Seit 21 Jahren bietet die Firma AG Traveltrend in Bern Reisen nach Skandinavien an. Zuerst starteten die beiden Inhaber Martin Wäger und Barbara Moser mit den vier klassischen Ländern Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, kurz darauf stiess Island dazu, noch etwas später die arktischen Destinationen (Grönland, Spitzbergen) und zuletzt noch die baltischen Staaten und der äusserste Westen Russlands.
Vor allem Schweden bereitet derzeit Freude. Dazu Martin Wäger: «Wir haben dies zu unserer Schwerpunkt-Destination gemacht und verzeichnen momentan mit unseren Mietwagenrundreisen und weiteren Angeboten fantastische Zunahmen.» Er weist darauf hin, dass Schweden genauso wie auch Finnland oder Island, aber im Gegensatz etwa zu Norwegen nicht mehr als Hochpreisdestination angesehen werden darf: «In Skandinavien macht man oft mobile Ferien, also mit maximal ein bis zwei Übernachtungen pro Hotel. Diese Form der Ferien wäre auch in Spanien oder Italien kostspieliger. Mietet man aber ein Ferienhaus z.B. in Finnland, kommt man teilweise sehr günstig weg.»
Weniger zufriedenstellend sei das Baltikum-Geschäft. «Diese Destinationen hielten nicht, was man sich davon versprach», so Wäger. Man hält aber daran fest, im Interesse eines kompletten Angebots im Norden. Zu einem solchen würden aber auch Schottland oder Irland gehören. Wäger ist sehr an diesen Destinationen interessiert, doch sei es bisher nicht zu einer Lancierung gekommen. Er hat dies aber noch «in einer Schublade» und meint, «vielleicht kommen wir demnächst damit heraus».
Diese Expansionslust deutet nicht darauf hin, dass AG Traveltrend sich sehr mit einem Verkauf oder sonst einer Nachfolgelösung befasst. Wäger winkt ab: «Barbara Moser ist jünger als ich, wir stehen nicht unter Druck. Ausserdem ist es doch so, dass Touristiker mit 65 selten in Pension gehen.» Jedenfalls wird nicht mit Hochdruck an einer Lösung gesucht. Obwohl Wäger glaubt, dass ein spezialisierter Reiseveranstalter gewiss interessant wäre für grössere Unternehmen so wie damals Kontiki für Kuoni.
AG Traveltrend hatte einmal eine Kooperation mit Hotelplan. Ein Verkauf kam aber unter anderem «aufgrund personeller Wechsel bei Hotelplan» nicht zustande. Die Folge: Hotelplan lancierte einen eigenen Skandinavien-Spezialisten, AG Traveltrend verlor einen Distributionspartner. Heute ist man vor allem auf Direktkunden angewiesen. «Die Vertriebssteuerung der Gross-TOs hat uns allgemein geschadet, weil wir immer weniger von unabhängigen Reisebüros verkauft werden», so Wäger. Zudem drohte das kleine Retailing, das AG Traveltrend im Interesse der Kundschaft unterhält, in sich zu zerfallen, weil die Grossen die Codes aufgrund mangelnden Umsatzes zu entziehen drohten. So übernahm AG Traveltrend vor zwei Jahren die RB Reiseberatung in Bern zu 100 Prozent, mitsamt den drei Angestellten. Seither wird über den Code dieses Reisebüros verkauft.
Auch vertreibt Traveltrend über OTA wie z.B. travel.ch und ist «offen für alle Vertriebskanäle», so Wäger. Damit hält sich das Unternehmen an der Muristrasse in Bern weiterhin gut, wobei Wäger keine Zahlen veröffentlicht. Er hat aber nebst den drei Mitarbeitenden von RB in der Zentrale sieben Vollzeitangestellte plus einen Lehrling. Deren oberstes Ziel: Neukunden akquirieren. Denn Skandinavien-Reisende seien keine Repeater und «Norden-Freaks» buchten selber, so Wäger. Aber AG Traveltrend ist ja auch im Bereich Mikro-TO aktiv.
Jean-Claude Raemy