Aer Lingus schafft den Turnaround trotz Irland-Krise (Ausgabe 2012-14)

2010 und 2011 war die Airline hoch profitabel.

Irland steht vor einer erneuten Rezession, trotz massiver Sparübungen gelingt der Turnaround nicht. Anders sieht es beim National Carrier Aer Lingus aus: Inmitten der Wirtschaftskrise hat die Airline die Kehrtwende geschafft. 2009 noch defizitär, konnte sie nun zum zweiten Mal in Folge ein positives Ergebnis präsentieren. Der Umsatz stieg um 6% auf EUR 1,29 Mia., der operative Gewinn sank zwar um 6,5%, ist aber mit EUR 49,1 Mio. immer noch positiv und liegt damit deutlich über den Erwartungen. In Irland konnte mit diesen Zahlen Hauptkonkurrentin – und Grossaktionärin – Ryanair überholt werden.

für viele ist der aktuelle Erfolg vor allem das Verdienst von CEO Christoph Müller. Nachdem der Deutsche 2009 ans Ruder kam, hat die Airline das Low-Cost-Modell endgültig ad acta gelegt, sich aus den Ryanair-Märkten zurückgezogen und nur noch auf profitable Strecken gesetzt. «Heute sind wir eine Art Hybrid-Airline», sagt Sprecher Herbert Euler, «wir haben nach wie vor ein günstiges Tarifsystem und auch unsere Website mutet Low-Cost-mässig an, aber wir wollen gleich-zeitig auch Qualität bieten.» Gepäckaufgabe und Verpflegung beispielsweise seien zwar weiterhin kostenpflichtig, aber modular dazubuchbar.

In der Schweiz verlaufe die Entwicklung ebenfalls sehr zufriedenstellend, auch wenn keine konkreten Zahlen bekannt gegeben werden. «In den letzten zwei Jahren konnten wir den Sitzladefaktor ab Zürich und Genf ordentlich steigern, die Passagierzahlen liegen im zweistelligen Plus, und mit der Profitabilität der Strecken sind wir sehr zufrieden», so Euler.

Die Verbindung Zürich–-Dublin wurde auf den Winter 2011/12 hin auf siebenmal pro Woche aufgestockt, Genf wird von Dublin aus per aktuellen Sommerflugplan sogar neunmal angeflogen. Zu den täglichen Verbindungen kommt am Freitag und Montag jeweils eine Abendverbindung, da diese Strecke häufig von Geschäftskunden genutzt wird. Fast ausschliesslich Leisure-Verkehr hat Aer Lingus auf der Strecke Cork–Genf, die nur im Winter betrieben und vornehmlich von irischen Wintersportlern genutzt wird.

Die Zukunft von Aer Lingus bleibt spannend. Die irische Regierung muss aufgrund einer Auflage der EU ihre Anteile von 25,1% abstossen; Gerüchten zufolge interessiert sich neben Ryanair, die bereits 29,8% hält, auch Etihad für diese Anteile. Laut Euler ist man mit diversen Airlines im Gespräch, kommentiert die Entwicklung zurzeit aber nicht. Möglich wäre auch, dass sich Aer Lingus bei dieser Gelegenheit komplett von Ryanair trennen will. 

Zurzeit kein Thema ist gemäss Euler hingegen eine Rückkehr zur Oneworld-Allianz, aus der Aer Lingus 2006 ausgetreten ist, oder ein Beitritt zu einer anderen Allianz.

Stefan Jäggi