«Ab Zürich gibt es 50 Routen, die für uns profitabel wären» (Ausgabe 2015-18)

Oliver Meier über das Schweizer Airlineprojekt Eurosky, das nun Metropolitan Airlines heisst.

Herr Meier, was bewegt Sie dazu, in diesem extrem umkämpften Markt eine neue europäische Airline zu gründen? 

Die heutigen regionalen Flugverbindungen werden der Nachfrage nach direkten Flügen und dem Wirtschaftsstandort Schweiz nicht gerecht. Als innovative Regionalairline werden wir diese Märkte erschliessen, nicht als Konkurrent zu den bestehenden Netzwerk-Airlines und Billigfluggesellschaften, sondern mehr als Ergänzung. 

Zuerst hiess ihr Projekt Eurosky. Weshalb wurde dieses nun umbenannt? 

Eurosky war der Projektname und es war von Anfang an wahrscheinlich, dass er geändert werden würde. «Metropolitan» widerspiegelt perfekt unseren Brand, das Produktversprechen sowie die internationale Nuance unserer Strategie.

Sie waren Pilot bei Crossair und Emirates – genügt dies bereits als Qualifikation, um eine Airline zu gründen? 

Die Erfahrung als Flugkapitän ist eine ideale Grundvoraussetzung, um Führungsaufgaben im Fluggeschäft wahrzunehmen. Das alleine genügt aber natürlich nicht. Bereits früh war ich in diversen Kaderpositionen tätig, vornehmlich im Bereich Operationen und Technik sowie in der Beratung. 2012 wurde ich bei Emirates in das so genannte «High-potential»-Programm aufgenommen und zum Airline Executive ausgebildet. Und ich verfüge ausserdem über einen Hochschulabschluss in Air Transport Management.

Weshalb könnte gerade Metropolitan Airlines Erfolg haben, während es zahlreiche andere Regional Carriers nicht schaffen? 

Bestehende Regionalairlines verfügen selten über die nötige Betriebsdisziplin und entsprechend tiefe Kostenstruktur, um regionale Flugstrecken gewinnbringend erschliessen zu können. Metropolitan Airlines wird im Regionalsegment diesbezüglich neue Standards setzen.

Und was machen die Legacy Carriers falsch? 

Der Begriff «Legacy Carriers» könnte treffender nicht sein: viele Altlasten, viel zu viel Administration und militante Gewerkschaften. All dies resultiert in viel zu hohen Betriebskosten. Dazu kommt oftmals eine unmotivierte Servicekultur, kombiniert mit einem schlechten Produkt. Eine der wenigen europäischen Netzwerk-Airlines in Europa, die es geschafft haben, sich den neuen Markt-realitäten erfolgreich anzupassen, ist meiner Meinung nach Swiss und teilweise auch Aer Lingus.

Welche Strategie verfolgen Sie mit Metropolitan? 

Metropolitan wird Menschen, Städte und Wirtschaftsräume mit direkten Flügen verbinden. Im Fokus stehen primär Geschäftsreisende; das Ferienreisegeschäft wird eine kleinere Rolle spielen. Unsere erste Basis wird in Zürich eröffnet, später werden weitere Basen im In- und Ausland folgen. Wir werden eine Regionaljet-Flotte betreiben mit Maschinen, die weniger als 100 Sitzplätze aufweisen. Metropolitan ist eine «Boutique-Airline», also ein qualitativ hochstehendes Grundprodukt, welches individuell mit zusätzlichen Concierge-Leistungen ergänzt werden kann. 

Gibt es in Europa überhaupt noch Nischenrouten, die ein gewisses Potenzial haben? 

Allein ab Zürich haben wir über 50 mögliche Routen identifiziert, die wir mit unserer Kostenstruktur profitabel betreiben können. 

Und wie finanzieren Sie ein solches Projekt?

Da wir in intensiven Schlussverhandlungen sind, kann ich zu diesem Zeitpunkt keine Angaben zur Finanzierung machen. Was ich jedoch sagen kann ist, dass es keine Frage mehr ist, ob wir dieses Projekt finanzieren können, sondern nur noch wann. 

SJ