chairman & CEO Gerard Arpey liess verlauten, man sei an guter Zusammenarbeit mit dem Reisebüro-kanal und den GDS interessiert, und es sei eine Lösung möglich, welche für alle Parteien gut sei. Wie diese aussehen soll, ist unklar Arpey verwies lediglich darauf, dass AA weiterhin daran arbeite, Kosten zu senken und dank persönlicherem Zugang zum Endkunden mehr Umsatz zu generieren. Deutlicher kann man das Festhalten an der eingeschlagenen Strategie nicht ausdrücken.